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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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ging, konnte ich schon immer ziemlich nachtragend sein!
    Diesmal klappte alles wunderbar und schmerzfrei. Mit der Jeans, die gar nicht mal so schlecht saß, dem schwarzen T-Shirt und trockenen Socken stellte ich mich wieder der Menschheit zur Verfügung.
    Sonia hatte inzwischen den Schreibtisch zum Esstisch umfunktioniert und mit den »Kleinigkeiten ihres Lieblingsitalieners« gedeckt. Dazu eine Flasche Rotwein samt Gläsern und – Kerzen! Frauen – egal ob zwölf oder zweiundachtzig – lieben Kerzen. Naturgesetz! Und ich merkte, dass ich schon seit einiger Zeit ganz schön Kohldampf schob.
    Das Essen – in Essig und Öl eingelegte Meeresfrüchte, Pilze, Artischocken, Paprika und Was-weiß-ich-nicht-noch-alles – war köstlich. Und der Wein auch. Wir genossen den Festschmaus, ohne uns zu unterhalten. Jeder war mit eigenen Gedanken beschäftigt und es war okay.
    »Also, ich weiß zwar, dass der Fall für uns eigentlich abgeschlossen ist«, sagte Sonia schließlich, »aber was sie mir erzählt haben, geht mir immer noch durch den Kopf. Lappés Reaktion finde ich auch ziemlich seltsam und ich überlege, ob er sich einfach nur absetzen will? Zumindest für ein Weilchen. Oder vielleicht sogar für immer? Noch mal neu durchstarten, neues Leben, neue Abenteuer, womöglich eine neue Frau? Wäre ja für einen Mann in seinem Alter nicht ungewöhnlich. Sagt zumindest die Statistik. Und meine weibliche Intuition.«
    Weibliche Intuition! Eine der beliebtesten Umschreibungen dafür, wenn man etwas verstehen wollte, was nicht zu erklären war, sich deshalb gegen jede kühle Verstandesarbeit in die abenteuerlichsten Vermutungen und Gefühle hineinsteigerte und damit am Ende – das war der springende Punkt! – dann meistens auch noch völlig richtig lag. Andererseits: Meinen Vermutungen und Eindrücken weibliche Intuition entgegenzusetzen, war mehr als recht und billig. Und brachte mich jetzt außerdem auf eine andere Idee, quasi eine männliche Intuition.
    »Könnte sein. Vielleicht liegt der Schlüssel aber auch in den Berechnungen und finanziellen Szenarien, die Lappé auf den leeren Umschlag notiert hat. Sie wissen schon, dieser Umschlag aus seinem Tresor! Was genau hat er da berechnet und vor allem: wieso? Und warum hat er seine Berechnungen gerade auf diesen Umschlag geschrieben? Zufall? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ich denke, dass die Zahlen auf dem Umschlag mit dem zu tun haben, was ursprünglich in diesem Umschlag gesteckt hat! Und genau das müsste man herauskriegen.«
    »Genau, aber wie?«
    »Nun, ich hätte da schon eine Idee: Der Absender dieses Umschlags, und vor allem natürlich seines Inhalts, ist ein Unternehmen aus Traunstein. Nennt sich MediConsult. Die müsste man eben mal besuchen. Zum Beispiel als interessierter Investor, der eine attraktive Anlagemöglichkeit für sein attraktives Vermögen sucht. Denn schließlich dürfen Geldgeber schon einiges an Auskunft erwarten, oder?«
    Sonias Augen leuchteten lebhaft.
    »Das ist es! Und wann geht es los? Morgen?«
    Jetzt hatte ich mich doch mit meinen Ideen glatt in eine Zwickmühle geredet! Mehr noch: In eine dieser seltenen »Dreizwickmühlen«, denn einerseits hatte ich für diese Aktion weder Auftrag noch Legitimation, andererseits war ich aber mittlerweile wirklich neugierig, ob hinter meinen Vermutungen etwas steckte, ob also der gute Jüjü tatsächlich hinter dem Rücken von liebender Frau und wehrlosem Kind eine große Sache plante, und drittens: Wie hätte ich es je verantworten können, Sonias Begeisterung und detektivischen Tatendrang so jäh und brutal auszubremsen?
    »Na klar!«, sagte ich deshalb sehr viel überzeugter als ich es war und mit einem mulmigen Gefühl. »Aber das muss natürlich gut vorbereitet sein. Zum Beispiel brauchen wir beide dafür den entsprechenden Auftritt inklusive Outfit und so. Ist ja klar, oder?«
    »Das heißt: Sie im Handtuch, ich im passenden Badetuch?«
    »Eine verlockende Vorstellung, keine Frage! Aber besser noch wäre: edles Tuch, einstudierte Rolle, ein wohlhabender Investor eben und seine schnuckelige Assistentin. Was meinen Sie, kriegen wir das hin?«
    »Und ob!«
    Sonia sprang auf, kam herüber auf meine Seite des Schreibtischs, griff zum Telefonhörer, wählte mit flinken Fingern eine Münchner Nummer, verdeckte mit der Hand die Sprechmuschel und zwinkerte mir zu. Ihr Zwinkern bedeutete so viel wie: Keine Angst, vertrau’ mir, ich mach das schon!
    Ich hatte keine Angst, vertraute ihr, war mir

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