Katzen jagen nachts
weiter.«
»Unter diesen Umständen«, sagte Drumson zögernd, »könnte ich vielleicht auf fünfundzwanzig Dollar heruntergehen... Aber ich betone, Mrs. Cool, daß wir für den Fall dann keinerlei Verantwortung übernehmen. Sie müßten die von uns aufgesetzte Entgegnung unterschreiben und in propria persona erscheinen.«
»Was heißt das?« fragte Bertha mißtrauisch.
»Ein juristischer Ausdruck. Die Beklagte erscheint ohne Rechtsbeistand. Sie vertritt sich selbst.«
»Genau das will ich«, sagte Bertha. »Setzen Sie den Wisch auf. Bis Montag früh will ich ihn haben, damit die Sache überstanden ist.«
Sie stampfte hinaus.
Drumson sah ihr nach. Dann klingelte er seufzend nach seiner Sekretärin.
12
Sergeant Sellers kippte seinen zerschrammten Bürostuhl gegen die Wand und grinste Bertha Cool an, die ihm gegenübersaß. »Sie sehen aus wie das blühende Leben, Bertha. Ich höre, die Dearborne hat Ihnen einen Prozeß an den Hals gehängt?«
»Diese...« Bertha hielt jäh inne.
»Sprechen Sie sich aus«, sagte Sellers ermunternd. »Das tut Ihnen gut.«
»Ich komme gerade von meinem Anwalt«, sagte Bertha. »Der sagt, wenn ich sie beschimpfe, zeigt das Böswilligkeit, und das wäre für meinen Prozeß schlecht. Sie ist also in meinen Augen eine sehr ehrenwerte junge Dame, die sich möglicherweise im Irrtum befindet und schlecht beraten, aber ansonsten ein bezauberndes Luder mit unbescholtenem Ruf ist.«
Sellers brach in schallendes Gelächter aus. Als Bertha eine Zigarette aus der Handtasche nahm, lehnte Sellers sich zu ihr herüber und gab ihr Feuer.
»Nanu, haben Sie einen Benimmkurs mitgemacht?« wunderte sich Bertha.
»Als Gastgeber weiß unsereins doch, was sich gehört«, erwiderte Sellers. »Nur meistens paßt die Höflichkeit einem nicht in den Kram.«
Er warf das Streichholz in einen überdimensionalen Aschenbecher aus Messing.
»Soll ich was gegen die Dearborne unternehmen?« fragte er.
»Was, zum Beispiel, könnten Sie denn gegen die unternehmen?« fragte Bertha dagegen.
»Immerhin einiges. Eine Hand wäscht die andere, Bertha. Damals haben Sie mir in einem Fall sehr geholfen — Sie wissen schon. Wir vergessen unsere Freunde hier ebensowenig wie unsere Feinde. Das Mädchen hat Sie wegen Verleumdung verklagt. Sie setzt also ihren Ruf ein. Wir werden uns mal ihre Vergangenheit vornehmen. Da finden wir schon was, worauf sie allergisch reagiert. Dann können sich die beiden Anwälte zusammensetzen, und die Dame Dearborne zieht die Klage zurück.«
»Ich bin mein eigener Anwalt«, sagte Bertha. »Und meine Klientin ist nicht auf den Kopf gefallen. Mein Anwalt wollte fünfhundert Mäuse Honorar. Nur bis zur Verhandlung, wohlgemerkt.«
Sergeant Sellers pfiff leise durch die Zähne.
»Ganz meine Meinung«, bestätigte Bertha grimmig.
»Soll ich ihm mal ins Gewissen reden?« fragte Sellers.
»Das hab’ ich schon besorgt«, versicherte Bertha. »Er setzt mir eine Entgegnung auf, kassiert dafür fünfundzwanzig Dollar und läßt mich dann allein weiterwursteln. Aber mal was anderes — wie kommen Sie im Fall Belder voran?«
»Ich halte es für Mord.«
»Haben Sie das nicht von Anfang an gedacht?«
»Ich war nicht so sicher wie jetzt. Die Obduktion beweist eindeutig, daß sie an einer Kohlenmonoxydvergiftung gestorben ist. Sie war bereits ein paar Stunden tot, bevor jemand ihr das Messer zwischen die Rippen gepiekt hat.«
»Irgendwelche Hinweise?« fragte Bertha gespannt.
Sellers zögerte einen Augenblick. Schließlich sagte er: »Es muß ein Mann gewesen sein.«
»Also nicht Mrs. Belder?«
»Nein. Wer schält schon Kartoffeln mit einem Tranchiermesser? So ein Schnitzer kann nur einem Mann unterlaufen.«
»Aber wer...«, begann Bertha.
Sellers lächelte siegessicher. »Zum Beispiel Everett Belder.«
»Blödsinn!«
»Na, da bin ich meiner Sache nicht so sicher. Übrigens ist Mrs. Belders Kater wieder da.«
»Ach nee! Seit wann?«
»Seit gestern abend . Mrs. Goldring hörte das Vieh miauen und ließ es ein. Verhungert schien er nicht zu sein, aber er mauzte immer und wollte gar keine Ruhe geben.«
»Wahrscheinlich fehlt ihm das Frauchen«, sagte Bertha.
»Wahrscheinlich.«
Das Telefon auf Sellers’ Schreibtisch schrillte. Er nahm den Hörer ab und meldete sich. Dann wandte er sich an Bertha. »Für Sie. Ihr Büro.«
Elsie Brands Stimme klang gedämpft. »Mr. Belder hat schon ein paarmal angerufen, Mrs. Cool. Er sagt, er muß sie dringend sprechen.«
»Sag ihm, er soll mir im
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