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Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen

Titel: Katrin Sandmann 03 - Wintermärchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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großen Fenstern zur Straße stand ein Schreibtisch, auf dem haufenweise Notizen, Computerausdrucke und Zeitungsartikel den Laptop fast unter sich begruben. Der Drehstuhl, der davor stand, ertrank nahezu völlig unter der Last eines Sammelsuriums aus Kleidungsstücken, die eindeutig nicht von Manfred Kabritzky waren. Sie mussten der Frau gehören, die in der Küche Tee kochte. Jetzt kam sie mit einer Kanne und Tassen zurück ins Wohnzimmer.
    »Jemand Zucker? Milch? Obwohl –« sie unterbrach sich, »Milch ist, glaub ich, gar nicht da.«
    »Zucker ist in Ordnung, danke.« Nachdem sie unauffällig ein wenig Platz geschaffen hatte, setzte Rita sich jetzt auch zu Halverstett auf das Sofa. Sie hatte ihre Jacke geöffnet. Es war sehr warm in dem kleinen Zimmer.
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«, sagte Halverstett.
    »Gudrun Weisse. Eine Freundin von Manfred.«
    »Sie wohnen hier?«
    »Bin zu Besuch. Aus Berlin.« Gudrun fischte aus dem Papiergewirr auf dem Schreibtisch einen halbvollen Aschenbecher und platzierte ihn auf dem kleinen Tisch vor der Couch. Sie zündete sich eine Zigarette an. »Sie haben doch nichts dagegen?«
    Halverstett setzte zu einer Antwort an, doch Gudrun sprach weiter, bevor er den Mund aufmachen konnte. »Ich kenne ihre Schwester, Dagmar Ülzcins Schwester, meine ich, wegen der sind sie doch hier, oder? Diese Zicke. Sie wissen schon, Jeanette Grima. Susi, die blöde. Ich arbeite für die Produktionsfirma, die diese Serie macht. ›Verrückt nach Susi‹. Glauben Sie mir, im wirklichen Leben ist keiner verrückt nach der.« Gudrun zog an ihrer Zigarette. »Eine echte Nervensäge.«
    Rita Schmitt war beeindruckt. »Sie arbeiten beim Film? Wie faszinierend! Da lernt man bestimmt eine Menge interessante Leute kennen.«
    Halverstett warf ihr einen halb amüsierten, halb missbilligenden Blick zu. Dann fragte er: »Wussten Sie, dass Jeanette Grima hier in Düsseldorf ist? Haben Sie sie in den letzten Tagen gesehen?«
    »Glücklicherweise nicht. Aber Manfred hat sie getroffen. Sie hat vor Katrins Wohnung rumgelungert.«
    »Wann war das?«
    »Gestern.«
    »Hat sie gesagt, seit wann sie in Düsseldorf ist?«
    Gudrun blickte den Kommissar erstaunt an. »Ich dachte, Sie hätten sie herbestellt, weil ihre Schwester tot ist?« Dann zog sie die Augenbrauen zusammen, als sie begriff. »Sie war also schon hier? Wie interessant.« Sie klopfte die Asche am Aschenbecher ab. »Sie konnte ihre Schwester nicht sonderlich gut leiden, glaube ich. Oder vielleicht sollte ich es anders ausdrücken. Sie war ihr lästig. Sie hat manchmal angerufen. Ich war selbst ein paar Mal dabei. Meistens wollte sie Geld, soweit ich das mitgekriegt habe.«
    »Und Sie wissen nicht, wann genau Jeanette Grima in Düsseldorf angekommen ist?«
    »Nö. Aber vielleicht hat sie es Manfred gesagt. Fragen Sie ihn doch. Außerdem kriegen Sie das doch auch so raus, oder? Sie sind doch von der Polizei. Sie können doch bestimmt die Flüge checken oder so.« Sie zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette und drückte sie dann im Aschenbecher aus.
    Halverstett ging nicht weiter auf Gudruns Hinweis ein, sondern fragte stattdessen: »Wissen Sie, ob Jeanette gegenüber Herrn Kabritzky die Gründe erwähnt hat, warum sie nach Düsseldorf gekommen ist?«
    Gudrun schnaubte. »Nein. Wir haben uns nicht besonders ausführlich darüber unterhalten. Die liebe Jeanette ist nicht gerade mein Lieblingsthema. Allerdings war die Sache mit Sicherheit nicht geplant. Ich weiß, dass eigentlich bis zum Dreiundzwanzigsten gedreht werden sollte. Also muss sie ziemlich plötzlich abgehauen sein. Richie – das ist unser Produzent – ist bestimmt stinksauer, weil wir mal wieder ihretwegen total aus dem Zeitplan kommen. Letztes Mal hat er ihr schon gedroht, sie rauszuschmeißen. Er meint das natürlich nicht wirklich ernst. Er weiß genau, ohne sie läuft die Serie gar nicht. Trotzdem glaube ich nicht, dass sie schon wieder riskiert hat, ihn auf die Palme zu bringen, wenn sie nicht ’nen verdammt guten Grund hatte.«

    ***

    Im Schneckentempo kroch der Verkehr über die Bergische Landstraße. Roberta trommelte ungeduldig mit den Fingern auf das Lenkrad. Sie wollte endlich Gewissheit haben. Sie schaltete das Radio ein und sofort wieder aus, als ihr ein nerviger Werbespot entgegenhallte. Die aufgesetzte Fröhlichkeit erschien ihr in ihrer Situation wie blanker Zynismus.
    Als der Anruf von der Polizei gekommen war und man sie gebeten hatte, ein Paar Handschuhe zu identifizieren,

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