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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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ich nun mal, ha, ha, ha.«
    Eine Frau betrat den Friseursalon. Ungefähr siebzig Jahre alt, schlohweißes Haar. Sie wirkte ungemein gepflegt und musste früher eine ziemliche Schönheit gewesen sein. War jedenfalls anzunehmen, weil sie immer noch schön war. Eben nur nicht mehr jung. Und irgendwie kam sie mir so verblüffend bekannt vor. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis endlich der Groschen fiel: Es war dieselbe Frau, der ich vor der Sparkasse geholfen hatte. So war das mit diesen Orten wie Rosenheim: Hier war alles klein bis mittelgroß, selbst die Zufälle.
    Sie erkannte mich sofort wieder, trotz nassem Haar und blauem Lätzchen. Und lächelte mir im Spiegel zu. Wunderbar, vielleicht konnte ich jetzt meine Bonuspunkte bei ihr wieder einlösen!
    »Hallo Omilein, hier ist der Herr, von dem ich dir eben am Telefon erzählt habe. Journalist aus München. Er macht eine Story über die Tochter von den Bunzenbichlers. Die kennst du doch eigentlich ganz gut, die Bunzenbichlers, gelt?«
    »Ja freilich! Was möchten’s denn wissen, Herr ...«
    »Katz, Arno Katz.«
    »Arno, ein schöner Name«, sagte Harry. Eieiei, dachte ich. Andererseits: Die meisten Namen waren eigentlich ganz schön, wenn man selbst Henning, Diether, Detlef oder meinetwegen auch Harry hieß.
    Der Figaro kam wieder in Fahrt. Schere und Kamm sausten nur so durch meine Haarpracht. Oder vielmehr durch das, was von ihr übrig blieb. Schnippschnipp-schnapp-schnippschnipp. Ich hoffte inständig, hinterher nicht so doof auszusehen, dass es nicht durch »Kopf-unter-den-Hahn-und-Wasser-marsch!« wieder behoben werden konnte. Deshalb beschloss ich, während mir die Haare um die Ohren flogen, mich sicherheitshalber voll und ganz auf das Gespräch mit seiner Oma zu konzentrieren.
    »Freut mich sehr, dass Sie mir helfen wollen«, sagte ich in den Spiegel hinein, aus dem heraus die alte Dame interessiert bis wohlwollend zurückschaute. »Woher kennen Sie denn die Familie Bunzenbichler so gut? Kommen Sie auch aus Prutting?«
    »Nein, nein, umgekehrt. Die Agnes kommt ursprünglich aus Rosenheim. Der Vater hatte damals ein Delikatessengeschäft, gleich da hinten am Max-Josefs-Platz – »Feinkost-Thalmaier«. Gibt es leider heute nicht mehr, ist jetzt so ein Billigladen drin. Aber damals lief das Geschäft sehr gut. Ich bin mit der Agnes zusammen hier zur Schul’ gegangen und ich hab sie immer a bisserl beneidet, weil sie sich die leckeren Süßigkeiten aus dem Laden nehmen durfte, so oft und soviel sie wollte. Und weil die Familie recht geldig war, wenn Sie verstehen. Deshalb war die Agnes später auch eine gute Partie. Außerdem gescheit und fleißig. Die hätte sich jeden aussuchen können. Warum sie dann ausgerechnet den Josef Bunzenbichler geheiratet hat und nach Prutting gegangen ist, hab’ ich nie verstehen können. Na ja, die Liebe, die Liebe! Wo die hinfällt, da bleibt halt kein Auge trocken.«
    »Und die Maria? Was war die Maria so für ein Kind?«
    Schnippschnipp-schnapp-schnippschnipp.
    »Ein aufgewecktes, hübsches Maderl war sie, die Maria. Ich hab sie immer gern mögen. Leider hab ich sie nur sehr selten gesehen am Anfang, weil: Der Josef und ich haben uns überhaupt nicht leiden können. Später ist sie dann auch hier in Rosenheim zur Schul’ gegangen. Da hab ich sie dann öfter getroffen, wenn sie nachmittags beim Opa ihr Taschengeld aufgebessert hat. Im Feinkostladen. Aber ich hab das arme Maderl auch immer bedauert, weil sie es so schwer gehabt hat.«
    »Schwer gehabt? Wieso denn das?«
    »Na mit ihrem Vater halt! Der Josef war so ein richtiger Saubratz. Und jähzornig, mei! Der ist bei der kleinsten Gelegenheit aus der Haut gefahren. Hat oft Streit gegeben mit dem Josef, weil er sich mit jedem angelegt hat. Und meistens wegen der Maria. Ich hab’ damals geglaubt, es wär’, weil die Agnes und er so lange auf den Nachwuchs haben warten müssen und die Maria erst so spät bekommen haben. Immerhin war die Agnes da schon über dreißig! Aber heut’ glaub’ ich das nimmer. Heut’ denk’ ich, dass der Josef einfach a bisserl zu sehr vernarrt war in die Maria.«
    Schnapp-schnipp-schnappschnapp-schnipp.
    »Na ja, wenn die Maria doch so ein hübsches, kluges Mädchen gewesen ist, dann war das doch eigentlich ganz verständlich oder? Dass der Vater da vernarrt und stolz ist, meine ich.«
    »Stolz schon. Aber der Josef hat die Kleine als sein persönliches Eigentum gesehen. Die Maria gehört ihm mit Haut und Haaren, hat er gemeint. Nein, das hatte

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