Katzen jagen nachts
bimmelt. Während Carlottas Anruf war die Leitung besetzt, deshalb hat die andere sie erst um elf Uhr fünfzehn erreichen können.«
»Wie kommen Sie ausgerechnet auf diese Zeit?«
»Früher war es auf keinen Fall. Höchstwahrscheinlich sogar erst gegen elf Uhr einundzwanzig. Mrs. Belder dürfte kaum mehr als sechzig Sekunden gebraucht haben, um das Haus zu verlassen und in den Wagen zu steigen. Man muß also den Anruf zwischen elf Uhr fünfzehn und elf Uhr zweiundzwanzig ansetzen.«
»Da hat sie aber nicht viel Zeit gebraucht, um Sally Brentner in die ewigen Jagdgründe zu befördern.«
»Vielleicht hat sie schon vor elf angefangen...«
»Um elf kam aber ihr Mann«, meinte Bertha.
»Nach Ihrer Aussage ist er gar nicht ins Haus gegangen. Er hat nur draußen gehupt.«
»Richtig. Sie glauben also jetzt, daß sie Sally Brentner ermordet hat? Daß es gar nicht Everett Belder war?«
»So sieht’s aus.«
»Ich denke, es war typische Männerarbeit?«
»Nach dem Material, das uns jetzt zur Verfügung steht, habe ich meine Meinung geändert. Mrs. Belder muß sich davon überzeugt haken, daß die Sally Brentner betreffenden Vorwürfe in dem Brief stimmten. Sie ermordete Sally und wurde dann das Opfer einer Falle, die man ihr gestellt hatte.«
»Wer hat denn aber sie auf dem Gewissen?« fragte Bertha.
Sellers riß nachdenklich ein Streichholz an und hielt es an die Zigarre, die er während seines Gesprächs mit Bertha sträflich vernachlässigt hatte. Er beantwortete Berthas Frage indirekt.
»Am Mittwoch zwischen elf Uhr fünfzehn und elf Uhr zweiundzwanzig klingelte das Telefon. Mrs. Belder bekam Anweisungen, in den Wagen zu steigen, zur Hauptstraße zu fahren, eine gewisse Kreuzung bei Rot zu überqueren, um eventuelle Beobachter abzuschütteln, und an der Harkington Avenue links einzubiegen. Dann sollte sie in die Garage fahren, das Garagentor schließen und bei laufendem Motor auf ein vereinbartes Zeichen warten. Sicherheitshalber hat der Meistermörder in der Garage alle Ritzen mit Werg verstopft.«
Bertha pfiff leise.
»Technisch werden wir es verflixt schwer haben, einen Mord nachzuweisen«, fuhr Sergeant Sellers fort. »Es war Fahrlässigkeit und...«
»Augenblick mal«, unterbrach Bertha. »Sie haben noch was übersehen. Nach dem Anruf ging sie zu ihrer Reiseschreibmaschine und tippte die Anweisung, um sie nicht zu vergessen.«
Sergeant Sellers lächelte herablassend. »Nee, mein Kind, so einfach ist das nicht«, sagte er. »Glauben Sie, in einer solchen Situation hätte sie sich seelenruhig an die Schreibmaschine gesetzt? Zunächst mal ist es unwahrscheinlich, daß man, wenn man so unter Druck steht, solche Anweisungen vergißt. Und für den Fall, daß sie sich etwas hätte notieren wollen, lagen ja Bleistift und Papier auf dem Telefontischchen. Sie hätte sich mit der Hand Notizen gemacht, und zwar in einer Schrift, der man ihre Erregung angesehen hätte.«
»Sie meinen also, daß der Mörder diesen Wisch tippte und ihn bei der Leiche liegenließ?«
»Es ist gar nicht anders möglich.«
»Warum?«
»Damit selbst die dummen Polizisten sofort kapieren, daß sie Selbstmord begangen hat.«
»Und so ist es tatsächlich passiert?« fragte Bertha.
»Ja, so ist es tatsächlich passiert«, bestätigte Sellers. »Der Tank ist knochentrocken. Die Batterie ist leer. Sie muß nach wenigen Minuten erstickt sein, und dann lief der Motor eben weiter, bis das Benzin alle war.«
»Dann muß der Mörder hinterher den Zettel in der Garage deponiert haben.«
»Ja. Deshalb war ich ja so begeistert über die beiden wunderschönen Fingerabdrücke. Als ich merkte, daß ich auf dem Holzweg war, nur weil Mrs. Cool ihre Nase in Angelegenheiten gesteckt hatte, die sie nichts angingen, war ich begreiflicherweise sauer.«
»Tut mir wirklich leid.«
»Kann Ihnen auch leid tun. Sie sind lange genug dabei, um zu wissen, daß man nichts berühren darf, wenn man eine Leiche findet. Ihre Fingerabdrücke an der Türklinke des Wagens schadeten weiter nichts. Sie mußten ja die Wagentür aufmachen, um zu sehen, was los war. Aber weiter hätten Sie nicht gehen dürfen.«
»Also wirklich, ich...«, stammelte Bertha.
»Na ja, lassen Sie’s gut sein.«
»Hören Sie mal«, sagte Bertha plötzlich, »der Mord war offenbar so geplant, daß es nach einem Unfall aussehen sollte.«
»Ganz recht.«
»Dann muß der Mörder die Garage betreten haben, um zu sehen, ob es geklappt hatte und um den Zettel hinzulegen.«
»Genau.«
»Warum
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