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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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plötzlich an Professor Dumbledore aus dem Harry-Potter-Film denken, den er vor zwei Wochen mit Katrin im Kino gesehen hatte. Er strahlte eine ähnliche, überlegen-warmherzige Weisheit aus.
    »Sie wollen wissen, wo Ihre Freundin steckt. Ich kann Ihnen versichern, dass Brindi sie nicht entführt hat«, fuhr der Arzt jetzt fort. »Dazu wäre er gar nicht in der Lage.«
    Manfred sah ihn überrascht an.
    »Ich kann und will nicht ins Detail gehen«, erklärte Weidemann weiter. »Aber da Sie sich verständliche Sorgen um Ihre Freundin machen, sage ich Ihnen soviel: MarioBrindi ist todkrank. Meiner Einschätzung nach wird er nur noch wenige Wochen leben, vielleicht nicht einmal so lange. Im Oktober kam er hierher, weil er den Verdacht hatte, schwer krank zu sein. Es ging ihm sehr schlecht. Er hat kein Vertrauen zu den Ärzten in der Klinik, deshalb ist er zu mir gekommen. Ich habe ihn schon behandelt, als er noch ein kleiner Junge war.« Weidemann seufzte. »Er war so ein liebes Kind.« Er setzte seine Brille wieder auf. »Ich weiß nicht, warum er ausgebrochen ist. Er hat mich nicht in seine Pläne eingeweiht. Ich vermute, er wollte einfach in Freiheit sterben.«
    »Und wenn er doch …?« Manfred brach ab, als Weidemann ihn streng musterte.
    »Ich sagte Ihnen doch, junger Mann, er ist schwer krank, sehr schwer krank. Glauben Sie mir, er wäre körperlich gar nicht in der Lage dazu, eine Frau zu überwältigen und gegen ihren Willen festzuhalten. Er hat vermutlich kaum noch die Kraft, sich selbst auf den Beinen zu halten.«

15
    Es war Viertel nach sechs, als Halverstett bei Manfred Kabritzky klingelte. Rita Schmitt stand neben ihm im Hauseingang und fröstelte. Sie sah ein wenig aus wie von einem anderen Stern, mit ihrer dicken, weißen Daunenjacke, deren pelzbesetzte Kapuze sie tief in die Stirn gezogen hatte, und den ebenfalls weißen, voluminösen Stiefeln, die ihn an das Schuhwerk von Astronauten erinnerten. Halverstett sinnierte gerade über den Sinn oder Unsinn, sich für solches Schmuddelwetter ausgerechnet weiße Kleidung zuzulegen, als aufgedrückt wurde. Sie betraten das Treppenhaus und stiegen in den ersten Stock.
    Im Türrahmen stand jedoch nicht Kabritzky, sondern eine junge Frau, die die beiden Beamten misstrauisch beäugte. Sie hatte die Haare bis fast auf die Schädeldecke kahlgeschoren und ihre Augen waren dunkel geschminkt. Der Kommissar zog seinen Dienstausweis aus der Tasche.
    »Kripo, mein Name ist Halverstett, wir müssen mit Herrn Kabritzky sprechen.«
    Die Frau zuckte unbeeindruckt mit den Achseln.
    »Ist nicht da.«
    »Und wann kommt er zurück?«
    Wieder ein Achselzucken.
    »Könnten wir vielleicht kurz hereinkommen und mit Ihnen reden?«, mischte Rita Schmitt sich jetzt ein.
    Die Frau hielt wortlos die Tür auf und die beiden Polizisten folgten ihr ins Wohnzimmer. Ohne große Eile nahm sie einen Haufen Bettzeug von der Couch und trug ihn aus dem Raum. Sie kam wieder, deutete stumm auf das Sitzmöbel, auf dem sich immer noch ein paar Zeitschriften, mehrere Socken und zwei pinkfarbene Plüschkissen breit machten, und fragte:
    »Soll ich uns ’nen Tee machen? Er kommt bestimmt bald wieder.«
    Sie verschwand in der Küche. Halverstett setzte sich auf die Couch und starrte auf den Teppichboden. Der Fall ärgerte ihn. Es gab zu viele irritierende Details. Sie hatten jede Menge Hinweise und Spuren, aber im Grunde wussten sie nicht einmal, ob sie es mit einem einzigen Fall zu tun hatten, in dem Brindi die zentrale Figur war, die Katrin entführt und Dagmar Ülzcin ermordet hatte, oder ob Brindis Flucht, Katrins Verschwinden und der Mord im Grafenberger Wald womöglich gar nichts miteinander zu tun hatten. Und jetzt saß er hier, und wenn er Pech hatte und Kabritzky nicht mit einer überzeugenden Erklärung und einem astreinen Alibi für den späteren Sonntagabend aufwarten konnte, musste er einen Mann in U-Haft nehmen, von dessen Unschuld er beinahe so überzeugt war wie von seiner eigenen. Manfred Kabritzky war ein impulsiver, manchmal nicht besonders feinfühliger Mensch, aber er war so gewalttätig wie eine Nonne. Er kannte ihn jetzt seit über zehn Jahren, ihre Berufe brachten es mit sich, dass sie sich immer wieder über den Weg liefen, und er hatte nicht ein einziges Mal erlebt, dass der Journalist handgreiflich oder auch nur aggressiv geworden wäre.
    Während Halverstett den Teppichboden studierte, sah Rita Schmitt sich neugierig im Zimmer um. Bücherregale nahmen zwei Wände ein, und vor den

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