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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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erneut, und diesmal klang es tatsächlich belustigt. »... Na ja, und jetzt, wo mich Maria dermaßen ausnimmt, werde ich wohl auch in Zukunft hin und wieder den einen oder anderen Hintern liften müssen.«
    Man konnte sagen, was man wollte, aber: Der gute Jüjü war zwar gerade im Begriff, zum wiederholten Male eine ganze Stange Geld einzubüßen, aber seinen Humor hatte er wenigstens nicht verloren. Zumindest seinen Galgenhumor.
    Im Seitenblick sah ich jemanden auf uns zukommen. Eine Frau. Ich musste unwillkürlich hinschauen. Sie trug ein edles, knapp geschnittenes Lederkostüm, was verdammt sexy aussah. Dazu Stöckelschuhe, Handtasche und dünne schwarze Handschuhe bis zu den Ellenbogen. Die Haare waren straff hochgesteckt, was ihr ein sehr weibliches Aussehen mit einem geheimnisvollen Hauch von Strenge verlieh. Und erst jetzt erkannte ich sie: Es war Honigmelönchen. Heilige Vitaminbombe – die Welt war doch voller Überraschungen, und eine überraschender als die andere!
    Honigmelönchen, deren Vorname todsicher mit »S« begann und die im Zweifelsfall auch gerne mal zur Rute griff, stellte sich hinter Jüjü, kreuzte ihre Arme über seiner Brust und küsste ihn von oben auf die Stirn. Dann setzte sie sich links neben ihm auf die Lehne seines Stuhls. Für einen winzigen Moment der Unachtsamkeit konnte ich die schwarzen Spitzen ihrer Seidenstrümpfe sehen. Und vor allem, dass es halterlose Strümpfe waren. Eine überaus interessante Beobachtung, wenn auch ohne jeden weiteren Erkenntniswert. Mache ich öfter. Spezialität von mir. Um Jüjüs befriedigende Zukunft war mir jedenfalls bei diesem Anblick nicht mehr bang.
    »Der Concierge sagte mir, dass du hier in der Lobby bist. Ich dachte, du wärst im Zimmer und würdest dich ein bisschen ausruhen, Liebling. Stattdessen hast du schon wieder eine Besprechung. Hoffentlich nichts Unangenehmes, oder? Ihr guckt nämlich so ernst«, sagte sie mit ihrer sirupsüßen Stimme und ich musste mich beherrschen, mir nicht die Finger in die Ohren zu stecken, um mal eben zu kratzen.
    »Wie man es nimmt«, antwortete Lappé. »Aber ich denke, ich habe jetzt so weit alles geregelt. Geh ruhig schon mal aufs Zimmer und mach dich frisch. Ich komm dann auch gleich.«
    Honigmelönchen erhob sich. Diesmal ein wenig geschickter als vorhin, denn ihre strammen Schenkel, die den Halterlosen Halt verliehen, blieben in kuscheliger Deckung. Dann schritt sie durch die Lobby auf den Lift zu, und Jüjüs wie auch meine Augen bildeten Spalier, bis sie verschwunden war.
    »Dann würde ich vorschlagen, dass ich morgen Vormittag zwecks Unterschrift und Beglaubigung mit einem Notar wieder hier erscheine. Vielleicht so gegen elf Uhr, wenn es Ihnen recht ist«, sagte ich. Und nach einer kurzen Pause, in der wir uns beide wieder fixierten, wenn auch diesmal sehr viel friedlicher: »Ich kann mich doch darauf verlassen, dass Sie hier sein werden?«
    Jüjü leerte mit einem letzten Schluck sein Cognacglas.
    »Sie können, Herr Katz, Sie können.«
    »Gut. Nach der Unterzeichnung werde ich dann kurz Ihre Frau über den Stand der Dinge informieren sowie dieses verteufelte Zettelchen in ein Häufchen Asche verwandeln. Und Ihre Frau wird danach Franjo Neumayer davon überzeugen, dass an diesen Gerüchten, von missgünstigen Neidern in die Welt gesetzt, nichts, aber auch gar nichts dran ist, denke ich. Und das wäre dann ja auch in ihrem Interesse. Ihren Plänen für die Zukunft stünde dann nichts mehr im Wege.«
    »Ein Trost, immerhin«, sagte Jüjü und nickte einigermaßen befriedigt.
    Dann verabschiedeten wir uns nicht ohne ein gewisses Einverständnis und wie richtige Männer, nämlich: mit einem kräftigen Handschlag und in der Erkenntnis, dass man umarmen sollte, was man nicht besiegen kann – bis zur nächsten, vielleicht günstigeren Gelegenheit. Was mich betraf: Ich konnte nicht abstreiten, dass ich Jüjü Lappé – seinen Frust, seine Pläne, seine Sehnsüchte – mittlerweile ganz gut verstand. Aber ich verstand sowieso fast alle Leute. Zumindest nach einer Weile. Nur mich verstand meistens keine Sau.

39
    Im »Continental« hatten sie noch ein Zimmer frei. Und bei der Erwähnung des Namens »Plümeli, Urs« gab es tatsächlich 15 Prozent Rabatt. Fein, so war das also, wenn man Beziehungen hatte.
    Ich brachte meine Klamotten aufs Zimmer, konnte der Versuchung nicht widerstehen, es mir auf dem Bett gemütlich zu machen und schlief auf der Stelle ein.
    Als ich wieder aufwachte, war es schon zehn nach

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