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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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...«
    »... und auf der anderen? ...«
    »... Glück! Möglichst faustdickes Glück. Nur Krimis kommen ohne Glück aus, im Leben braucht es jeder, dringend, dauernd. Müssen Sie sich für Ihr Buch merken!«
    Sonia war beeindruckt. Vielleicht aber auch nur ernüchtert. Auf jeden Fall blieb sie still, die ganze restliche Zeit bis zu unserem Ziel.
    Prutting war sehr übersichtlich, sehr bayerisch und wirkte jetzt, am frühen Nachmittag, wie evakuiert. Am Straßenrand fegte eine korpulente Endvierzigerin mit kräftigen Oberarmen den Bürgersteig vor ihrem Haus. Obwohl es gar nichts zu fegen gab, denn ganz Prutting war herausgeputzt wie ein Geburtstagskind, kurz bevor die gerührten Tanten in seinen Feiertag trampeln.
    Wir fragten die Frau mit dem Besen nach dem Haus der Familie Bunzenbichler. Ihre Antwort in tiefstem bayerischen Dialekt ließ uns nur das Wort »Agnes« zuverlässig verstehen. Marias Mutter hieß also anscheinend »Agnes«. Das war ja schon mal ein Anfang. Dann folgten wir der Richtung, die Arme und Besen uns wiesen und landeten an der Kirche. Irgendwann landet man in bayerischen Dörfern immer an der Kirche. Da lebt, in Wohngemeinschaft mit dem lieben Gott, der Pfarrer. Und der kennt alles und jeden. Hier wollten wir noch mal fragen, ging aber nicht. War keiner zu Hause. Deshalb mussten wir unseren Weg auch ohne Hilfe von oben finden, aber wozu waren wir schließlich Detektive!
    Den Bunzenbichler-Hof fanden wir endlich ein Stück außerhalb des Dorfes. Am Waldrand, idyllisch aus der Entfernung, immer weniger idyllisch, je weiter man sich näherte. Es musste einmal ein prächtiges Anwesen gewesen sein. Allerdings war von der Pracht nicht mehr viel übrig. Jetzt wirkte der Hof wie ein Kontrapunkt zum Rest des Dorfes – düster und heruntergekommen. Auf einem riesigen Misthaufen ließ sich eine Handvoll verkackter Hühner von einem Hahn schikanieren, der so aussah, als ob er halb gerupft und mit einem Bein schon im Kochtopf wäre. Rechts daneben, genauso verkackt und an einer langen Leine, mit der er sich durch die Hinterbeine die Eier abscheuerte – was ihn aber nicht zu stören schien, im Gegenteil! – ein bellender Hund, das erbarmungswürdige Ergebnis einer wilden Sexparty von verlausten Dorfkötern. Heiliger Kuhfladen – Maria Lappé hatte einen noch viel weiteren Weg hinter sich bringen müssen als gedacht!
    Sonia musterte besorgt ihre eleganten Stöckelschuhe und nahm von ihnen innerlich schon mal Abschied.
    In der verwitterten Eingangstür des Bunzenbichler-Hofs erschien eine Frau, die uns mit energischem Schritt entgegenkam. Ich schätzte sie auf zirka 70 Jahre. Eisgrau durchzogene, dunkelbraune Haare. Ein Hals, an dem auf merkwürdige Weise die Proportionen von Länge und Umfang verschoben waren, bedingt durch einen deutlich sichtbaren Kropf. Trotzdem war die Ähnlichkeit mit Maria Lappé unübersehbar. Die gleiche kerzengerade, schmale Nase, die gleichen samtbraunen Augen, die gleiche schlanke Figur. Ich ging ihr lächelnd entgegen, das Spiel konnte beginnen.
    »Grüß Gott, habe ich das Vergnügen mit Agnes Bunzenbichler?«
    Sie musterte mich kritisch. Wahrscheinlich, weil ihr nicht so recht einleuchten wollte, warum ich wohl »Vergnügen« daran haben sollte, sie zu treffen. Kein guter Anfang, du Heini, ohrfeigte ich mich selbst! Natürlich nur innerlich und immer noch breit grinsend.
    »Und wer sind Sie?«, fragte sie barsch.
    »Mein Name ist Arno Katz, Redakteur der Zeitschrift Chic, und das ist meine Kollegin, Sonia Morelli.« Ich deutete auf Sonia, die, mit der Kamera um den Hals, neben mir durch den Parcours von Kuhfladen, klebrigen Erdklumpen und spitzigen Hundehaufen stöckelte wie der Storch durch den Salat. »Wir machen eine Reportage-Serie über prominente Münchner. Für eine der nächsten Folgen haben wir einen Beitrag über Ihre Tochter vorgesehen. Und natürlich sollten unsere Leser dabei auch etwas über Marias Elternhaus erfahren. Zur Abrundung sozusagen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen helfen kann. Ich habe meine Tochter seit Jahren nicht mehr gesehen. Was könnte ich Ihnen also schon erzählen?«
    Ich tunkte meine Stimme in Honig, brachte meine Charmefunzel zum Leuchten, dass es nur so rußte, und machte einen zweiten Anlauf.
    »Vielleicht ein paar Erinnerungen aus der Kinder- und Jugendzeit? Das wäre wirklich außerordentlich liebenswürdig von Ihnen und würde uns enorm weiter helfen.«
    Agnes Bunzenbichler stand anscheinend auf Süßigkeiten und eine gewählte

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