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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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mitgenommen.«
    »Tja, dann vielen Dank einstweilen. Ich will mir mal die Garage anschauen.«
    Sie ging mit neu erwachter Hoffnung zur Garage und rüttelte am Tor. Die Kinder sahen ihr einen Augenblick nach und spielten dann weiter.
    Das Tor öffnete sich lautlos in gutgeölten Scharnieren.
    Bertha schob es ein paar Zentimeter auf. Sie würde gar nicht erst hineingehen, wenn nicht...
    In der Garage stand ein Wagen.
    Bertha warf einen Blick auf die Zulassungsnummer.
    Mrs. Belders Wagen.
    Das gedämpfte Nachmittagslicht, das durch den Türspalt und durch das eine Garagenfenster drang, ermöglichte es, Gegenstände zu unterscheiden. Aber das Auge brauchte ein paar Minuten, um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen.
    Zunächst hielt Bertha den Wagen für leer. Als sie die rechte Tür öffnete und sich ans Steuer schieben wollte, stieß ihr Fuß gegen ein Hindernis. Sie sah nach unten. Es war immerhin hell genug, um die Leiche zu erkennen, die halb auf dem Sitz, halb auf dem Boden lag.
    Jetzt bemerkte Bertha auch den unverwechselbaren Geruch des Todes.
    Sie zog sich schleunigst zurück. Doch schon im Hinausgehen hatte sie es sich überlegt. Sie erwischte den Lichtschalter und knipste das Licht an.
    Die an der hohen Decke angebrachte nackte Birne tauchte den Raum in ein wenig sympathisches Gemisch fahlweißer Lichtflecken und tiefer Schatten. Bertha mußte sich einen Ruck geben, ehe sie es fertigbrachte, die Leiche näher zu betrachten.
    Sie trug den großkarierten Mantel, an den Bertha sich so gut erinnerte, und hatte noch die Sonnenbrille mit dem breiten weißen Rand über den toten Augen.
    Berthas Blick fiel auf ein Blatt Papier auf dem Boden des Wagens.
    Bertha hob es auf.
    Es war mit der Maschine geschrieben, und zwar mit der gleichen Remington-Reiseschreibmaschine, mit der auch die anonymen Briefe getippt worden waren.
    »Das sind meine Anweisungen: Ich fahre zum Westmore Boulevard, und zwar völlig unbefangen und ohne mich umzudrehen, behalte aber unauffällig den Rückspiegel im Auge. Wenn ich merke, daß man mich verfolgt, überfahre ich an der Kreuzung Dawson Avenue die Ampel bei Rot — ohne zu beschleunigen — und biege in die North Harkington Avenue ein. Das zweite Haus nach der Ecke ist Nummer 709. Die Garagentür steht offen. Ich fahre in die Garage, springe aus dem Wagen, schließe die Tür, steige wieder ein und warte bei laufendem Motor, bis ich dreimal hupen höre. Dann öffne ich die Tür und rolle im Rückwärtsgang hinaus. Es ist wichtig, daß ich diese Anweisungen buchstabengetreu befolge. M. B.«
    Bertha ließ den Zettel wieder zu Boden fallen. Sie beugte sich über die Leiche, holte einmal tief Atem und zog die Lippen der Toten zurück.
    In der rechten unteren Kiefernhälfte fehlte eine herausnehmbare Brücke. Eine Brücke mit zwei Zähnen.
    Bertha ging unwillkürlich auf Zehenspitzen hinaus und schloß hastig die Tür hinter sich. Sie war schon halb an ihrem Auto, als helle Stimmen sie daran erinnerten, daß ihr jetzt, nachdem sie sich mit den Kindern unterhalten hatte, nichts anderes übrigblieb, als Sergeant Sellers anzurufen.
    Grimmig stieg sie in ihr Auto.

17

    Bertha Cool fuhr den jungen Polizisten an: »Gehen Sie hinein und sagen Sie Sergeant Sellers, daß ich nicht mehr warten kann. Ich hab schließlich noch eine kleine Nebenbeschäftigung.«
    Der Junge grinste nur.
    »Denken Sie, ich mache Witze?« wütete Bertha. »Geschlagene zwei S tunden hocke ich jetzt hier. Sergeant Sellers weiß doch, wo er mich erreichen kann.«
    »Er hat zu tun. Mit Lappalien kann ich ihn nicht belästigen.«
    »Das sind keine Lappalien. Ich gehe!«
    »Ich hab’ Anweisung, Sie hierzubehalten.«
    »Ich möchte bloß wissen, weshalb ich hier hocken soll, bloß weil ich für Sergeant Sellers eine Leiche aufgespürt habe.«
    »Tja, das müssen Sie Sellers schon selber fragen.«
    »Mrs. Goldring haben Sie doch nach Hause geschickt.«
    »Die war auch hysterisch. Sie sollte bloß die Leiche identifizieren.«
    »Und was soll ich?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ist Sergeant Sellers mit seinen Ermittlungen in der Garage fertig?«
    »Keine Ahnung.«
    »Weiß man schon die Todesursache?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ihr Verstand scheint nicht gerade ausgeprägt zu sein.«
    »Möglich.«
    »Was wissen Sie überhaupt?«
    Der Polizist griente. »Daß ich Sie hierbehalten soll. Und das tue ich auch.«
    Bertha hüllte sich in ärgerliches Schweigen.
    Unerwartet öffnete sich die Tür. Sergeant Sellers kam herein, machte dem Polizisten ein

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