Katzen, Killer und Kakteen
übersetzen. Er denkt bestimmt, wir sind Idioten, dachte Penelope.
Nein, das habe ich mir nicht eingebildet, entschied sie.
Es konnte gar kein Traum sein – ein Alptraum, ja, aber kein Traum. Außerdem hatte sie keinen Grund, Mycroft in ihrem Unterbewußtsein blöd zu nennen. Das war er nämlich nicht. Er war ein schlauer Kater. Sein einziger Fehler war vielleicht seine übertriebene Neugier. Er hatte schon einige seiner zahlreichen Leben aufgebraucht, weil ihn immer wieder die Neugier packte.
Obwohl Neugier eigentlich ein Zeichen von Intelligenz war. Penelopes Es und Ich würden schon wissen, daß Mike intelligent war. Sollten sie jedenfalls. Sie ging davon aus, daß ihr Unterbewußtsein genauso schlau war wie ihr Bewußtsein, und sie wußte, daß sie ziemlich intelligent war, abgesehen von ihrer Unfähigkeit, die Katzensprache zu lernen. Aber sie war nie gut in Sprachen gewesen und hatte für Französisch und Deutsch, die zwei Pflichtsprachen für ihren Doktortitel, ganz schön pauken müssen.
In Logik war Penelope genauso schlecht. Der Syllogismus »Alle Tische haben vier Beine; alle Schafe haben vier Beine; also sind alle Tische Schafe« war ihr immer sehr einleuchtend erschienen, wie jedem anderen vernünftigen Menschen auch. Deshalb war sie schnell so weise gewesen, den Kurs in Logik fallenzulassen und sich einen anderen zu suchen, der die Bestimmungen für ihren Zwischenabschluß erfüllte. Sie war in einem Kurs über Aristoteles gelandet. Der beschäftigte sich wenigstens nicht mit Schafen und Tischen.
Und wer brauchte heute schon noch Algebra?
Ja, Intelligenz gab es in den unterschiedlichsten Formen. Unglücklicherweise hatte Penelopes nächtlicher Anrufer einen beträchtlichen Mangel an Intelligenz bewiesen. Dieser Anruf war ein Fehler gewesen. Ein schwerer Fehler.
»Mike, Alex, Char. Aufgepaßt. ›Erkenn Dich selbst‹«, zitierte Penelope, »›erforsch nicht Gottes Kraft! Der Mensch ist erstes Ziel der Wissenschaft. ‹ Alexander Pope. Siebzehnhundertunddreiunddreißig. Vielen Dank.«
Mycroft widersprach natürlich. Er wußte, daß das erste Ziel der Wissenschaft das Erforschen der Katzen sein mußte. Deshalb hatte Gott ja auch Katzen erschaffen. Männer – und auch Frauen – brauchten eine höhere Form der Intelligenz, die sie während der Schicksalsschläge des Lebens leitete. Douglas Adams hatte es in Per Anhalter durch die Galaxis ganz falsch dargestellt. Delphine waren ja ganz in Ordnung, aber die Katzen hätten sagen müssen: »Macht’s gut, und danke für die Leber-Crunchies.« Das wußte sogar Mrs. Burnham!
Mycroft, der sich nach dem morgendlichen Ritt ziemlich hungrig fühlte, stimmte Penelope erfreut zu, als sie sagte: »Los, Essenszeit.« Es war wichtig, am Tag mindestens sechs- oder achtmal zu essen, um bei Kräften zu bleiben. Das war Mrs. Burnham bestimmt auch bekannt.
Laney hatte einen fabelhaften Brunch vorbereitet. Es gab für jeden etwas: für Chardonnay Pfefferminzbonbons und eine Handvoll Hafer, damit sie sich nicht langweilte, während sie draußen im Schatten wartete. Für Mycroft und Alexander Hühnchen in Soße -Mycroft mochte zur Abwechslung auch Hundefutter. Es gab eigentlich keine Nahrungsgruppe, die Mycroft nicht mochte. Oder wie sagte Doktor Bob, der Tierarzt, immer: »Mycroft frißt alles, was ihn nicht zuerst frißt.«
Laneys Mahl für die Menschen bestand aus einem Krug mit Bloody Marys, die mit Gin statt mit Wodka und mit Gemüsesaft statt mit Tomatensaft zubereitet waren, Eier Benedict mit Salsa statt mit Sauce Hollandaise, Blaubeer-Muffins mit Äpfeln statt mit Blaubeeren und richtigem Kaffee, da sie dafür keinen Ersatz hatte finden können. Laneys Mahlzeiten schmeckten immer sehr gut, waren nur nicht unbedingt vorhersehbar.
»Du ißt ja gar nichts«, beschwerte sich Laney. »Das sieht dir gar nicht ähnlich. Und sag jetzt nicht, daß du auf Diät bist. An dir ist kein Gramm zuviel. Ich glaube, Wally lechzt heimlich nach dir, aber er sollte besser nichts versuchen, wenn ihm sein Leben lieb ist. Was ist los, Penelope?«
»Ach, Mist«, sagte Penelope und nippte an ihrer Bloody Mary. Sie war scharf und würzig, genau wie sie sie mochte.
»Mist?«
»Ja, Mist, Mist, Mist.«
»Das hört sich ja ernst an.«
»Ist es auch.«
Mycroft und Alex hatten ihr Fressen beendet und schlichen um sie herum, um zu sehen, ob es noch mehr gab. Da das nicht der Fall war, schlüpften sie aus der Tür und gingen zu Chardonnay, um ihr Gesellschaft zu leisten.
»Erzähl
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