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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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einer scharfen Explosion. Der Geräuschkulisse nach rechnete ich damit, dass er auf einem motorisierten Besenstiel oder einem getunten Feuerwerkskörper um die Ecke gerauscht käme. War aber ein Motorrad. Ein altes BMW-Gespann, glänzend schwarz lackiert, mit breitem Ledersattel, jeder Menge Chrom, das in der Sonne blitzte, und einem Beiwagen in kühner Keilform mit barock geschwungenem Schutzblech und einer Windschutzscheibe, die sich standhaft in den Fahrtwind stemmte. Schnittig wie ein Torpedo auf Landgang.
    Toni Mooseder war das, was der Bayer »ein gestandenes Mannsbild« nennt. Stämmig, kräftig, nicht dick, aber auch nicht gerade schlank, so mittendrin eben. Dass er Bärenkräfte hatte, sah man schon von Weitem. Und auch, dass alles an ihm irgendwie größer war als normal. Wenig zu sehen war dagegen von seinem Gesicht, zum einen wegen der großen, dunklen Schutzbrille, die die Augen verdeckte, zum anderen wegen des kreisrunden, schwarzen Helms, der – zack: umgedreht! – auch eine zünftige Gulaschkanone abgegeben hätte.
    Mooseder stellte seine BMW, die noch ein letztes Mal unternehmungslustig explodierte, vor dem Bürogebäude ab und verschwand samt Brille und Gulaschkanone im Haus. Nach einer halben Minute kam er wieder heraus und schritt forsch auf uns zu, jetzt ohne Brille und Gulaschkanone.
    Kurz vor einer möglichen Kollision blieb er stehen, musterte zuerst Sonia recht intensiv, dann mich, wenn auch sehr viel beiläufiger. Mir fielen zwei Sachen an ihm auf: erstens, dass von seinen beiden Riesenpranken die rechte vom Ansatz der Finger bis fast zum Ellenbogen einbandagiert war. Und zweitens, dass es seinem Holzfällerschädel mit dem kantigen Gesicht erkennbar an Feinschliff mangelte. Auf Frauen wirkte das wahrscheinlich männlich-markant, auf mich dagegen eher wie eine Schnitzarbeit, die nicht zu Ende gebracht worden war. Vielleicht weil die Motivation zur Vollendung dieses Werks weit vor dem Finale zur Neige gegangen war. Oder aus Zeitmangel.
    Ich lächelte Toni Mooseder zwecks Aufheiterung freundlich an und deutete auf seine verbundene Hand.
    »Unfall, was? Ist ja auch ein ganz schön gefährlicher Beruf, den Sie da haben.«
    »Bin gebissen worden«, knurrte er zurück.
    »Ach, da kann man mal sehen: Dass Holz ein lebendiges Material ist, wusste ich ja. Aber so lebendig?«
    Er verzog keine Miene. War wohl nicht ganz die Art von Humor, die ihn aus dem Häuschen brachte.
    »Meine Schwester sagt, Sie wollen mit mir sprechen. Worum geht’s?«
    Ah, das quirlige, so überaus hilfsbereite Wesen aus dem Büro war also seine Schwester. Jetzt war natürlich alles klar!
    »Wir hätten gerne ein paar Informationen von Ihnen.«
    »Informationen? Was für Informationen?«
    »Also, die Sache ist die: Wir sind Journalisten aus München und arbeiten gerade an einer Serie über Münchner Prominente. In einer der nächsten Folgen wollen wir eine Story über Maria Lappé bringen.«
    Ich benutzte absichtlich nicht Marias Mädchennamen. Kleiner Test.
    »Für welche Zeitschrift sagten Sie?«
    »Sagte ich eigentlich noch gar nicht.«
    »Und? Für welche?«
    »Ganz neuer Titel: Chic – das Peoplemagazin.«
    »Eine Geschichte über Münchner Prominente, soso! Und da schreibt’s jetzt also über die Maria? Sauber!«
    Test hatte funktioniert: Der gute Toni hatte Maria Bunzenbichler, beziehungsweise Maria Fröhlich, beziehungsweise Maria Lappé nicht aus den Augen verloren, trotz der verschlungenen Pfade, die sie bis in die Münchner Highsociety zurückgelegt hatte. Und es war nicht auszuschließen, dass er immer noch recht intensiv und nicht nur aus der Ferne mit seiner ehemaligen Jugendliebe in Verbindung stand. Genau das wollte ich herauskriegen. Und dafür gab es ein probates Mittel: fragen!
    »Sagen Sie, Herr Mooseder, wann haben Sie denn Maria Lappé zuletzt gesehen? Schon lange her?«
    »Noch nicht lange. Ein paar Tage vielleicht. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Na ja, um ehrlich zu sein: Es ist gar nicht so einfach, etwas Genaues über sie zu erfahren. Sie scheint nicht gerade viele Freunde zu haben. Und von denen, die sie hat, sollen Sie der engste sein. Sagt man jedenfalls.«
    Mooseder grinste anzüglich.
    »Da merkt man doch gleich, dass ihr Journalisten seid: Schon ordentlich herumgefragt, was? Ja, ja, ich kenne die Maria schon sehr lange. Und auch sehr gut, das könnte man schon so sagen. Sie war halt schon immer meine große Liebe, wenn Sie es genau wissen wollen. Seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind.

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