Katzen jagen nachts
schon so ein Bulle vor der Tür, verputzt mein Frühstück und kommandiert mich herum wie einen x-beliebigen Polizisten. Zu meiner eigenen Arbeit komme ich überhaupt nicht mehr. Wovon soll denn der Schornstein rauchen? War er sauer?«
»Nicht direkt. Eher besorgt. Er hat von hier aus zwei Telefongespräche geführt. Leider hab’ ich nicht feststellen können, mit wem er telefoniert hat. Er hat sich von mir nur eine Amtsleitung geben lassen.«
»Hat er was für mich hinterlassen?«
»Sie sollen ihn sofort in seinem Büro anrufen.«
Bertha grinste. »Na, seine überlegene Ruhe scheint ihm gründlich abhanden gekommen zu sein. Der wird nicht noch mal mitten im Gespräch auflegen!«
»Ich hab’ den Eindruck, daß er nicht mehr aus noch ein weiß«, sagte Elsie. »Wer war denn Ihr Frühstücksgast? Sergeant Sellers?«
»Ja...«
»Aber der ist doch recht nett?«
»Na ja, für einen Bullen ist er annehmbar«, meinte Bertha großzügig. »Aber ich hab’ nun einmal was gegen die Freunde von der Polizei. Die werden allzu leicht größenwahnsinnig. Wie er sich aufgeplustert hat! Schrecklich.«
»Worum ging’s denn?« fragte Elsie Brand.
»Es sieht so aus, als ob Mrs. Belder einen Mord begangen hätte.«
Elsie Brand riß die Augen auf.
»Natürlich kann’s auch ein Unfall gewesen sein«, erläuterte Bertha. »Aber die Polizei ist anderer Meinung. Und ich auch.«
»Wen soll sie denn ermordet haben?«
»Sally Brentner , ihre Hausangestellte.«
»Und das Motiv?«
»Eifersucht. In einem anonymen Brief ist ihr mitgeteilt worden, daß ihr Mann ein Verhältnis mit Sally hatte und Sally im Belderschen Haus nur deshalb noch die Treppen fegte, um in seiner Nähe zu sein. Und das Verrückteste: Sally hat vermutlich den Brief selber geschrieben.«
»Aber weshalb denn?«
»Vielleicht wollte sie es zu einem handfesten Krach kommen lassen. Sie liebte Belder, aber der hielt sie hin. Er dachte gar nicht daran, seine Frau zu verlassen. Er konnte es gar nicht, denn seine Frau hielt die Hand auf der Brieftasche. Das ist jedenfalls die Theorie, die wir uns inzwischen zurechtgezimmert haben.«
»Was sagt denn Mrs. Belder selber dazu?«
»Die hat sich vorsichtshalber vorübergehend unsichtbar gemacht. Sie muß das Mädchen ermordet haben, bevor ich mich auf ihre Spur gesetzt habe. Wahrscheinlich während ihr Mann bei mir im Büro anrief.
Dieser Belder scheint ein stilles, aber tiefes Wasser zu sein. Am Montag hat ihn eine alte Flamme in seinem Büro besucht und sich ihm an den Hals geworfen, kaum daß die Sekretärin die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sally Brentner saß indessen im Haus gegenüber beim Zahnarzt und ließ sich eine Füllung machen. Vom Behandlungsstuhl aus konnte sie direkt in Belders Büro sehen.«
»Machte Mrs. Belder einen nervösen Eindruck, als Sie hinter ihr her waren?«
»Nein. Sie war bemerkenswert gelassen für eine Frau, die eben einen Mord begangen hat. Moment mal. Sie muß Sally hinterher umgebracht haben. Ja, so war’s. Sie verläßt das Haus, den Kater auf dem Arm, steigt ins Auto und gondelt zu ihrem telefonisch verabredeten Rendezvous. Sie hat kein Gepäck, nur eine ganz gewöhnliche Handtasche. Dann saust sie bei Rot über die Kreuzung, hängt mich ab, kurvt zum Haus zurück, bringt Sally um die Ecke, packt ein paar Sachen zusammen und verschwindet.« Berthas Augen funkelten aufgeregt. »Ich kann dir sogar genau sagen, wann ihr der Gedanke gekommen ist, die Rivalin aus dem Weg zu schaffen. Genau an der Kreuzung. Was kann sie wohl veranlaßt haben, auf dem schnellsten Wege nach Hause zu fahren und einen Mord zu begehen?«
»Glauben Sie, daß etwas, was sie unterwegs gesehen oder gehört hat, dafür ausschlaggebend war?« fragte Elsie.
»Ich möchte fast darauf wetten. Eben noch gondelt sie ganz brav und gemäßigt, ein Musterverkehrsteilnehmer, zu ihrer Verabredung — und urplötzlich überfährt sie eine rote Ampel, schlägt Haken wie ein verfolgter Hase und fährt wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Das muß doch einen Grund haben...«
»Und wie geht’s jetzt weiter?« wollte Elsie wissen. »Hält eigentlich Mr. Belder zu seiner Frau?«
»Worauf du dich verlassen kannst«, bestätigte Bertha grimmig. »Schon aus Selbsterhaltungstrieb. Ohne sie hat er ja nicht mal Geld für die Straßenbahn. Er muß sie wieder irgendwie aus der Versenkung hervorzaubern und versuchen, die Sache geradezubiegen.«
»Dann werden Sie beweisen, daß sie unschuldig ist?«
»Ich werde mir erst mal
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