Katzen jagen nachts
drin?«
»Ich hätte sie eine fiese Vorzimmerkrähe genannt, hätte behauptet, sie wäre in ihren Chef verknallt und hätte die anonymen Briefe geschrieben. Wegen dieser Vorwürfe, sagt sie, wäre sie entlassen worden.«
»Die Person lügt wie gedruckt!«
Berthas Gesicht entspannte sich. »Deshalb komme ich eben«, erklärte sie. »Weshalb haben Sie sie also herausgeworfen?«
»Nicht aus persönlichen Gründen«, sagte Belder. »Jedenfalls nicht direkt...«
»Drücken Sie sich doch nicht so gewunden aus!« fuhr Bertha gereizt los. »Weshalb?«
»Erstens mal sah sie zu gut aus. Aufreizend gut. Das wußte sie, und so benahm sie sich auch.«
»Na und?«
»Für eine luchsäugige Schwägerin vom Schlag Carlottas und für eine mißtrauische Schwiegermutter genügt das unter Umständen schon...«
»Haben die Ihnen gesagt, Sie sollten Ihre Sekretärin rauswerfen?«
»Nein, nein. Bitte mißverstehen Sie mich nicht, Mrs. Cool. Imogene war sehr nett und tüchtig. Aber sie hatte gewisse Gewohnheiten, gewisse...«
Bertha lehnte sich vor. »Glauben Sie, mit diesem dummen nichtssagenden Vorwand geb’ ich mich zufrieden? Raus mit der Wahrheit! Sie hatten sich doch mit ihr gestritten, bevor Sergeant Sellers und ich gestern früh zu Ihnen kamen. Sie hatte geweint. Wahrscheinlich, weil Sie ihr gesagt haben, daß sie in Zukunft woanders ihre Brötchen verdienen müßte. Hab’ ich recht?«
»Nein, nicht direkt.«
Bertha holte tief Luft. »Nun hören Sie mal zu, Verehrtester. Ich weiß, daß es eine Auseinandersetzung gegeben hat. Wenn Sie mir jetzt sagen, daß es dabei um Imogenes Entlassung ging, könnte ich beweisen, daß der Prozeß, den sie mir angehängt hat, nur eine raffiniert eingefädelte Erpressung ist. Denn damit steht eindeutig fest, daß nicht ich daran schuld bin, daß sie ihre Stellung verloren hat.«
»Ich kann Ihnen versichern, daß Sie nicht daran schuld sind, Mrs. Cool.«
Bertha Cool rang fast die Hände vor Verzweiflung. »Sehr schön! Reizend. So was hab’ ich gern! Pflegen Sie Ihre Sekretärinnen immer grundlos zu feuern?«
»Aber ich hatte einen Grund, Mrs. Cool. Ich bemühe mich ja gerade, Ihnen das klarzumachen.«
»Und ich bemühe mich, Ihre Erklärung zu kapieren«, sagte Bertha mit deutlichem Spott. »Sie reden immer haarscharf am Wesentlichen vorbei, und ich bin nicht klüger als zuvor.«
»Ich will offen sein, Mrs. Cool. Es hat mich Verschiedenes an ihr gestört. Zunächst einmal war Imogene sich ihrer Reize ein wenig zu bewußt. Jeder Besucher, der sie sah, fragte sich automatisch — na, Sie wissen schon...«
»Gar nichts weiß ich!« sagte Bertha. »Aber mir scheint, Sie wissen es selber nicht so genau.«
»Dazu kam, daß sie indiskret war«, sagte Belder.
»Inwiefern?«
»Sie hat Informationen gegeben, zu denen sie nicht befugt war.«
»Aha! Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Was für Informationen?«
»Ich spreche nicht gern darüber...«
»Nein? Aber ich! Ihretwegen habe ich jetzt einen Prozeß am Hals. Nun müssen Sie mir auch helfen, da mit heiler Haut wieder herauszukommen. Was für Informationen hat sie gegeben?«
»Sie war indiskret.«
Bertha lief rot an. »Sie kommen mir vor wie eine von diesen alten Schellackplatten, die einen Sprung haben. Sie war indiskret. Warum war sie indiskret? Sie gab Informationen, zu denen sie nicht befugt war. Was für Informationen? Ja, wissen Sie, sie war indiskret. Warum war sie indiskret? Sie sah ein bißchen zu gut aus. Was ist daran indiskret? Sie hat unbefugte Informationen gegeben. Wem hat sie diese Informationen gegeben? Sie wirkt aufreizend. Wer ins Büro kommt, denkt doch gleich... Wenn Sie nicht sofort das Grammophon abstellen, platze ich!«
»Es handelte sich um etwas, das sie meiner Schwiegermutter gesagt hat«, brachte Belder heraus.
Berthas Augen funkelten gespannt.
»Und was hat sie Mrs. Goldring gesagt?«
»Daß ich mit Nunnely einen Kompromiß schließen wollte und aus diesem Grunde Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um Mabel zu finden.«
»Ist denn das so schlimm?« fragte Bertha.
»Na hören Sie mal! Mir war sofort klar, daß Mrs. Goldring versuchen würde, Sand ins Getriebe zu streuen, sobald sie hörte, daß ich in der Sache mit Nunnely etwas zu tun gedachte. Nur so — aus allgemeiner Bosheit. Außerdem hatte ich ihr vorgetönt, wie sehr ich Mabel liebte und wie traurig ich wäre, wenn sie mich verlassen würde. Insgeheim hatte ich gehofft, sie würde Mabel davon erzählen und dadurch die Stimmung
Weitere Kostenlose Bücher