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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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hat er bei der Gelegenheit nicht den Werg aus den Ritzen gezogen? Das Zeug ist doch höchst verräterisch.«
    »Daran hab’ ich mich auch gestoßen«, meinte Sellers. »Aber versetzen Sie sich mal in die Lage des Mörders. Er hatte sein Ziel erreicht, hatte die Frau aus dem Weg geräumt. Er schlich sich in die Garage, wahrscheinlich mitten in der Nacht, um den Zettel in den Wagen zu legen, damit ihr Tod als Unglücksfall und nicht als Mord erscheinen sollte. Der Mörder riskierte es nicht, längere Zeit dort zu bleiben. Wenn ihn unglücklicherweise jemand beim Betreten der Garage beobachtet und die Polizei alarmiert hätte, wäre er ebenso stark in Mordverdacht geraten, als wenn man ihn auf frischer Tat ertappt hätte. Er konnte sich also nicht damit aufhalten, den Werg aus den Ritzen zu entfernen. Er hat vielleicht gehofft, die Polizei würde das Zeug nicht entdecken. Er fühlte sich eben, nachdem niemand ihn dort erwischt hatte, ziemlich sicher.«
    »Weil man ihm jetzt nichts nachweisen kann, meinen Sie?«
    »Ja«, sagte Sellers. »Das können wir nur, wenn wir Beweise dafür finden, daß der Tod von Mrs. Belder auf einen zielbewußten, sorgfältig ausgearbeiteten Plan zurückzuführen ist. Sonst haben wir nichts gegen den Mörder in der Hand — selbst wenn wir ihn kennen. Er hat ja die Frau nicht selber getötet. Er war ja nicht dabei. Der Plan ist teuflisch — und genial. Juristisch unanfechtbar. Man setzt einem Menschen so sehr zu, bis er vor Erregung sämtliche Vorsichtsmaßnahmen außer acht läßt und den eigenen Tod durch Fahrlässigkeit verursacht. Versuchen Sie mal, mit diesem Argument eine Jury dazu zu bringen, den Mann wegen Mordes verurteilen zu lassen! Und in der Berufung ist die Sache erst recht hoffnungslos.«
    »Haben Sie schon einen konkreten Verdacht?« fragte Bertha.
    »Ja. Everett Belder«, erklärte Sergeant Sellers langsam. »Der teuflisch geschickte Mörder, der geniale Planer, der bankrotte Geschäftsmann, der viel Zeit zum Nachdenken hat. Der den gleichen Einfallsreichtum, mit dem er seine Verkaufskampagnen anlaufen ließ, dazu benutzt, sich einen risikolosen Mord an seiner Frau auszudenken. Er schreibt einen anonymen Brief, in dem er sich selbst verschiedener Frauengeschichten bezichtigt, die sonst nie entdeckt worden wären. Er schaltet ein Detektivbüro ein, um ganz sicher zu sein, daß seine Frau bis zu dieser Garage verfolgt wird. Kapieren Sie das noch immer nicht, Bertha? Wenn Sie die Frau nicht beschattet hätten, wäre der Ablauf noch einigermaßen unklar gewesen, aber so können wir die Todeszeit fast bis auf die Minute bestimmen. In der kritischen Zeit saß Everett Belder beim Friseur und ließ sich verschönen.«
    »Beim Friseur?« wiederholte Bertha mit schlecht gespielter Überraschung.
    »Tun Sie nicht so erstaunt! Wir haben seine Aussage schon geprüft. Er war schlau genug, ohne seinen Mantel wegzugehen, so daß der Friseur sich unbedingt an ihn erinnern mußte. Übrigens konnte sich der Friseur auch ganz genau an Sie erinnern, weil Sie ihn auch nach dem Mantel gefragt hatten.«
    Ausnahmsweise war Bertha mal sprachlos.
    »Eine andere Frau«, sagte Sellers, »die etwa zwanzig Minuten nach Ihnen kam, sagte, Mr. Belder hätte seinen Mantel vergessen und sie gebeten, ihn mitzunehmen.«
    In Berthas Gesicht stritten sich die widersprechendsten Empfindungen.
    »Es freut mich, daß man Ihnen auch ab und zu noch ’ne kleine Überraschung bereiten kann«, meinte Sellers trocken. »Inzwischen hätten Sie eigentlich schon merken können, daß er eine Komplizin haben muß.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Jemanden, der höchst geschickt mit der Schreibmaschine seiner Frau umgehen konnte. Der seine Frau anrufen und sie zu der Garage locken konnte. Das ist das einzige schwache Glied in seinem Plan, Bertha. Er brauchte eine Komplizin. Und wenn ich diese Frau finde — und ich werde sie finden und zum Sprechen bringen—, kann ich Everett Belder überführen. Ausnahmsweise lautet in diesem Fall die Frage nicht, wer den Mord begangen hat, sondern ob ich beweisen kann, daß es vorsätzlicher Mord war, so daß der Mörder in die Gaskammer wandert.«
    »Ich verstehe«, brachte Bertha heraus.
    »Und eins will ich Ihnen sagen, Bertha«, fuhr Sellers grimmig fort, »wenn Sie mir dabei Steine in den Weg legen, reiße ich Ihnen jedes Haar einzeln aus. So, das ist alles. Sie können gehen.«

18

    Elsie Brand sah von der Schreibmaschine auf. »Guten Morgen, Mrs. Cool.«
    »Morgen!« Bertha sank auf

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