Katzen jagen nachts
Mann griff in die Brusttasche. »Ich habe hier etwas für Sie, Mrs. Cool.«
Er drückte ihr einen Stapel Papiere in die Hand. Bertha betrachtete die maschinebeschriebenen Bogen. »Was ist das?«
Die Antwort kam im Schnellfeuertempo: »Gegen Sie ist beim Amtsgericht Strafantrag gestellt worden. Klägerin Imogene Dearborne. Beklagte Bertha Cool. Ich übergebe Ihnen hiermit Kopie der Vorladung und die Klageschrift gegen Bertha Cool als Teilhaber er Firma. Hier ist Ihre Originalvorladung, ich mache Sie auf das Gerichtssiegel aufmerksam, und...«
Bertha zog die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. Sie holte zu einer unheildrohenden Bewegung aus.
»Tun Sie das lieber nicht«, warnte der Mann. Er schnurrte die Worte herunter wie ein schlecht gesteuertes Tonband. »Es lohnt sich nicht. Wenn Sie sauer sind, gehen Sie zu Ihrem Anwalt. Ich kann nichts dafür. Das ist alles. Vielen Dank. Guten Morgen.«
Er drehte sich um und war verschwunden, bevor Bertha die Sprache wiedergefunden hatte.
Elsie hatte sich zuerst wieder gefaßt. »Was soll denn das nun wieder?«
Bertha streifte den Gummi von dem Aktenbündel, faltete ein großformatiges, gefährlich amtlich aussehende Dokument auseinander und las laut vor:
»Amtsgericht von Los Angeles.
Strafantrag gestellt von Imogene Dearbone , Klägerin
gegen Bertha Cool als natürliche Person und Teilhaberin der Firma Cool & Lam; und Donald Lam als natürliche Person und Teilhaber der Firma Cool und Lam, Beklagte.
Gegen die Beklagten wird von der Klägerin Strafantrag gestellt
und folgendes vorgebracht:
1. Die Beklagten sind und waren Teilhaber der Firma Cool & Lam mit Geschäftsadresse in der Stadt Los Angeles.
2. Am 8. April haben die Beklagten in der Stadt Los Angeles im Bundesstaat Kalifornien in Beziehung auf die Klägerin absichtlich und böswillig falsche und verächtlich machende Behauptungen geäußert, die ihren Charakter, ihre Ehre und Lauterkeit herabgewürdigt und an Ort und Stelle den Ruf der Klägerin geschädigt haben.
3. Die Beklagten haben an besagtem Ort zur besagten Zeit einem gewissen Everett Belder gegenüber — derzeit Arbeitgeber der Klägerin — behauptet, die Klägerin sei eine fiese Vorzimmerkrähe, sie liebe ihren Arbeitgeber, sie habe, um sich besagten Arbeitgeber geneigter zu machen, anonyme Briefe an seine Frau geschrieben, in denen sie ihn der Untreue gegenüber seiner Frau bezichtigte in der Hoffnung, eine Beendigung der ehelichen Gemeinschaft herbeizuführen, damit besagter Arbeitgeber die Klägerin heiraten könne; auf Grund dieser Briefe sei eine gewisse Sally Brentner , als Dienstmädchen im Haushalt der Belders beschäftigt, durch einen Unfall oder Selbstmord ums Leben gekommen; die Klägerin habe die Briefe in voller Erwartung und Kenntnis dieser Wirkung geschrieben.
4. Die vorgenannten Behauptungen waren falsch und unwahr und wurden von den Beklagten wider besseres Wissen und / oder unter völliger Mißachtung des wahren Sachverhalts vorgebracht.
5. Besagte Behauptungen wurden in Gegenwart der Klägerin, ihres Arbeitgebers und anderer Zeugen vorgebracht und führten zu einer schweren nervlichen Belastung, Verlegenheit, Verärgerung und Demütigung der Klägerin. Als weitere Folge besagter Behauptungen und einzig und allein auf Grund dieser Behauptungen wurde die Klägerin am 8. April von besagtem Arbeitgeber aus ihrem Dienstverhältnis entlassen.
6. Besagte Behauptungen waren nicht nur falsch und wurden von den Beklagten wider besseres Wissen vorgebracht, sondern zeugen von Böswilligkeit gegenüber der Klägerin und waren dazu angetan, die Klägerin verächtlich zu machen und in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen.
Die Beklagte beantragt daher einen von den Beklagten zu leistenden Schadenersatz in Höhe von fünfzigtausend Dollar zuzüglich weiterer fünfzigtausend Dollar als Bußgeld, d. h. eine Gesamtsumme von hunderttausend Dollar. Die Kosten des Verfahrens sollen ebenfalls von den Beklagten getragen werden.
A. Frankline Kolber
Anwalt für die Klägerin.«
Bertha Cools beschauliche Anglerruhe verpuffte jäh. Sie setzte sich sehr plötzlich. »Das treibt einem doch die Haare durch den Hut«, bemerkte sie erschüttert.
»Aber wie kommt sie darauf, Sie zu verklagen?« fragte Elsie empört. »Sie haben die Person schließlich nicht hinter Gitter gebracht.«
»Sie muß nicht recht bei Trost sein«, sagte Bertha. »Der ganze Zauber hat sich doch noch in Belders Büro in Wohlgefallen aufgelöst. Die Briefe hat
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