KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
gesagt, dass das mit dem Klamottenwechsel so eine Sache ist.«
»Kann ich nicht finden. Ich steh auf Männer, die ein Handtuch in Würde zu tragen wissen. Außerdem habe ich schon mal einen nackten Mann gesehen. Und halb nackte sowieso.«
»Na dann«, sagte ich. Mehr fiel mir als Kommentar dazu nicht ein. Dann setzte ich mich hinter meinen Schreibtisch, öffnete den Humidor und bediente mich. »Übrigens, es gibt zwei Neuigkeiten zu vermelden, eine positive und eine etwas verwirrende. Welche zuerst?«
»Für den Anfang vielleicht die positive?«
»Okay. Also: Unser erster Fall ist praktisch abgeschlossen. Ich habe Vanessa ins Verhör genommen und dabei hat sich meine Vermutung bestätigt: Sie war es, die diesen klebrigen Klebebrief an ihren Vater verfasst hat.«
Sonia schien weniger überrascht, als ich es erwartet hatte.
»Zwölfjährige Mädchen! Mit denen hat man halt so seinen Spaß. Und wie ist sie auf diese blödsinnige Idee gekommen?«
»Das war wohl eine Mischung aus Rachsucht und Schiss. Rachsucht, weil sie ihre Stiefmutter in mehr oder weniger innigem Beisammensein mit Toni Mooseder erwischt hat und natürlich gleich die Chance sah, Maria, die Ungeliebte, bei ihrem Vater anzuschwärzen. Oder vielleicht sogar endgültig loszuwerden. Schiss deshalb, weil, als sie das ihrer Stiefmutter brühwarm gesteckt hatte, die ihr sofort mit finsterer Rache drohte. Daraufhin hat Vanessa ihre Botschaft anonym per Brief an den Mann gebracht. Man kann wirklich nicht behaupten, dass die beiden eine sehr konstruktive Art haben miteinander umzugehen, was?«
»Wohl wahr! Aber eins verstehe ich immer noch nicht so ganz: Was hat diese angebliche Entführung von Gottfried damit zu tun?«
»Tja, der entführte Gottfried. Das ist eine Geschichte für sich«, sagte ich und konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. »Vanessa hatte sich in den Kopf gesetzt, ihre Stiefmutter hätte den Hund als Druckmittel eingesetzt, um sie einzuschüchtern und sie davon abzuhalten, den Mund aufzumachen. Und als Gottfried dann weg war, glaubte sie, dass nur Maria dahinterstecken könnte. Sie musste ihn entführt haben, ganz klar. Deshalb hat sie das beste Detektiv-Team links und rechts der Isar auf diesen vermeintlichen Fall angesetzt. Und sie lag mit ihrer Vermutung auch nicht so ganz daneben, allerdings war das eine Entführung der ganz besonderen Art. Erstens ungewollt und zweitens mit erheblichen Hindernissen.«
Ich erzählte Sonia ausführlich von meinem telefonischen Auftritt als »europäischer Hundebeauftragter der Organisation ELVIS« und von Mooseders und Gottfrieds schlingernder Geisterbahnfahrt, bei der nicht auszumachen gewesen war, wer von beiden vor Panik und Entsetzen mehr geschlottert hatte.
Sonia kicherte zuerst in sich hinein und lachte am Ende der Geschichte lauthals los. Keine Frage, was sie da zu hören bekam, gefiel ihr ausnehmend gut.
»Da wäre ich zu gerne dabei gewesen!«, sagte sie, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. »Und wenn die andere Geschichte auch so verrückt ist, dann sollte ich vielleicht vorher mal kurz aufs Klo gehen.«
»Wird nicht nötig sein, denn die zweite Neuigkeit ist, wie gesagt, eher verwirrend. Um es kurz zu machen: Es scheint, dass unser Freund Jüjü irgendetwas vorhat, von dem niemand etwas wissen soll. Ist im Moment nur so ein Gefühl, aber: Was würde Ihnen durch den Kopf gehen, wenn einer lauter Unterlagen verschwinden lässt, die er vorher so sorgsam in seinem Tresor verwahrt hat?«
»Oh!«
»Genau das dachte ich im ersten Augenblick auch. Oder, um genau zu sein, ich dachte: Oh, oh, oh!«
»Und es gibt überhaupt keine konkreteren Hinweise?«
»Nee. Angeblich ist Jüjü auf dem Sprung zu einem wichtigen Kongress. Sonst nichts. Außer vielleicht ...«, fügte ich bedeutungsschwanger an und machte eine Kunstpause, die noch schwangerer war. Ging wunderbar auf, die Taktik: Sonias Ohren hingen gebannt an meinen Lippen. Ach, wenn man da erst bedachte, dass es ja noch so vieles mehr an Möglichkeiten gab, womit sie an meinen Lippen hätte hängen können!
»... außer vielleicht der Tatsache, dass Jüjü auf das Ergebnis unserer Ermittlungen ziemlich eigenartig reagiert hat. Ich meine, dass er nicht gerade heilfroh ist, von seiner eigenen Tochter so einen Brief zu kriegen, das ist schon klar. Begeisterung hatte ich deshalb auch nicht erwartet, aber Jüjü war regelrecht enttäuscht. Dabei wäre es doch viel schlimmer gewesen, wenn diesen Brief tatsächlich ein Erpresser geschrieben
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