Katzen jagen nachts
Zeichen und grinste Bertha Cool an. »Tag, Bertha.«
Bertha funkelte ihn zornig an.
»Sie machen keinen besonders glücklichen Eindruck. Was ist los?«
»Glücklich? Wenn Sie meinen... Ach, was soll’s.«
Sellers ließ sich in einen Sessel sinken. »Woher wußten Sie, daß sie tot ist?«
Bertha holte tief Atem. »Ihre Haut war kalt. Es roch nach Verwesung. Sie bewegte sich nicht. Ich sprach sie an. Sie antwortete nicht. Da kam mir eine dieser Eingebungen, Sergeant, die Ihr Polypen nur alle hundert Jahre einmal habt. Donnerwetter, sagte ich mir — die Frau ist tot!«
»Sehr witzig, Bertha, aber das meine ich nicht. Woher wußten Sie, daß Sie in der Garage eine Leiche finden würden?«
»Das wußte ich ja gar nicht...«
»Weshalb sind Sie dann hineingegangen?«
»Weil ich mich immer scheckig ärgere, wenn ich jemanden verliere, den ich beschatten sollte.«
»Aha. Wenn Sie am Mittwochnachmittag ärgerlicherweise die Spur Ihres Opfers verlieren, fahren Sie am Freitagabend zum Schauplatz der Handlung zurück, um die Spur wiederaufzunehmen...«
»Nein.«
»Sondern?«
»Ich wollte nur das Terrain erkunden.«
»Da müssen Sie sich schon was Besseres einfallen lassen, Bertha.«
»Es ist ja schließlich nicht verboten, sich ein bißchen umzusehen.«
»Woher wußten Sie, daß Sie sie an dieser Stelle verloren hatten?«
»Sie fuhr um die Ecke. Dann war sie verschwunden.«
»Warum haben Sie dann nicht am gleichen Tag das Terrain erkundet, wie Sie es nennen?«
»Weil ich dachte, sie wäre zur nächsten Ecke gefahren und dann rechts eingebogen.«
Sellers betrachtete sie mit freundschaftlicher Nachsicht. »Wirklich, Bertha, Sie sind unbezahlbar. Wenn Sie nächstens über das Schnecken tempo der Polizei frotzeln, können Sie sich daran erinnern, daß es manchmal auch bei vorzüglichen weiblichen Privatdetektiven zwei oder drei Tage dauert, bis der Groschen fällt. Und wieso haben Sie sich ausgerechnet diese Garage ausgesucht?«
»Die Häuserblocks haben dort doppelte Länge. Sie konnte gar nicht in einer Querstraße verschwunden sein, dazu war ich ihr zu dicht auf den Fersen.«
»So — und das ist Ihnen jetzt erst aufgefallen?«
»Leider ja«, sagte Bertha ziemlich zerknirscht. »Ich hielt den Auftrag für eine Routinebeschattung, einen Job, der für alle bis auf den Auftraggeber schrecklich uninteressant ist. Wenn ein Mann erst mal so weit gekommen ist, daß er seine Frau beschatten läßt, kann er seine Ehe gleich verloren geben; ob sie ihn nun mit Fritz oder Franz betrügt, ist egal.«
»Eine hübsche Philosophie«, meinte Sellers. »Zu schade, daß ich jetzt keine Zeit habe, Eheprobleme mit Ihnen zu erörtern, Bertha. Weshalb haben Sie nicht gleich bemerkt, daß es Doppelblocks waren?«
»Weil ich so wütend war. Diese Schlange hat mich in Sicherheit gewiegt, um mich dann um so gründlicher reinlegen zu können. Mir fiel gar nicht ein, daß sie irgendwo in einer Garage untergetaucht sein könnte.«
»Die Idee ist Ihnen erst später gekommen?«
»Ja.«
»Am Mittwoch sind Sie nicht hier langgefahren?«
»Nein.«
»Haben Sie den Zettel gesehen, der auf dem Boden des Wagens lag?«
»Ich will Ihnen nur mal zeigen, wie sie das Problem gesehen hat. Und da ist natürlich auch noch ihre Mutter...«
Bertha zögerte.
»Ja oder nein?«
»Ja.«
»Haben Sie ihn angefaßt?«
»Ja.«
»Gelesen?«
»Ja — das heißt, ich hab’ mal so flüchtig draufgesehen.«
»Mal flüchtig draufgesehen«, wiederholte Sergeant Sellers.
»Na und? Hören Sie mal, ich hab’ die Leiche gefunden, da können Sie’s mir doch nicht übelnehmen, wenn ich mich bei dieser Gelegenheit noch etwas umsehe.«
»Sie wissen ganz genau, daß wir so was nicht lieben.«
»Es hätte ja auch etwas drauf stehen können, das sofort erledigt werden mußte.«
»Was sie wieder lebendig gemacht hätte?«
»Langsam fallen mir Ihre faulen Witze auf die Nerven.«
»Auf dem Zettel haben wir vorzügliche Fingerabdrücke gefunden«, sagte Sergeant Sellers, »die sich vermutlich als Bertha Cool gehörig entpuppen werden. Da hab’ ich mich also zu früh gefreut.«
»Tut mir leid«, sagte Bertha.
»Mir erst«, sagte Sellers grimmig.
»Ist sie an Kohlenmonoxydvergiftung gestorben?«
»Sieht so aus.«
»Wie beurteilen Sie die Sache?«
»Eine nette kleine Falle«, sagte Sergeant Sellers. »Jemand schreibt der Frau anonyme Briefe, bis sie wie hypnotisiert ist. Versetzen Sie sich mal in ihre Lage. Das Vermögen gehörte ihr. Nach allem, was ich
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