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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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langen Schritten ins Wohnzimmer, ließ sich auf die Couch fallen und streifte sich die matschigen Schuhe von den Füßen. Dann legte er den Kopf nach hinten und schloss die Augen. Entweder hatte er die Anwesenheit der beiden Polizeibeamten gar nicht bemerkt oder es scherte ihn nicht.
    »Schön, dass Sie gekommen sind«, fing Rita Schmitt an. »Wir haben ein paar Fragen an Sie.«
    Manfred riss die Augen auf und starrte sie an. Sein Blick flog zu Halverstett, dann zu Gudrun. Schließlich entspannten sich seine Gesichtszüge.
    Halverstett sah jeden einzelnen Gedanken in den aufgerissenen Augen, so als liefe dort in rasendem Tempo ein Film ab, er sah das Auf und Ab der Gefühle, das in Bruchteilen von Sekunden wieder vorüber war; den Schrecken, die Hoffnung, die Panik und dann die Resignation, die schließlich übrig blieb.
    »Was wollen Sie?«, stieß Manfred hervor.
    Rita Schmitts Stimme klang sachlich und kühl. Sie kam sofort auf den Punkt. »Sie haben uns nicht die Wahrheit erzählt. Sie haben Dagmar Ülzcin am Sonntagabend noch einmal getroffen.«
    Er machte gar nicht den Versuch, es abzustreiten. »Sie hatte mich angelogen. Sie wusste, wo Katrin ist.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich bin nicht blöd. Ich kann zwei und zwei zusammenzählen.«
    »Sie waren also davon überzeugt, dass Brindi Katrin entführt hat und dass Dagmar darüber Bescheid wusste.« Die Polizistin trat vor die Couch und fixierte ihn. Es sah aus, als wolle sie ihn hypnotisieren.
    »Sie waren wütend. Verzweifelt. Katrin schwebte in Lebensgefahr. Sie mussten Dagmar dazu bringen, auszupacken. Sie haben sie angefleht. Aber sie hat einfach nichts gesagt. Sie haben sie geschüttelt. Angebrüllt. Aber sie hat geschwiegen. Da sind Sie durchgedreht. Sie haben angefangen auf sie einzuschlagen. Sie wollten die Wahrheit aus ihr herausprügeln. Sie mussten Katrin retten. Als sie sich dann plötzlich nicht mehr rührte, dachten Sie, sie sei tot. Da gerieten Sie in Panik und sind abgehauen.«
    Sie verstummte, doch er reagierte nicht. Da holte sie zum letzten Schlag aus. »Das hätten Sie nicht tun sollen. Sie hätten einen Krankenwagen rufen sollen. DagmarÜlzcin lebte noch. Jetzt ist sie tot. Erfroren. Wenn sie wirklich etwas über Katrins Verbleib wusste, kann sie es uns nicht mehr sagen.«
    Für eine Weile sprach niemand. Rita und Manfred starrten sich gegenseitig an. Rita herausfordernd, Manfred scheinbar ausdruckslos. Halverstett musterte nachdenklich den Teppich und Gudrun fuhr nervös mit dem Finger über den Rand ihrer Teetasse.
    Schließlich erwachte Manfred aus seiner Erstarrung. »Ja, ich habe Dagmar noch einmal getroffen. Ja, wir haben uns gestritten. Ich habe sie angeschrien, ihr vorgeworfen, dass sie mit Katrins Leben spielt. Sie hat zurückgebrüllt. Ich hätte keine Ahnung, was wirklich los sei. Brindi habe niemandem etwas getan. Weder damals noch jetzt. Er sei unschuldig. Die ganze Leier.«
    Manfred stand auf und trat ans Fenster. »Es war ganz komisch«, fuhr er dann fort. »Sie hat rumgekreischt, war richtig hysterisch. Und dann plötzlich ist sie zusammengebrochen und hat ’nen Heulkrampf gekriegt. So als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Dann hat sie lauter wirres Zeug geredet; ich habe nur die Hälfte verstanden. Ich bin zur Wohnungstür gegangen. Mir war klar, dass ich aus der nichts Verständliches mehr rauskriegen würde. Ich hätte vermutlich bei ihr bleiben und mich um sie kümmern sollen. Es ging ihr nicht gut. Aber ich hatte einfach nicht den Nerv dazu. Das Letzte, was sie zu mir sagte, war: Mach dir keine Sorgen. Katrin ist nicht in Gefahr.«
    Rita Schmitt blickte ihn misstrauisch an. »Eine interessante Geschichte. Die sollten Sie auf dem Präsidium noch einmal in allen Einzelheiten zu Protokoll geben. Außerdem brauchen wir eine Speichelprobe. DNA. Sie wissen ja. Worte sind schön und gut, aber Fakten sind besser. Dürfte ich Sie bitten, Ihre Schuhe wieder anzuziehen?«
    Manfred starrte sie an, und einen Augenblick lang glaubte Halverstett, er würde explodieren, aber dann trottete er zur Couch zurück und griff nach seinen Schuhen. Ritas Blick wanderte jetzt zu ihrem Kollegen und sie sah ihn fragend an, weil er immer noch schwieg. Er nickte zustimmend.
    Gudrun griff nach ihrem Tabakpäckchen, legte es aber wieder weg. »Er ist doch nicht verhaftet, oder?«
    Halverstett schüttelte den Kopf. »Nein. Er ist nicht festgenommen.«
    Manfred hatte seine Schuhe inzwischen wieder angezogen, stand aber nicht auf. »Gibt es

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