KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
hier. Störe ich gerade?«
Tat sie das? Ja, tat sie. Oder? Ach, eigentlich auch wieder nicht.
»Nicht wirklich. Was verschafft mir die Ehre?«
»Wo bist’n gerade?«
Ich konnte mir nicht helfen, aber so langsam nervte es mich, dass Vanessa dauernd wissen wollte, wo ich gerade war. Spionierte sie vielleicht hinter mir her oder was?
»Ich bin zu Hause. Und ich bin müde und hungrig, nach einem langen, harten und erlebnisreichen Tag.«
»Klingt aufregend! Erzähl doch mal.«
»Weißt du was: Erzähl du mir doch lieber, warum du mich anrufst, ja?«
»Also gut. Ich wollte dir doch Bescheid geben, falls sich etwas tut. Wegen der Annonce und Gottfried, du weißt schon.«
»Ja, ich weiß. Und? Hat sich etwas getan?«
»Es hat sich tatsächlich jemand gemeldet, und zwar ein Patient aus dem Harlachinger Klinikum. Furchtbar nett, wenigstens am Telefon. Er sagt, er hätte das pinkfarbene Halsband gefunden. Und rate mal, wo!«
»Mach es nicht so spannend, Vanessa!«
»Schon gut, schon gut. Also: Auf dem Parkplatz vom Klinikum. Da muss er nämlich regelmäßig hin, der Arme, weil er wegen einer ...«
»... das erzählst du mir dann ein andermal, in Ordnung? Was mich jetzt interessiert, ist: Hat er wirklich nur das Halsband gefunden oder steckte nicht vielleicht doch noch der Hund drin?«
»Nee, Gottfried war leider weit und breit nicht zu sehen. Sagt er jedenfalls. Aber wir kennen jetzt wenigstens die Gegend, in der er verschwunden ist. Das hilft dir doch bei deinen Ermittlungen ganz schön weiter, oder nicht?«
»Sicher, auf jeden Fall schon mal besser als nichts. Und der Mann hat den Hund wirklich nicht gesehen? Nicht mal das Stummelschwänzchen, als er in den Wald oder sonst wo hin verschwand?«
»Nein. Hat er nicht. Leider.«
»Na, da kann man nichts machen. Sonst hat sich niemand auf deine Annonce gemeldet?«
»Bis jetzt noch nicht. Aber kommt ja vielleicht noch.«
»Ja, vielleicht. Man soll die Hoffnung nie aufgeben. Übrigens: Du wolltest doch wissen, wann wir uns mal wieder treffen können. Ich hatte vor, morgen bei Euch zu Hause vorbeizukommen. Ich muss mit deinen Eltern noch was besprechen.«
»Super. Und um wie viel Uhr kommst du?«
»Ich denke, so gegen Mittag.«
»Okay, morgen hab ich eh nur vier Stunden Schule, dann bin ich auf jeden Fall zu Hause. Also dann bis morgen, Arno.«
»Bis morgen, Vanessa.«
Ich schaltete das Handy aus, und zwar wirklich »Power-off« und Ende, und steckte es wieder zurück in die Jackentasche. Jetzt, wo ich schon mal im Flur herumstand, konnte ich mir auch gleich etwas zu essen machen. Hatte mittlerweile tatsächlich Hunger.
Im Kühlschrank stand noch ein komplettes Sechserpack Bier, und im Gefrierfach langweilte sich eine einsame Tiefkühlpizza aus dem Supermarkt. Aber nicht etwa irgendeine, sondern eine von den besseren, und zwar von denen, die von verboten hübschen Pärchen nächtens auf verlassenen Eisenbahnbrücken verzehrt werden. Zumindest in einem dieser Werbespots, die das pralle Leben fast dokumentarisch einfangen. Wie auch immer: nichts wie rein mit dem blassen, brettharten Fladen in den Backofen. Durch die Glasscheibe beobachtete ich, wie Teig und Belag allmählich auftauten, ihre Konsistenz veränderten, sich in der Hitze rekelten und Farbe bekamen wie Touristen aus Wanne-Eickel am Strand von Rimini.
Mit einer kalten Dose Bier in der einen und dem Teller mit brutzelnder Pizza in der anderen Hand nahm ich auf meinem geliebten Sofa Platz. Die Fernbedienung fand ich da, wo sie hingehörte, nämlich in einer Ritze zwischen Sitzfläche und Kissen. Jetzt konnte er beginnen, der gemütliche Teil des Abends.
Während ich abwechselnd am Bierchen nippte und in die Pizza biss, zappte ich ein bisschen durchs Programm. Bei einem dieser Sender, die pausenlos die Welt der Wunder und die Wunder dieser Welt erklären, blieb ich hängen. Irgendein Institut hatte Joghurts getestet. Erdbeerjoghurts. Fand ich interessant, obwohl ich gar keinen Joghurt mag. Oder vielleicht gerade deshalb, was weiß ich. Jedenfalls, trotz intensiver Suche hatten sie im Erdbeerjoghurt keine einzige Erdbeere gefunden. Nur draußen, auf der Verpackung – als Foto! Was es mit den Fruchtstückchen auf sich hatte, die sich überschaubar im Becher tummelten, erfuhr man dann auch: War alles Apfelschnitz, Reste aus irgendeiner Produktion, mit Aromastoffen täuschend echt auf Erdbeergeschmack getrimmt. Wieder ein Ideal, das hässlich zerplatzte: Dieses blitzsaubere Bauernmädchen, das mit
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