Katzen jagen nachts
einen netten Tag beim Angeln machen.«
»Ich verstehe nicht...«
»Mit Donald Lam habe ich mich immer gekabbelt, weil er nie einsehen wollte, daß es manchmal besser ist, alles laufenzulassen, wie es will. Donald ließ nicht locker, auch wenn die Sache noch so verfahren war.«
»Er hat’s ja auch noch immer geschafft«, verteidigte ihn Elsie lebhaft.
»Ich weiß«, räumte Bertha ein. »Aber oft haben wir uns um Haaresbreite an der Katastrophe vorbeigemogelt. Mir ist das zu nervenaufreibend.«
»Sie wollen also den Fall aufgeben?«
»Unsinn!« fauchte Bertha. »Der >Fall< existiert im Grunde genommen gar nicht mehr. Belder wollte eine Zwanzigtausend-Dollar-Forderung mit zweitausendfünfhundert Dollar abfinden. Ich habe die Sache für ihn arrangiert. Aber selbst wegen dieser lächerlichen zweieinhalb Mille muß Belder seine Frau anbetteln, die verschwunden ist, nachdem...«
»Nachdem?« wiederholte Elsie, als Bertha plötzlich verstummte.
»Das ist eben die Frage«, meinte Bertha. »Vielleicht, nachdem sie Sally umgebracht hatte. Vielleicht aber auch, nachdem sie im Keller auf Sallys Leiche gestoßen war. Auf jeden Fall aber ist sie erst mal verschwunden und mit ihr das Geld, das Belder braucht, um endlich seine Forderung abzulösen.«
»Glauben Sie nicht, daß er Ihnen den Auftrag gibt, seine Frau zu suchen?«
»Möglich, aber was könnte ich da schon ausrichten? Um Mrs. Belders Verschwinden wird sich schon die Polizei kümmern, wirksamer als ich das könnte. Da gehe ich lieber angeln. Ich will nicht den gleichen Fehler machen wie Donald. Wenn man mit dem Kopf durch die Wand will, holt man sich nur Beulen.« Bertha wies auf den Schreibtisch. »Post gekommen?«
»Ein halbes Dutzend Briefe — aber nichts Eiliges. Was soll ich Mr. Nunnely sagen, wenn er wieder hier auftaucht?«
»Daß ich nicht im Büro bin. Ein eiliger Auftrag... Das kannst du übrigens allen sagen, die nach mir Sehnsucht haben. Belder, Sergeant Sellers, der ganzen Gesellschaft... Ich tauche unter, bis sich die Wogen geglättet haben. Vielleicht können wir dann doch noch was für uns rausschlagen. Bis dahin ist es mir viel zu riskant, was zu unternehmen. Wozu soll man sich das Leben unnötig schwermachen?«
»Wo kann ich Sie erreichen, wenn etwas Wichtiges anfällt?«
»In Timbuktu!«
»Wenn aber Sergeant Sellers Sie als Zeugin braucht?«
Bertha zog ein Gesicht. »Dann sag ihm, er kann mich... Nein, sag ihm, ich bin verreist.«
»Vielleicht denkt er, Sie treffen sich irgendwo heimlich mit Mrs. Belder.«
Bertha grinste. »Hoffentlich. Vielleicht versucht er sogar, mich zu verfolgen. Dazu wünsche ich ihm jetzt schon viel Spaß.«
Bertha sah sich noch einmal im Büro um und ging dann zur Tür. Als sie die Hand auf die Klinke legte, schrillte das Telefon los.
Elsie Brand griff nach dem Hörer, hielt die Hand über die Muschel und sah Bertha Cool fragend an.
»Beruhige dich, Elsie, du brauchst nicht zu schwindeln. Ich bin schon weg!«
Damit klappte die Tür hinter ihr zu.
10
Bertha Cool spazierte ins Büro, die Morgenzeitung unter den Arm geklemmt.
»Anglerglück gehabt?« erkundigte sich Elsie.
»Die Biester haben nicht angebissen. Was gibt’s Neues?«
»Einen Klienten«, sagte Elsie nach einem Blick auf ihren Notizblock. »Seinen Namen wollte er nicht hinterlassen. Es wäre sehr wichtig, sagte er.«
»Sah er aus, als könnte er ein dickes Honorar zahlen?«
»Einen ganz mittellosen Eindruck machte er jedenfalls nicht. Gehaltsempfänger, würde ich sagen.«
»Hm«, meinte Bertha erwartungsvoll.
»Er wollte Sie unbedingt persönlich sprechen«, ergänzte Elsie. »Er kommt wieder, sagt er.«
»Na gut, soll er nur kommen. Ich muß mich ja jetzt mit jeder Kleinigkeit selber befassen, während Donald sich im alten Europa ein feines Leben macht. Eigentlich wollte ich es mir ja inzwischen auch ein bißchen gemütlich machen und nur ganz simple Fälle übernehmen, aber das bringe ich nun auch wieder nicht fertig. An mir soll’s nicht liegen, wenn...«
Die Tür öffnete sich.
Elsie Brand sah auf. »Da ist er wieder.«
Bertha setzte ihr bestes Besucherlächeln auf.
»Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?«
»Sie sind Mrs. Cool?«
»Jawohl.«
»Bertha Cool. Teilhaberin der Firma Cool & Lam?«
»Ganz recht.« Bertha lächelte. »Sie können mir rückhaltslos Ihre Sorgen anvertrauen. Es gibt Detekteien, die übernehmen nur bestimmte Aufträge. Wir nehmen alles. Hauptsache, es lohnt sich.«
Sie lächelte munter.
Der
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