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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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zuknallen. Dann schepperten ihre Absätze über das Laminat . Bedächtig nahm er einen weiteren Schluck und dachte an Maren Lahnstein. Die nüchterne und dennoch nicht gefühllose Selbstverständlichkeit, mit der sie Leichen aufschnitt, Gewebeproben entnahm und ihre Berichte in das Diktiergerät sprach. Und mit der sie seinen Arm gedrückt hatte, gestern Morgen, als er das Gefühl gehabt hatte, die ganze Henkergeschichte würde wie eine Woge über ihm zusammenschlagen und ihn mit sich reißen. Er dachte an Maren Lahnstein und musste lächeln.

12
    »Du hast also deinen ersten echten Fall gelöst. Cool.« Roberta räkelte sich auf dem Sofa. Sie griff nach den Salzstangen und fing an zu knabbern. »Wie fühlt sich das an? Eine Arbeit anzufangen und richtig zu Ende zu bringen?«
    Katrin verzog das Gesicht. »Na ja. Es ist schon ein gutes Gefühl. Aber verschwundene Haustiere wiederfinden ist nicht gerade mein Traumjob.«
    »Es geht ums Fertigwerden.« Roberta fuhr mit dem Finger durch ihre blonden Haare. Sie hatte versucht, sie ein Stück wachsen zu lassen, das Experiment aber vor ein paar Tagen abgebrochen. Die Friseuse hatte sie wieder zu ihrer üblichen Kurzhaarfrisur gestutzt. »Ich arbeite den ganzen Tag, koche Fischstäbchen und Spaghetti, putze Klos und Nasen, wasche, bügle, kaufe ein. Aber fertig werde ich nie. Du hast keine Ahnung, wie frustrierend das manchmal ist.«
    Katrin griff nach ihrer Teetasse. »Da hast du natürlich recht. Und ich bin wirklich stolz auf die Lösung, die ich gefunden habe. Frau Hirschwedder ist so froh, dass sie ihren Hund wiederhat, dass sie Jan sogar noch eine Belohnung zugesteckt hat. Außerdem führt er Flips jetzt dreimal die Woche aus.« Sie stellte die Tasse zurück auf den Tisch. »Was mir mehr Sorgen macht, ist diese Feenfrau .«
    » Feenfrau ?!« Roberta richtete sich auf. In dem Augenblick öffnete sich die Wohnzimmertür. »Mama. Ich hab Durst.« Tommy blickte mit großen Augen von Katrin zu Roberta und wieder zurück. Er hielt einen Teddy unter den Arm geklemmt, und der Schnuller steckte so im Mundwinkel, dass er trotz des Fremdkörpers zwischen den Lippen erstaunlich deutlich sprechen konnte.
    »Tommy!« Robertas Blick war zur Uhr geschnellt. »Es ist nach neun. Du solltest längst schlafen.«
    »Aber ich habe doch Durst.«
    »Du hast ein großes Glas Saft zum Abendbrot getrunken.«
    »Ich habe aber immer noch Durst.«
    Roberta stand auf. »Einen Schluck Wasser. Und dann gehst du sofort wieder ins Bett.«
    Tommy schob den Schnuller in den anderen Mundwinkel. »Saft.«
    »Nein, Tommy. Du hast schon die Zähne geputzt. Wenn du wirklich Durst hast, muss Wasser reichen.« Roberta nahm ihn an der Hand. »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie zu Katrin.
    Die lächelte. »Lass dir Zeit. Gute Nacht, Tommy, schlaf schön.«
    »Gute Nacht, Katrin.« Er trottete an der Hand seiner Mutter in die Küche. Katrin hörte gedämpfte Fragmente der Saft-Wasser-Diskussion, kurz darauf Schritte auf der Treppe. Seufzend lehnte sie sich zurück. So süß die Kinder ihrer Freundin auch waren, ihr Kater Rupert war ihr tausendmal lieber. Sie hätte nicht die Nerven, immer wieder solche Auseinandersetzungen auszutragen, und wahrscheinlich hätte Tommy bei ihr längst den Saft bekommen, nur damit sie rasch wieder ihre Ruhe hatte. Roberta kam zurück ins Zimmer. »Dieser Schurke.« Sie ließ sich aufs Sofa fallen und fingerte eine Salzstange aus der Tüte.
    »Was hat er getrunken?«
    »Wasser natürlich.«
    »Ich bewundere dich.«
    Roberta zog eine Grimasse. Dann wurde sie ernst. »Was für eine Feenfrau ?«
    »Die Schwester der Toten, die sie gestern Morgen in der Altstadt gefunden haben.«
    »Die geköpft wurde?«
    Katrin nickte. Dann erzählte sie Roberta von Silke Scheidt und von Annika Lennard . Von dem rosa Jogginganzug. Den Feen. Und den Schokoriegeln.
    »Komische Frau«, murmelte Roberta. »Wie kann man nur seine ganze Wohnung mit Feen bestücken? Wirklich seltsam.«
    »Das hatte etwas von einer anderen Welt, verstehst du?«, antwortete Katrin. »Einer Märchenwelt. Fern der grausamen Realität.«
    Roberta runzelte die Stirn. »Du meinst, so als wolle sie der Realität entfliehen?«
    »Ja, vielleicht.«
    »Weil sie die nicht erträgt?«
    » Hmm .«
    »Heißt das, du glaubst, dass Carina Lennard die Wahrheit gesagt hat, was ihren Vater angeht?«
    Katrin nickte. »Wäre doch möglich. Und ihre Schwester will davon nichts wissen. Sie hat sich ihre eigene Welt geschaffen, weil sie an der realen

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