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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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aus Pfeffer, Salz und Maggi im schmiedeeisernen Ständer – schon immer ein verlässliches Zeichen für gepflegte Gastlichkeit im Zeichen der Teamarbeit: Hier kocht der Chef, aber würzen müssen Sie schon selber!
    Der Wirt, ein Mittvierziger mit vollem, schwarzen Haar, Augenbrauen in Schnurrbartgröße und riesigen Tränensäcken unter stumpfblauen Augen, nahm die Bestellung auf: ein alkoholfreies Bier für mich, für Sonia ein Mineralwasser, »aber bitte ohne Zitronenscheibe, wenn’s geht«!
    Als er davon schlurfte, war in jedem seiner Schritte das Dilemma zu spüren, wenn sprühende Dynamik auf einen ausufernden Körperumfang trifft. Aber er machte seine Sache gut, brachte auf Anhieb das Richtige, und das in gerade mal zehn Minuten. Zehn Minuten, in denen Sonia und ich vor uns hin sinnierten und versuchten, jeder für sich, das Gehörte, Gesehene und Erlebte in einen verständlichen Zusammenhang zu bringen.
    »Also, ich bin ganz schön verwirrt von unserem Bunzenbichler-Besuch«, sagte Sonia schließlich. Sie schien die Angewohnheit zu haben, beim Denken die Nase krauszuziehen, was ziemlich nett aussah. »Oder können Sie sich einen Reim auf das alles machen, Chef?«
    »Na, ja, noch nicht so ganz, ehrlich gesagt. Die Bruchstücke passen noch nicht so recht zusammen.«
    Das war vergleichsweise untertrieben. Nicht gerade maßlos, aber doch ganz schön. Obwohl, so sehr nun auch wieder nicht, ein wenig mehr als wenig eben. Und hörte sich außerdem, gemessen an dem Durchblick, den ich im Moment tatsächlich hatte, ganz passabel an. Fand ich jedenfalls.
    »Ich denke, ich werde mich deshalb noch ein bisschen in Rosenheim umhören. Bestimmt weiß der eine oder andere noch das eine oder andere über die Bunzenbichlers, über Maria und über diesen mysteriösen Unfall ihres Vaters. Und außerdem habe ich vor, heute noch einen unangemeldeten, mitternächtlichen Besuch zu machen. Deshalb werde ich wohl am besten hier übernachten. Was ist mit Ihnen, Sonia? Soll ich Sie nachher zum Bahnhof bringen? Ich kann mir vorstellen, dass Sie Besseres zu tun haben, als in Rosenheim herumzuhängen.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst, Chef! Jetzt, wo es spannend wird? Ich meine, klar, wenn Sie das Gefühl haben, besser alleine weiter zu machen, dann verzupf’ ich mich natürlich. Aber ich würde viel lieber bleiben und mich auch ein bisschen umhören. Das kann ich gut!«
    Sonia war wegen meines Vorschlags richtiggehend empört. Und auch dabei kräuselte sich ihre Nase. Es machte also nicht nur Spaß, ihr beim Denken zuzuschauen, sondern auch, wenn sie empört war. Aber eigentlich machte es immer ziemlichen Spaß sie anzuschauen. Ich nahm ihre Antwort äußerlich mit professioneller Gelassenheit zur Kenntnis, innerlich hüpften die Eingeweide, denn das war im Grunde genau das, was ich von ihr hatte hören wollen!
    »In Ordnung! Dann würde ich Folgendes vorschlagen: Jeder von uns beiden macht einen kleinen Dorfbummel, hält Augen und Ohren offen und versucht, so viel wie möglich über die Familie Bunzenbichler und ihre Vergangenheit herauszufinden. Aber Vorsicht: Fremde, die zu forsch und neugierig herumfragen, machen sich nicht unbedingt beliebt. Und dann erfahren wir gar nichts.«
    »Ist schon klar, Chef! Wenn ich will, kann ich die Leute dazu bringen mir Geheimnisse anzuvertrauen, von denen sie bisher selber nichts wussten.«
    Sonia strahlte mich unternehmungslustig an, und ich zweifelte nicht eine Sekunde an dem, was sie sagte.

11
    Meine erste Station war der Friseur. Der Friseur deshalb, weil die Leute hier immer viel Zeit zu überbrücken haben. Und das tun sie während des Gefummels am Kopf am liebsten, indem sie über die Weltpolitik räsonieren oder – noch interessanter! – Tratsch und Klatsch aus Stadt und Land austauschen.
    An der Stirnseite des Marktplatzes fand ich den Laden des Haarschneiders. Hinter der Schaufensterscheibe zwei Porträts von Männchen und Weibchen, aufs Edelste gestylt und aufs Raffinierteste frisiert. Hei, das sah vielversprechend aus! Auf der Schaufensterscheibe prangte in gebogenem Rund der Name: »Harry’s Haarstudio – Hair & Beauty for Men & Women«. Warum die ambitioniertesten Friseure immer in den kleinsten Nestern saßen, müsste mir beizeiten auch mal einer erklären!
    Ich betrat den Salon. Schwarz-weiß gefliester Fußboden, an der linken Wand ein durchgehender Spiegel, von kleinen, nackten Glühbirnen in matt glänzenden Alufassungen umrahmt. Darunter eine Ablage aus schwarz lackiertem Holz

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