Katzen, Killer und Kakteen
kniete sich auf alle viere und spähte unter den Sessel.
Mycroft fauchte ihn an.
»Er ist wütend«, sagte Andy. »Vielleicht sollten wir das auf ein anderes Mal verschieben.«
»Du bist ein Feigling.«
»Bin ich nicht.«
»Bist du wohl.«
»Bin ich nicht.«
Die Türklingel unterbrach ihr Geplänkel, aber Laney stieß die Tür auf, noch bevor Penelope aufmachen konnte. Alexander stürmte ins Zimmer, drehte sich ausgelassen um sich selbst, raste von Penelope zu Andy, dann zurück zu Penelope und unter den Sessel zu Mycroft.
»Warum, um Himmels willen, hast du Pennies an deiner Tür kleben?« fragte Laney atemlos. »Tut mir leid, daß wir zu spät sind, aber wir konnten Wallys Handschellen nicht abbekommen. Irgendwas stimmt mit dem verdammten Schlüssel nicht.«
»Laney!«
»Nein, ehrlich.«
Als Beweis für ihre Worte kam Wally herein und hielt verlegen seinen linken Arm hoch. Von seinem Handgelenk hingen tatsächlich Handschellen herunter. »Sie ist wirklich eine Wucht, oder?«
»Ja, sie hat was«, sagte Penelope. Sie fing an zu kichern und brach dann in schallendes Gelächter aus, bis ihr die Tränen die Wangen herunterliefen.
Sogar Mycroft kam nach vorne gekrochen, um zu sehen, was es mit der Ausgelassenheit auf sich hatte, bevor er sich wieder zurückzog. Er wußte genau, wen er gerne in Handschellen gesehen hätte.
»Mensch, Penelope.« Wally trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
»Tut mir leid«, sagte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen, »aber du mußt doch zugeben, daß es urkomisch ist.« Sie wandte sich Andy zu. »Hast du deinen Fotoapparat im Auto? Wäre das nicht was für die Titelseite? Berühmte Schriftstellerin zähmt Liebhaber.«
»Penelope«, rief Laney, »wag dich ja nicht…«
»Eigentlich hatte ich mir überlegt, eine Reihe über den Sittenkodex von Empty Creek zu machen«, sagte Andy gedehnt. »Das wäre ein guter Aufhänger.«
»O Gott. Ich bringe mich um. Schriftstellerin von Liebesromanen von Freunden in den Selbstmord getrieben – na, wie klingt das als Schlagzeile?«
»Andy, mach schon mal ein Foto von der verstorbenen Elaine Henders. Für ihren Nachruf.«
»Ich meine es ernst, Penelope. Wenn wir Mycroft eingefangen haben, müssen wir sie aufkriegen. Ich hatte schon Angst, wir müßten zur Polizeistation gehen.« Bei dem bloßen Gedanken an das öffentliche Spektakel nahmen Laneys Wangen die Farbe ihres flammendroten Haars an. »O Gott, glaubst du, Sam Connors macht Hausbesuche?«
»Ich helf euch«, bot Andy an. »Ich kenn mich mit Schlüsseln ganz gut aus.«
»Ach, tatsächlich?« fragte Laney. »Ist das eine neue Seite des respektablen Zeitungsredakteurs?«
Jetzt wurde Andy rot. »Nein, nicht wie ihr denkt«, stammelte er. »Mit Schlüsseln allgemein.«
»Wenn du es sagst.«
»Ich schlage vor, wir fangen jetzt endlich an.«
»Ich habe Alexander mitgebracht, damit er einen beruhigenden Einfluß auf Mycroft ausübt.«
»Mycroft sieht eher so aus, als würde er gleich Yorkshireterrier zum Frühstück verspeisen«, sagte Penelope. »Der Plan sieht folgendermaßen aus. Andy, du schneidest den Fluchtweg zur Küche ab. Laney, du und Wally, ihr hebt einfach den Sessel hoch. Ich schnappe mir Mycroft und stecke ihn in den Käfig.«
»Warum bin ich nicht davon überzeugt, daß es so einfach ist, wie es sich anhört?« stöhnte Laney.
»Vertrau mir. Seid ihr bereit?« Alle Beteiligten nickten. »Also, auf drei.«
Penelope zählte. Laney und Wally hoben den Sessel hoch. Penelope stürzte vor und fing Alexander, der ganz begeistert davon war, gefangen zu werden, und ihr dafür einen dicken, feuchten Kuß aufdrückte.
Mycroft raste in der Zwischenzeit wie ein grauer Schatten zwischen Andys Beinen hindurch und stellte einen neuen Geschwindigkeitsrekord für die Strecke zwischen dem Sessel und seinem Ersatzversteck unter dem Küchentisch auf.
Die Jagd konnte beginnen. Von der Küche zurück ins Wohnzimmer, zweimal um das Sofa, wieder unter den Sessel, auf den Küchentisch und dann auf den Kühlschrank, wo Mycroft schließlich von dem atemlosen Haufen in die Enge getrieben wurde, während Alexander als Hintergrundmusik ein Medley aus Jaulen und Kläffen beisteuerte.
»Ich könnte schwören, er macht das nur, weil er die Jagd genießt«, sagte Penelope, als sie die Tür des Käfigs zuknallte.
Alexander hielt ein Plädoyer für Mycroft, indem er Penelope lautstark anbellte »Sei ruhig, oder ich nehme dich auch mit.« Diese Drohung zeigte jedoch keinerlei
Weitere Kostenlose Bücher