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KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
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großem Löffel und einladendem Lächeln in seinem Holzbottich den Joghurt für ganz Deutschland rührte, sparte also an den Erdbeeren und nahm stattdessen, sobald die Kamera ausgeschaltet war, Apfelschnitz. Falsche Schlange! Aber nicht mit mir, denn ich aß ja sowieso keinen Joghurt.
    Mein Triumph war allerdings nur von kurzer Dauer, denn als Nächstes hatten sie Tiefkühlpizzas mit Schinkenbelag unter die Lupe genommen. Der Schinken auf den Pizzas war so echt wie die Erdbeeren im Joghurt. Auch irgendwelche Reste, gekocht, gepresst, gemanscht, mit Schinken-Aroma, aber im Grunde nichts anderes als eine Art geheckselter Schleimpropf. Heilige Kotztüte – genau das hatte ich jetzt erfahren wollen, den Mund voller vermeintlicher Edelpizza! Ich stellte abrupt die Kaubewegungen ein, machte mich auf den Weg in die Küche und überließ den Rest der Mahlzeit meinem gefräßigen Mülleimer. Auch eine Art satt zu werden: Einmal kräftig in die Pizza beißen, dabei fernsehen und im nächsten Moment schon die Schnauze gestrichen voll haben.
    Bevor sie nun auch noch einen Bericht über Dosenbier brachten, schaltete ich schnell aus. Noch so eine Enttäuschung hätte ich an diesem Abend nicht mehr verkraftet. Und außerdem gab es ja noch jede Menge zu tun.
    Mit der belebenden Aussicht auf den nächsten Scheck und dem festen Vorsatz, später noch Licht in das Dunkel meines rätselhaften ersten Falls zu bringen, machte ich es mir auf dem Sofa wieder bequem. Und schlief ein.

20
    Der zitterige Dobermann, der mit melancholischen Triefaugen am Straßenrand saß und bei jedem vorbeifahrenden Auto zusammenzuckte, hörte bestimmt auf den schönen Namen Gottfried. Vom rosafarbenen Halsband keine Spur, das hatte der Dussel ja verloren. Deshalb musste ich mich anderweitig behelfen. Als Nächstes also langsam und mit beruhigendem Gemurmel anpirschen an das Sensibelchen und ab in die Knie. So weit, so gut. Eigentlich war er gar nicht mal unsympathisch: dunkle Knopfaugen, feuchte Bibbernase und eine rosa Zunge, die ihm bis zum Anschlag aus dem Hals hing. Hätte mich nicht gewundert, wenn seine Zunge den gleichen Farbton wie das verlorene Halsband hatte – zwölfjährige Mädchen achten auf so etwas! Nur seine Zähne waren für meine Begriffe zu lang und zu spitz, und sein Deo hatte eindeutig versagt. Na ja, kam vor. Ich näherte mich behutsam seinem rechten, abgeknickten Ohr, um es vorsichtig hochzuklappen und nach den neckischen Sommersprossen Ausschau zu halten. Kaum hielt ich den Horchlappen zwischen Daumen und Zeigefinger, als seine Zunge in der Schnauze verschwand und mit ihr anscheinend seine gute Laune. Statt mich in den Gehörgang gucken zu lassen, fletschte der Köter jetzt die Zähne und knurrte mich an. Und zwar dermaßen laut, dass ich auf der Stelle – aufwachte.
    Die Sonne schien mir ins Gesicht. Ich lag völlig verdreht auf dem Sofa und fragte mich ernstlich, ob die um mich herum verstreuten Gliedmaßen wirklich alle meine waren. Aber das Sortieren erwies sich schließlich doch als relativ unkompliziert: Ich beschloss einfach, dass alles, was ein wenig oder auch ein wenig mehr wehtat, zu mir gehörte. Es funktionierte, denn am Ende blieb tatsächlich nichts übrig. Selbst der Kopf verhielt sich solidarisch und brummte.
    Dazwischen knurrte es wieder unüberhörbar. War aber nicht Gottfried, war mein Magen, der jetzt missmutig die Zähne fletschte. Tat sich in letzter Zeit ein bisschen wichtig, dachte ich, und dass ich deshalb vielleicht mal beim Arzt vorbei schauen sollte. Irgendwann. Nicht dass ich davor Schiss gehabt hätte, das nicht! Aber immer so wenig Zeit. Apropos Zeit, ein Blick auf meine Armbanduhr zeigte mir: schon zehn nach zehn – also total verpennt, verdammt!
    Auf dem Weg ins Badezimmer ein prüfender Griff an Kinn und Oberlippe. Rasieren war unumgänglich. Passte mir gar nicht, denn ich hätte mir den Blick in den Spiegel heute gerne erspart. Und das zu Recht, wie ich feststellen musste. Okay, die Augen waren nur noch ganz leicht gerötet, so, als hätte ich einen traurigen Film nicht richtig verkraftet, und meine Beule leuchtete auch schon wesentlich dezenter als gestern. Trotzdem sah ich aus wie eine Mischung aus Quasimodos Bruder und Frankensteins Urenkel. Nach Dusche und Rasur sah ich immer noch so aus, jetzt aber wenigstens gewaschen und rasiert. Immerhin.
    Im Kühlschrank fand ich noch etwas Marmelade. Erleichterte mir ungemein die schwierige Entscheidung zum Thema Frühstück: Marmeladenbrot und eine

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