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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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schief, Mrs. Cool. Die Notiz an mich hat sie geschrieben, als wir die Maschine meiner Frau im Büro hatten. Wir hatten sie gerade von der Generalüberholung zurückbekommen, und Imogene wollte sie ausprobieren. Ich erinnere mich jetzt wieder sehr gut an den Vorgang.«
    »Dann hat sie die beiden Briefe eben noch am gleichen Tag geschrieben.« So schnell gab sich Bertha nicht geschlagen.
    »Unmöglich. Da waren ja die beiden Frauen — ich meine, da war Sally noch gar nicht auf der Bildfläche erschienen.«
    »Wer hatte noch Zugang zu der Schreibmaschine?« fragte Sellers.
    »Niemand, würde ich denken. Außer meiner Frau...«
    Sellers kniff die Augen zusammen. »Das Dienstmädchen natürlich.«
    »Sally?«
    »Natürlich Sally. Wer denn sonst?«
    »Ja, sicher«, sagte Belder zögernd. »Aber Sally hätte sich doch kaum meiner Frau gegenüber selber beschuldigt, eine Affäre mit mir zu haben.«
    »Jedenfalls hatte Sally Zugang zu der Schreibmaschine«, wiederholte Sellers.
    »Theoretisch, ja.«
    Imogene Dearborne war auf einem Stuhl zusammengesunken und hatte das Gesicht hinter einem Taschentuch verborgen. In jeder Gesprächspause erfüllte ihr Schluchzen das Zimmer.
    »Irgendwas ist faul an der Geschichte«, murrte Sellers. »Belder, stehen Sie mal auf. Stellen Sie den Sessel so, wie er stand, als Dolly Cornish darin saß. So, nun lassen Sie mich mal da sitzen. Mal sehen — kann man von hier aus was im gegenüberliegenden Haus erkennen?«
    Sellers betrieb in Ausübung seiner Dienstpflicht die absonderlichsten Verrenkungen.
    »Imogene, hören Sie auf zu heulen, schnappen Sie sich einen Bleistift und notieren Sie: Doktor Cawlburn , praktischer Arzt und Chirurg... Doktor Elwood Z. Champlin , Zahnarzt... Wir werden es zunächst mal bei dem Zahnklempner probieren. Zahnarztstühle gehen immer zur Straße. Ich sehe gerade einen Patienten in dem Martersessel sitzen. Der Ärmste! Suchen Sie mir die Telefonnummer raus, Miss Dearborne. Bißchen hurtig, wenn ich bitten darf.«
    Imogene schluchzte weiter vor sich hin, als hätte sie ihn nicht gehört.
    Sergeant Sellers stand auf und rüttelte sie unsanft. »Reißen Sie sich zusammen, Mädchen. Ihr Heulen können Sie nach Feierabend besorgen. Ich habe einen Mordfall am Hals. Wird’s bald?«
    Imogene riskierte ein Auge und wurde, als sie seinen düsteren Gesichtsausdruck sah, ausgesprochen lebendig. Sie sprang auf, nahm das Telefonbuch von Belders Schreibtisch und begann, darin zu blättern.
    Belder gab ihr Bleistift und Notizblock und tätschelte ihr verlegen den Arm. »Nehmen Sie sich’s nicht so zu Herzen, Miss Dearborne«, brummelte er.
    Sie machte sich ärgerlich los, schrieb die Nummern auf, riß das Blatt vom Block und gab es Sergeant Sellers. Sellers wählte die erste Nummer. »Hier Sergeant Sellers, Kriminalpolizei. Ich möchte mit Herrn Dr. Elwood Champlin sprechen, persönlich. Schön, stellen Sie mich durch. Sagen Sie ihm, es ist dringend...« Während er wartete, nahm Sellers seine Zigarre, die er auf dem Schreibtisch deponiert hatte, paffte ein paar Züge und steckte sie schief nach oben zwischen die Lippen. Dann mußte er sich zu seinem Bedauern wieder vorübergehend von ihr trennen. »Guten Tag, Dr. Champlin . Ja, hier Sergeant Sellers, Kriminalpolizei. Schauen Sie mal in ihr Vormerkbuch und sagen Sie mir, welche Patienten Sie am letzten Montag zwischen zwei und drei Uhr fünfzehn behandelt haben. Nein, nur die Namen der Patienten. Wie heißt der? Buchstabieren Sie bitte. Harwood . Gut, habe ich. Der nächste?«
    Ein zufriedenes Lächeln breitete sich über Sellers’ Gesicht. »Miss oder Mrs.?« fragte er.
    »Aha. Gut, vielen Dank, Doktor. Eventuell rufe ich Sie später noch einmal an. Ja, das war alles.«
    Sellers legte den Hörer auf und grinste Bertha Cool an.
    »Der zweite Patient, der von zwei Uhr fünfzehn bis zwei Uhr fünfundvierzig in Dr. Champlins Sprechzimmer gelitten hat, hieß Miss Sally Brentner .«

9

    Elsie Brand sah von ihrer Schreibmaschine hoch, als Bertha Cool das Büro betrat.
    »Ich wette, Sie haben ganz vergessen, daß Sie sich für zehn Uhr dreißig mit George K. Nunnely verabredet hatten«, sagte sie.
    »Schon gewonnen«, bestätigte Bertha seelenruhig. »War er da?«
    »Allerdings! Er ist hin und her getrabt wie ein Raubtier im Käfig und hat auf seiner Oberlippe herumgenagt.«
    Bertha Cool ließ sich in einen Sessel sinken. »Das hab’ ich nun davon, daß ich versuche, mich mit der Kripo gutzustellen. Steht doch heute in aller Frühe

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