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Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Katrin Sandmann 04 - Blutsonne

Titel: Katrin Sandmann 04 - Blutsonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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runter. Flips wäre beinahe unter die Räder gekommen. Das Auto hat ihn berührt. Er hat aufgejault, ganz leise, und dann ist er direkt zu mir. Da habe ich ihn mitgenommen. Ich wollte, dass er in Sicherheit ist.«
    »Hast du das Kennzeichen von dem Wagen gesehen?«
    Jan sah sie überrascht an. »Das Kennzeichen? Warum?«
    »Nur so. Hast du es gesehen?«
    »K-SP 454.«
    Katrin schnappte nach Luft. Der Wagen aus der Altstadt.
    »Alles okay?« Jans grüne Augen bohrten sich in ihre.
    »Ja, klar.« Katrin räusperte sich. »Du hast aber ein gutes Gedächtnis.«
    »Ist doch nicht schwer, sich ein paar Zahlen und Buchstaben zu merken.«
    Katrin lächelte. »Das sagst du so.« Ihre Gedanken stolperten übereinander. Sie sollte Halverstett anrufen. Diesmal wirklich. Und zwar so schnell wie möglich. Doch zuerst musste sie die Sache mit dem Hund zu Ende bringen. »Wo ist Flips?«
    »Im Gartenschuppen.«
    »Dann gehen wir ihn jetzt holen und bringen ihn Frau Hirschwedder .«
    Jan senkte den Kopf. »Muss das sein?«
    »Jan, der Hund gehört dir nicht. Außerdem kannst du ihn gar nicht draußen herumlaufen lassen. Er ist den ganzen Tag in dem Schuppen eingesperrt. So hat er es doch nicht besser als bei Frau Hirschwedder , oder?« Sie sah, dass seine Augen feucht schimmerten. »Vielleicht lässt sich ja eine Lösung finden«, begann sie. »Wenn Frau Hirschwedder Flips nicht mehr so oft ausführen kann, dann freut sie sich bestimmt über Hilfe. Du könntest hin und wieder mit ihm spazieren gehen, was meinst du?«
    Jan strahlte. »Au ja.«
    In dem Augenblick hörten sie jemanden rufen. »Jan. Jan, was machst du da? Du sollst doch nicht rumtrödeln! Das Essen ist fertig.«
    Jan fuhr erschrocken herum. Dort, wo der Weg in die Flotowstraße mündete, stand seine Mutter. Wütend starrte sie Katrin an.
    »Entschuldigung. Es war meine Schuld.« Katrin zwinkerte Jan zu. »Heute Nachmittag um fünf, hast du dann Zeit?«
    Jan nickte.
    »Kannst du mit dem Hund zu Frau Hirschwedder kommen?«
    »Sind Sie auch da?«
    »Natürlich. Keine Sorge. Sie wird dir nicht böse sein. Sie wird sich viel zu sehr darüber freuen, dass Flips wieder da ist.«
    »Jan!« Die Stimme wurde schriller.
    »Ich muss«, zischte der Junge. »Wir sehen uns heute Nachmittag.« Er stürmte davon. Katrin hoffte, dass er nicht allzu viel Ärger mit seinem Vater bekommen würde.

     
    *

     
    Als Kriminalhauptkommissar Klaus Halverstett die Wagentür hinter sich zuknallte, war er einfach nur müde. Er wollte sich ins Wohnzimmer setzen, ein Glas Wein trinken und aus dem Fenster durch den Garten hinab auf die Hügel über dem Neandertal blicken, wo er als Junge gespielt hatte. Keine Morde, keine entstellten Leichen, mitten aus dem Leben gerissene Existenzen, Stunden zuvor noch voller Träume, Pläne und Erinnerungen, Menschen, die er nur noch als leblose Körper kennenlernte . Für heute hatte er genug.
    Im Flur stolperte er über einen Gegenstand. Er schlug mit dem Knie dagegen und wäre beinahe zu Boden gestürzt. Ein Koffer.
    »Veronika?«
    »Ich bin oben.«
    Halverstett rieb sich sein schmerzendes Knie. »Was ist los? Verreist du?«
    Veronika Halverstett erschien am Treppenabsatz. »Ich habe dir dreimal davon erzählt. Ich fahre nach Berlin. Meine Freundin eröffnet dort eine Galerie. Vielleicht stelle ich demnächst auch mal dort aus. Berlin. Verstehst du? Nein, du verstehst nicht. Du lebst nur für die Toten.« Sie machte kehrt und verschwand im Schlafzimmer.
    Halverstett zuckte mit den Achseln. Er erinnerte sich dunkel, dass seine Frau ihm etwas von einer Vernissage erzählt hatte. Er hatte nicht richtig zugehört. Wie so oft. Er hatte versucht, sich für Veronikas Kunst zu interessieren, hatte sie auf Ausstellungen begleitet, war durch Museen hinter ihr hergetrottet. Er hatte sogar sein kleines Arbeitszimmer aufgegeben, damit sie dort ein Atelier einrichten konnte. Doch richtig verstanden hatte er ihre Begeisterung für Farben und Leinwände nie. Er fühlte nichts, wenn er ein Bild betrachtete. Es war für ihn nur ein willkürliches Gemisch aus Farben und Formen. Austauschbar. Ohne Leben.
    Er wählte Whisky statt Wein. Die Flasche Glenfiddich stand ganz hinten im Wohnzimmerschrank. Seit Jahren hatte er sie nicht angerührt. Er nippte und starrte aus dem Fenster, beobachtete den Nebel, der in milchigen Schwaden aus dem Tal heraufgekrochen kam. Schon wieder Nebel. Nein. Er wollte nicht daran denken, nicht jetzt.
    Er hörte Veronika im oberen Stockwerk Schranktüren

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