KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
Sachen, die nicht jeder wissen muss. Schließlich sind die Lappés nicht irgendwer, sondern zählen schon was in der Münchner Gesellschaft! Ist schon toll, wenn man da einen Fahrer, der nicht neugierig ist und gerne plaudert.«
»So isses und so bleibt es. Deshalb bin ich ja auch seit fast zwanzig Jahren bei den Lappés.«
»Ach, dann haben Sie ja auch Herrn Dr. Lappés erste Frau gut gekannt! Ich habe gehört, sie soll eine sehr beeindruckende Frau gewesen sein.«
War zwar Quatsch, dass ich das gehört hatte, aber man konnte es ja mal versuchen. Die Wirkung auf Karl war jedoch vielversprechend, er bekam jetzt einen fast verklärten Gesichtsausdruck.
»War sie auch. Hatte Klasse und Verstand und ein riesengroßes Herz. Ich habe ihr viel zu verdanken.«
»Inwiefern?«
»Geht Sie zwar eigentlich nichts an, aber: Ich war damals etwas am Schwimmen, wenn Sie verstehen, was ich meine. War halt ein junger Kerl und wusste nicht so recht, was ich wollte, und die anderen trauten mir nichts zu. Aber bei ihr war das anders. Hat mir nur in die Augen geschaut, dann ihrem Mann zugenickt und schon hatte ich die Stelle hier. Und als ich dann die Elfriede geheiratet hatte, war das auch in Ordnung und gab keinen Ärger. Werde ich ihr nie vergessen. Nicht zu fassen, dass sie so plötzlich und auf diese fürchterliche Art ...«.
Er unterbrach sich mitten im Satz. Wahrscheinlich, weil er schon viel mehr gesagt hatte, als er eigentlich wollte. Und weil seine Frau über den Kiesweg auf uns zugeknirscht kam.
»Eine Frage noch«, sagte ich, denn ich hatte noch nicht erfahren, was ich eigentlich von ihm hatte wissen wollen. »Als versierter Chauffeur können Sie mir bestimmt helfen: Sie fahren doch in letzter Zeit regelmäßig in die Gegend nach Rosenheim, habe ich gehört.«
»Und?«
»Ich muss da demnächst geschäftlich auch öfters hin. Können Sie mir nicht ein paar gute Schleichwege verraten, damit ich nicht immer auf die verstopfte A 8 muss?«
»Sagen Sie bloß, Sie haben kein Navi!«
»Im Prinzip schon, ist mir aber geklaut worden. Und ich komme im Moment nicht dazu, mir ein neues anzuschaffen«, log ich. »Außerdem geht doch nichts über das Insiderwissen eines Profifahrers.«
Das war natürlich reichlich dick aufgetragen, aber Karl, der Gute, schien mir genau der Typ zu sein, der es gerne dreilagig hatte. Und tatsächlich, auf seinem Gesicht deutete sich eine scheinbare Bescheidenheit an, die so scheinbar war, dass sie jeder Bescheidenheit entbehrte.
»Wenn’s weiter nichts ist«, sagte er ziemlich gönnerhaft, klaubte eine zerfledderte Straßenkarte aus der Ablage der Fahrertür und breitete sie umständlich auf der glänzenden Motorhaube des Cayenne aus. »Ich nehme meistens diese Strecke. Hier über Grünwald Richtung Oberhaching und dann über Bad Aibling nach Rosenheim. Lässt sich meistens gut fahren, vor allem am späten Vormittag.«
Er fuhr die Strecke mit dem Fingernagel auf der Karte nach, als Elfriede sich ungeduldig neben ihn stellte und mir wenig freundliche Blicke zuwarf.
»Danke!« sagte ich.
Er brummte etwas, was wahrscheinlich »keine Ursache« heißen sollte, faltete die Karte zusammen und wandte sich abrupt wieder der Autokosmetik zu. Wahrscheinlich fehlt noch die Pediküre, dachte ich.
Die Haushälterin brachte mich zur Villa. Auf dem Weg drehte ich mich noch einmal kurz zu Karl um und sah, wie er mit einem Duftspray den Kofferraum des Cayenne einnebelte.
»Sie können auf der Terrasse warten, wenn Sie möchten«, sagte Elfriede.
Ich nickte, wir durchquerten schweigend das Haus und traten durchs Wohnzimmer ins Freie.
»Bitte!« wies sie mir einen Platz zu. »Kann ich Ihnen etwas anbieten. Einen Kaffee, vielleicht?«
»Besten Dank, bin wunschlos glücklich in Ihrer Nähe.«
»Tja, dann muss ich Sie jetzt leider ins Unglück stürzen, habe nämlich zu tun. Wenn Sie etwas möchten, finden Sie mich im ersten Stock.«
Schlagfertig war sie, das musste man ihr lassen! Ich seufzte und ließ bedauernd die Arme hängen, nach dem Motto: Kaum hat man die Liebe seines Lebens gefunden, schon verlässt sie einen wieder.
Wenig beeindruckt verschwand sie im Haus. Auf einem der Gartenstühle saß wieder dieser verfressene Kater und musterte mich arrogant. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er meine Anwesenheit als störend empfand. Irgendwie wohl nicht standesgemäß. Ich überlegte einen Augenblick, ob ich ihm jetzt sofort oder erst später auf seinen buschigen Schwanz oder, besser noch, in seinen
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