Katzen, Killer und Kakteen
seine Kleidung hatte ein Seefahrermotiv und bestand aus blauen Leinenschuhen, die er modisch ohne Socken trug, weißen Segeltuchhosen und einem roten Polo-Shirt. Das Ensemble wurde durch eine Seglermütze gekrönt. Sie war mit goldfarbenen Tressen verziert und trug die Aufschrift CAPT.
Schon beim bloßen Anblick brauchte Penelope eine Packung Reisegold Forte.
Alcott begrüßte sie mit einem kräftigen Handschlag und einem Biberlächeln. »Miss Warren«, rief er aus, »wie schön, Sie zu sehen.« Er sah aus, als würde er jeden Moment Penelope oder einen Baum annagen.
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie sich Zeit für mich nehmen, Mr. Alcott.«
»Ist mir ein Vergnügen. Bitte setzen Sie sich doch, Penelope. Und nennen Sie mich Spence. Das tut jeder.«
»Gut, Spence. Ich untersuche den Mord an Louise Fletcher.«
Spence runzelte die Stirn. »Ist das nicht Sache der Polizei?«
Penelope hielt ihm ihren brandneuen Presseausweis hin. Sie würde nie begreifen, warum er unbedingt knallrosa sein mußte. Aber wenigstens hellte er den Raum ein bißchen auf.
Spence war nicht sonderlich beeindruckt.
Liegt es an der Farbe? fragte sich Penelope.
»Ich kann Ihnen dazu nichts sagen, Miss Warren. Ich habe die Frau nicht gekannt.«
Er wurde ja überraschend schnell wieder förmlich. »Louise Fletcher hat etwas ganz anderes behauptet. Sie hat detaillierte Aufzeichnungen einiger Unterhaltungen mit Ihnen hinterlassen.«
»Wenn solche Mitschriften existieren, dann sind sie erfunden.« Er sah so aus, als würde er sie gleich mit seinen Biberzähnen beißen.
Was würden Woodward und Bernstein jetzt fragen?
Beziehungsweise Robert Redford und Dustin Hoffman. »Ist das alles?« fragte Penelope lahm. Bernstein und Woodward runzelten die Stirn. Deep Throat runzelte die Stirn. Redford und Hoffman runzelten die Stirn. Sogar Penelope runzelte die Stirn. Ich bin kein Betrüger; Richard Nixon hatte das gesagt.
»Das ist alles«, sagte Spencer Alcott.
Bei diesem Tempo würde das Empty Creek News Journalbestimmt nicht den Pulitzer-Preis für investigativen Journalismus bekommen.
»Warum sollte Louise Fletcher lügen?«
»Warum sollte ich lügen?«
»Weil Sie an alle Politiker in der Stadt große Summen verteilt haben« –, oh Gott, hatte sie das wirklich gesagt? - »um Ihr Kasino genehmigt zu bekommen. Freda Aisberg war einer der Partner.«
»Das waren Wahlkampfspenden. Völlig korrekt.«
»Louise Fletcher nannte es Bestechung.«
»Louise Fletcher war verrückt.«
»Ich dachte, Sie haben sie nicht gekannt.«
»Nur vom Hörensagen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden…«
Penelope rechnete fast damit, er würde jetzt sagen, er müsse noch einen Baum annagen. Oder Mrs. Peel. Diese Zähne waren wirklich beunruhigend.
»… aber ich habe zu tun«, beendete er den Satz.
Penelope erhob sich. »Ich komme wieder«, versprach sie.
»Ich würde mich freuen.«
Ende der Fahnenstange. Was würden Woodward und Bernstein jetzt machen?
Penelope verließ Spencer Alcott, der ihr nachdenklich hinterherstarrte.
An der Tür drehte sich Penelope zu der jungen Empfangsdame um. »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Waren Ihre Eltern zufällig Fans von Mit Schirme, Charme und Melone? Oder von Diana Rigg?«
»Wer ist das? Eine Rockgruppe? Ich habe noch nie was von Mit Schirme, Charme und Melone gehört. Sind die gut?«
»Es ist eine alte Fernsehserie aus den 60ern. Wie sind Sie an Ihren Namen gekommen?«
»Ich bin nach meiner Großmutter benannt worden.«
»Oh.«
Man konnte sich die echte Emma Peel schwerlich als Großmutter vorstellen.
»Er stellt auf stur«, teilte Penelope Big Mike mit, als sie in den Buchladen zurückkehrte. »Das kann ich überhaupt nicht ausstehen.«
»Wer stellt auf stur?« fragte Kathy, als sie ins Hinterzimmer des Ladens kam.
»Spencer Alcott – der Biber.«
»Oh.« Kathy zog sich zurück. Penelope hatte mal wieder eine ihrer Launen.
Miau, sagte Big Mike.
»Miau, ganz genau. Warum ist mir das nicht eingefallen?«
Als Polizeichef Fowler Mycrofi & Co betrat, dösten Penelope und Mycroft im Sessel vor dem Ramin. Es war für sie beide schon ein ziemlich anstrengender Tag gewesen. Die Türklingel hatte Mycroft aufgeweckt, und nun starrte er Fowler neugierig an. Als Mycroft sich bewegte, wachte Penelope aus einem sehr angenehmen Traum auf, in dem Andy mit Biberzähnen an verschiedenen Teilen ihres Körpers herumgeknabbert hatte.
»O John, ich habe Sie gar nicht hereinkommen gehört.«
»Das habe ich
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