Katzen jagen nachts
Mondschein begegnen!«
»Er hat wieder einen Brief bekommen, glaube ich.«
»Und hat nicht genügend Mumm, was zu unternehmen, was?« ergänzte Bertha.
»Ja, so ähnlich...«
»Laß ihn ruhig zappeln. Wegen Belder brauchst du mich wirklich nicht in einer wichtigen Besprechung zu stören...«
»Da ist noch etwas«, unterbrach Elsie. »Bitte bleiben Sie einen Augenblick am Apparat, Mrs. Cool. Ich will sehen, ob ich die Papiere in Ihrem Zimmer finde.«
Bertha runzelte verblüfft die Stirn. Dann wurde ihr klar, daß Elsie mit dieser Ausrede einem Klienten im Vorzimmer entkommen wollte. Richtig hörte sie gleich darauf ein leises Klicken in der Leitung und dann Elsies Stimme, jetzt bedeutend vernehmlicher: »Im Vorzimmer wartet eine Dame. Ihren Namen hat sie nicht verraten. Es sei dringend, meint sie, und es würde einiges dabei für uns herausspringen.«
»Wie sieht sie aus?«
»Um die Vierzig. Tolle Figur. Hut mit kurzem Schleier, so daß man ihre Augen nicht erkennen kann. Sie hat nicht viel Zeit, sagt sie.«
»Ich komme sofort«, erklärte Bertha.
Sergeant Sellers grinste. »Das Geschäft blüht, was?«
»Man kann zufrieden sein.«
»Freut mich, freut mich. Sie haben es verdient. Eine Frau von Ihrem Format...«
Bertha sprang ärgerlich auf. »Ihre Anzüglichkeiten können Sie sich sparen!«
Sergeant Sellers hüstelte verlegen. »Aber, Bertha! Sie haben doch nicht im Ernst geglaubt, das hätte sich auf Ihre Figur bezogen. Ich wollte Ihnen doch nur ein Kompliment machen.«
»Und das infame Grinsen haben Sie dabei wohl ganz zufällig aufgesetzt, was?«
Sergeant Sellers starrte die Tür an, die geräuschvoll hinter Bertha ins Schloß gefallen war. Einen besonders zerknirschten Eindruck machte er nicht. Dann griff er nach dem Telefon. »Haben Sie Berthas Telefongespräch auf Band? Gut, bringen Sie es mir her, ich möchte es mir noch einmal anhören... Nein, nein, lassen Sie sie ruhig laufen, vielleicht führt sie uns auf die richtige Spur... Nein, den Brief, den Belder bekommen hat, brauchen Sie ihm nicht aus der Nase zu ziehen, sonst bekommen wir nur Ärger wegen des Postgeheimnisses. Überlassen wir es ruhig Bertha, den Schrieb aufzudampfen. Ich hole ihn mir dann von ihr.«
13
Die Besucherin in Bertha Cools Büro konnte man auf den ersten Blick für Anfang Dreißig halten. Ihre Figur hätte noch in ihr Hochzeitskleid oder sogar in ihr Examenskleid gepaßt. Erst als Bertha Cools scharfe Augen hinter den Schutz des Schleiers und der Maske aus Rouge und Mascara die feinen Fältchen um Augen und Mund entdeckt hatten, taxierte sie ihre Besucherin auf etwa Mitte Vierzig.
»Sie sind Mrs. Cool?«
»Ja.«
»So ungefähr habe ich Sie mir auch vorgestellt. Man merkt, daß Sie ganz Herrin der Situation sind.«
Bertha warf einen fragenden Blick auf Elsie Brand. Elsie nickte fast unmerklich.
»Kommen Sie herein«, sagte Bertha und führte die Besucherin in ihr Zimmer. »Haben Sie übrigens meiner Sekretärin Ihren Namen und Adresse gegeben?«
»Nein.«
»Das ist aber Vorschrift bei uns.«
»Ich verstehe.«
»Na und?« fragte Bertha.
»Meinen Namen und meine Adresse bekommen Sie später. Zunächst möchte ich Sie fragen, ob Sie in der Lage sind, einen gewissen Auftrag zu übernehmen.«
»Was für einen Auftrag?«
»Sie arbeiten für Mr. Belder?«
»Ich habe für ihn gearbeitet.«
»Ist der Fall denn abgeschlossen?«
Bertha runzelte die Stirn. »Ich möchte mich darüber nicht äußern. Würde ich mit diesem Auftrag gegen Mr. Belders Interessen handeln?«
»Ganz im Gegenteil. Es wäre sogar zu seinem Vorteil.«
»Warum fragen Sie dann?«
»Mrs. Belder könnte etwas dagegen haben.«
»Mrs. Belders Ansicht ist mir herzlich egal.«
»Ich glaube, Mrs. Cool, ich bin mit meinem Auftrag an die richtige Adresse gekommen.«
Bertha betrachtete sie abwartend.
»Mr. Belder hat Ihnen natürlich von Mrs. Goldring und Carlotta erzählt.«
Bertha nickte knapp.
»Kennen Sie die beiden?«
»Ich habe sie einmal gesehen.«
Die dunklen Augen der Frau waren auf Bertha Cool gerichtet.
»Ich bin Carlottas Mutter.«
»Da wird der Hund in der Pfanne verrückt«, erklärte Bertha.
»Sie werden verstehen, daß ich, bevor ich deutlicher werde, wissen möchte, ob Sie bereit sind, meinen Auftrag auszuführen.«
»Und der wäre?«
»Bevor ich Ihnen das sage, muß ich etwas weiter ausholen.«
»Und bevor Sie meine Zeit vertrödeln«, echote Bertha energisch, »muß ich dasselbe tun. Ich arbeite für Geld. Menschliches
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