Katzen jagen nachts
Klientenpflicht, Mrs. Cool«, mahnte Drumson .
»Sergeant Sellers will ja immer unbedingt seinen Kopf durchsetzen«, platzte Bertha heraus. »Da hab’ ich ihm gesagt, diese Faxen wären ganz unnötig.«
»Meine liebe Mrs. Cool«, sagte Drumson in ungläubigem Entsetzen, »soll das heißen, daß die Kriminalpolizei Ihnen diese wirklich verblüffend einleuchtende Lösung vorschlug und daß Sie sich nicht nur weigerten, diesem Gedanken nachzugehen, sondern daß Sie die Polizei davon abbringen wollten, entsprechende Schritte zu unternehmen, und daß Sie dann diese Beschuldigung gegen Imogene Dearborne vorbrachten?«
»Wenn Sie das jetzt so sagen, hört es sich ziemlich niederträchtig an«, räumte Bertha kleinlaut ein.
»Das ist schlecht, Mrs. Cool. Sehr schlecht.«
»Warum?«
»Weil Ihr Verhalten Böswilligkeit impliziert und daher keine Möglichkeit einer Straffreiheit mehr besteht.«
»Sie reden wie der Anwalt der Gegenpartei.«
Drumson lächelte. »Wenn der Anwalt der Gegenpartei erst mal richtig loslegt, sagen Sie so etwas nicht mehr! Zurück zu dem beanstandeten Ausdruck... Wie sagten Sie doch gleich: eine fiese Vorzimmerkrähe... Können Sie mir erklären, Mrs. Cool, wie Sie auf diesen Ausdruck kommen?«
Bertha wurde rot. »Diese heuchlerische, glattzüngige, kriecherische Schnepfe kann sich noch freuen, daß ich nicht noch viel mehr...«
»Mrs. Cool!« donnerte Drumson .
Bertha verstummte.
»Mrs. Cool, der Fall hängt an der Frage der Böswilligkeit. Wenn Sie den Prozeß gewinnen wollen, müssen Sie beweisen, daß Sie der Klägerin gegenüber keinerlei feindliche Gefühle hegten. In Zukunft werden Sie von der Klägerin als einer sehr ehrenwerten jungen Dame mit untadeligem Ruf sprechen. Sonst wird es nämlich ein sehr teurer Spaß für Sie. Haben wir uns verstanden?«
»Aber ich denke, ich soll Ihnen die Wahrheit sagen?«
»Im Gespräch mit mir, im Gespräch mit Bekannten, ja, selbst beim Denken dürfen Sie diese junge Dame nur mit solchen Bezeichnungen belegen, die Sie auch in aller Öffentlichkeit wiederholen könnten. Etwaige abfällige Ausdrücke rutschen Ihnen sonst unbewußt im ungeeignetsten Augenblick heraus. Jetzt sprechen Sie mir nach: Die Klägerin ist eine sehr ehrenwerte junge Dame.«
Bertha Cool sagte mit offensichtlicher Überwindung: »Der Teufel soll sie holen. Sie ist eine sehr ehrenwerte junge Dame.«
»Wer hat die in Frage stehende Unterhaltung mit angehört?«
»Everett Belder und...«
»Einen Augenblick, bitte. Mr. Belder war Ihr Auftraggeber?«
»Mein Klient.«
»Verzeihung, Ihr Klient. Wer noch?«
»Sergeant Sellers.«
Drumson lächelte schon wieder. »Und die Klägerin natürlich. Sonst noch jemand?«
»Carlotta Goldring, Belders Schwägerin.«
»Ist sie auch Ihre Klientin?«
»Nein.«
»Was hatte sie dort zu suchen?«
»Keine Ahnung. Sie kam einfach hereinspaziert.«
»Sie haben also Ihre Beschuldigung vor Carlotta Goldring geäußert?«
»Ich weiß nicht, wieviel sie davon mitbekommen hat.«
»Konnten Sie nicht warten, bis diese Ihnen doch ganz fremde junge Dame das Büro verlassen hatte?«
»Nein, das konnte ich nicht. Und ich will Ihnen auch sagen, warum! Weil ich weiterkommen wollte. Ihr Anwälte habt bloß eure Paragraphen im Kopf. Wenn wir uns alle so langsam von Buchstaben zu Buchstaben hangeln wollten, wär’s traurig um uns bestellt!«
Drumson schüttelte den Kopf. »Ich muß Ihnen sagen, daß Sie da leider recht voreilig gehandelt haben. Es nützt Ihnen nichts, wenn Sie über uns Anwälte oder die Justiz herziehen. Es wird sehr schwierig sein, die Verteidigung aufzubauen. Ich verlange zunächst einmal fünfhundert Dollar als Anzahlung. Das dürfte reichen, bis der Fall zur Verhandlung kommt. Dann können Sie eine weitere Zahlung leisten, Wenn wir die Sache nicht durch eine gütliche Regelung vorher...«
»Fünfhundert Dollar«, fiel ihm Bertha fassungslos ins Wort.
»Ganz recht, Mrs. Cool.«
»Sagen Sie mal, was denken Sie sich eigentlich? An dem ganzen Fall hab’ ich bisher lumpige fünfzig Dollar verdient.«
»Leider hat das damit nichts zu tun, Mrs. Cool.« Er tippte ge wichtig mit dem Zeigefinger auf das Aktenbündel. »An der Tatsache, daß vor Gericht eine Schadensersatzklage auf hunderttausend Dollar gegen Sie anhängig ist, können wir nicht rütteln. Vielleicht — wohlgemerkt: vielleicht — könn en wir die Sache für Sie noch retten.«
Bertha stand auf und riß die Akten an sich.
»Sie sind verrückt! Von mir kriegen Sie
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