Katzen jagen nachts
imponieren. Stimmt’s?«
»Ja.«
»Sie gingen also hinein und sagten, eine Mrs. Cornish sei da?«
»Sie bat mich, sie als Dolly Cornish anzumelden. Einfach nur Dolly Cornish .«
»Und was sagte Belder darauf?«
»Er bat mich, sie hereinzuführen. Sie sei eine gute Bekannte von ihm.«
»Schien er irgendwie erregt?«
»Mir ist nichts aufgefallen.«
»Was geschah, als sie einander gegenüberstanden?«
»Das weiß ich nicht. Ich war ja nicht dabei. Ich hörte ihn nur noch ihren Namen rufen. Es klang sehr — ich meine, er schien sich zu freuen...«
»Und dann?«
»Dann habe ich die Tür zugemacht.«
»Haben Sie gesehen, wie sie sich küßten?«
Sie wurde puterrot. »Nein.«
»Wußte sonst jemand, daß sie bei Belder war?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Draußen im Vorzimmer wartete niemand, als sie herauskam?«
»Nein.«
»Ist ihr jemand gefolgt?«
»Das glaube ich nicht. Während ihres Besuches hat niemand das Büro betreten.«
Bertha Cool unterbrach. »Was gibt’s da noch viel zu fragen. Die Person, die Sie suchen, steht ja vor Ihnen!«
Sellers runzelte warnend die Stirn. »Ich weiß nicht, ob Sie auf der richtigen Spur sind, Bertha.«
»Aber ich weiß es«, blaffte Bertha.
Sellers schaute durch das Fenster auf das Haus gegenüber. »Meine Theorie hat viel für sich, Bertha.«
Bertha öffnete ihre Handtasche und nahm die Notiz heraus, die sie aus Everett Belders Ordner hatte mitgehen lassen. »Wer hat das geschrieben?« fragte sie und hielt Imogene Dearborne das Blatt unter die Nase.
»Ich. Das habe ich mal an Mr. Belder...«
»Zeigen Sie die beiden Briefe her!« verlangte Bertha Cool.
Sellers gab ihr wortlos die Schreiben.
Bertha Cool legte sie auf den Schreibtisch. »Schauen Sie sich diese beiden Briefe an, Mädchen. Auf der gleichen Maschine geschrieben, oder?«
»Ich — ich weiß nicht. Was wollen Sie eigentlich von mir?«
»Entlarven will ich Sie, Sie fiese kleine Vorzimmerkrähe«, sagte Bertha erbost. »Sie waren verliebt in Ihren Boss. Sie dachten, er würde Sie heiraten, wenn seine Frau aus dem Wege wäre. Sie haben die Briefe an Mrs. Belder geschrieben. Sie wußten, daß Ihr Boss auf das Dienstmädchen scharf war. Sie haben während des Besuchs von Dolly Cornish an der Tür gelauscht und durchs Schlüsselloch gelinst. Sie gedachten, auf einen Schlag eine Ehefrau und zwei Rivalinnen loszuwerden. Und hier im Büro haben Sie getan wie die Unschuld vom Lande, Sie scheinheilige Anna!«
Imogene Dearborne hatte angefangen zu weinen. »Ich war es nicht«, schluchzte sie. »Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden.«
»Das wissen Sie sehr wohl«, sagte Bertha erbarmungslos. »Und ich werde es Ihnen auch beweisen. Die Briefe sind von einer geübten Maschinenschreiberin mit ausgezeichnetem gleichmäßigem Anschlag auf einer schon reichlich klapprigen Reiseschreibmaschine getippt worden. Einer Remington. Sie haben eine Reiseschreibmaschine zu Hause, das haben Sie schon zugegeben. Die Notiz stammt auch nicht von der Maschine in Ihrem Vorzimmer. Ich würde Ihnen raten, jetzt reinen Tisch zu machen und uns zu sagen...«
»Ach du heiliger Bimbam!« Das kam von Belder. Er starrte fassungslos die Notiz an, die vor ihm auf dem Tisch lag.
Bertha Cool lächelte siegessicher. »Ziemlich harter Schlag für Sie, was? Feststellen zu müssen, daß Ihre Kleine da...«
»Das ist es nicht«, sagte Belder. »Aber diese Remingtonreiseschreibmaschine...«
»Ja?«
»Die gehört meiner Frau.«
Die Tür öffnete sich. Carlotta Goldring ließ ihre ein wenig hervorquellenden blauen Augen über die versammelte Mannschaft wandern. »Im Vorzimmer war niemand, deshalb bin ich gleich hereingekommen. Ich hoffe...«
Niemand achtete auf sie. Bertha Cool deutete anklagend auf Imogene. »Schauen Sie das Mädchen an. Man sieht ihr doch an der Nasenspitze an, daß da was nicht stimmt. Diese fiese Vorzimmerkrähe mag die Briefe auf der Maschine Ihrer Frau getippt haben, aber die Tatsache bleibt bestehen, daß... «
»Sie lügt, sie lügt«, zeterte Imogene. »Und ich habe gar keine Remington. Sondern eine Corona!«
Carlotta trat mit großen Augen näher. Sie stellte sich an den brennenden Kamin und betrachtete die Szene in stummer Verblüffung.
»Leugnen Sie, daß Sie was mit Ihrem Boss hatten?« fragte Bertha. »Leugnen Sie, daß Sie seine Frau aus dem Weg schaffen wollten, um selber freie Bahn zu haben? Leugnen Sie, daß diese Briefe von Ihnen stammen?«
»Augenblick mal«, schaltete sich Belder ein. »Sie liegen
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