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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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Umschlag, denn auch Briefe von Denunzianten werden weder unentgeltlich noch zum Sondertarif befördert und, zum Zeichen, dass alles seine Ordnung hat, akkurat abgestempelt: 8339 war mit Mühe zu entziffern, die fünfte Ziffer konnte eine 2, 3, 6 oder 8 sein. Kurzes Googeln ergab: Die Briefe kamen mit größter Wahrscheinlichkeit aus Freilassing an der deutsch-österreichischen Grenze und nur den Sprung einer rheumatischen Katze von Salzburg entfernt.
    Während mir diese Erkenntnis kam, kam auch Sonia mit dem Kaffee.
    »Seien Sie so nett und rufen Sie Hans-Jürgen Lappé an, Sonia! Ich möchte gerne wissen, woher genau seine Frau stammt.«
    »Sofort!«
    Sonia stellte die Tasse auf meinem Schreibtisch ab und machte sich an die Arbeit. War es nicht schön, eine solche Sekretärin zu haben? Klar war es das!
    Ich nippte zufrieden an meinem Kaffee und machte mir so meine Gedanken über die Herkunft des Briefes, über Maria Lappé und darüber, ob das jetzt schon die richtige Spur war. Dass Maria Lappé aus der Nähe von Rosenheim kam, wusste ich ja bereits. Aber Freilassing war eine ganze Ecke von Rosenheim entfernt, bestimmt fast hundert Kilometer. Warum also war der Brief dort eingeworfen worden? Gab es eine Verbindung nach Rosenheim oder war das mit Freilassing nur ein Ablenkungsmanöver?
    Die Gegensprechanlage machte blinkend auf sich aufmerksam. Insgesamt schon jetzt eine gute Investition fand ich und drückte grinsend auf die leuchtende Cheftaste.
    »Ja, was gibt’s?«
    »Maria Lappé kommt aus Prutting. Das ist ein kleines Nest, ungefähr zehn Kilometer nordöstlich von Rosenheim. Aber die genaue Anschrift mit Straße, Hausnummer und so konnte Herr Lappé mir auch nicht geben. Er meinte, er wäre noch nie da gewesen.«
    »Macht nichts, das finden wir dann schon. Eine Frage noch: Können Sie mit einer Kamera umgehen, Sonia-Schätzchen?«
    »Klar! Ich mache zwar nicht unbedingt Spitzenfotos, aber technisch ist das jedenfalls kein Problem.«
    »Wunderbar, wie wäre es dann mit einer kleinen, spontanen Dienstreise? Nur Sie und ich und die Digitalkamera?«
    »Gern!«
    »Also würde ich vorschlagen, dass wir uns in zehn Minuten auf die Socken machen.«
    »Und zwar nach Prutting, nehme ich an?«
    »Ganz genau! Und alles Weitere besprechen wir dann auf der Fahrt in den schönen Chiemgau.«

9
    Die A8 Richtung Salzburg war wie immer voll. Dafür hatte es endlich aufgehört zu regnen. Kurz hinter Weyarn strahlte die Sonne auf eine bayerische Bilderbuchlandschaft mit einer Bergkulisse, die ein Modelleisenbahner aus Gips nicht trefflicher hätte modulieren können. Aus dieser engen, heilen Welt also kam Maria Bunzenbichler. Ein ganz schön weiter Weg bis zur Münchner Highsociety.
    Es wurde Zeit für die ermittlungstaktischen Instruktionen oder genauer: für die fantasievolle Story, mit deren Hilfe ich die gewünschten Informationen aus dem störrischen Landvolk leiern wollte. Sonia hatte die Augen geschlossen und fing mit ihrem Gesicht die Sonne ein, wie es fast alle Frauen gerne machen, wenn es draußen schön ist. Wie Sonnenblumen.
    »Also, Sonia, hier ist unsere Legende.«
    »... unsere was?«
    In Ordnung. Ein bisschen Unterricht konnte nicht schaden, und schließlich musste ich sie ja irgendwo mal anbringen, meine geballte Kompetenz.
    »Das ist ein Begriff aus der Detektiv-Schule, erste Lektion. Wir Privatschnüffler dürfen Vieles nicht, was die Polizei darf. Aber dafür dürfen wir auch wiederum Einiges, was die Kollegen von Staats wegen nicht dürfen. Zum Beispiel: schummeln. Weil sich das aber nicht so besonders gut anhört, nennen wir unsere Schummeleien nicht Schummeleien sondern Legende. Und unsere Legende lautet diesmal: Wir beide sind von der Presse, ich Redakteur, Sie Fotografin. So bekommen wir am Ende, wenn alles glatt geht, unsere Informationen und obendrein auch noch schöne Fotos. Ist das nichts?«
    »Von welcher Zeitschrift sind wir denn: Stern, Bunte, Das goldene Blatt?«
    »Na ja, das wäre jetzt wieder eine echte Lüge oder noch schlimmer: eine Schummelei ohne Fantasie. Ich würde sagen wir kommen von der Zeitschrift Chic, einem People-Magazin für und über die Prominenz von München.«
    »Aha, wir lügen also nicht, wir haben eine Legende. Und was ist da der Unterschied?«
    »Der Zweck. Detektive wandeln mit spitzen Füßchen auf schmalem Grad, unter uns der Abgrund, in den Händen eine Balancierstange, die uns im Gleichgewicht hält, auf der einen Seite mit Intuition, Fantasie und kleinen Tricks

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