Katzen, Killer und Kakteen
dann mit Andy, um sie zu bitten, ihr am nächsten Morgen dabei zu helfen, Mycroft einzusperren, damit sie ihn zu seinem unangekündigten Besuch bei Doktor Bob bringen konnte. Sie flüsterte, damit Mycroft von ihrem Plan nichts mitbekam. Manchmal war er einfach zu verdammt schlau.
»O Gott, ist es schon wieder so weit?« beschwerte sich Laney. »Ich wünschte, Victoria’s Secret würde katzenerprobte Unterwäsche verkaufen. Ich werde es ihnen einmal vorschlagen.«
»Bring Wally mit«, sagte Penelope.
»Er wird vor Freude ganz außer sich sein.«
Andy stimmte gefaßt zu und wechselte dann schnell das Thema. Er redete viel lieber von romantischen Dingen. Da er selbst keine Ärzte mochte, hatte Andy bei diesen Gelegenheiten immer Mitleid mit Mycroft.
Schließlich kümmerte sich Penelope um ihr eigenes Abendessen, obwohl sie nach all den Chili-Pommes eigentlich keinen Hunger mehr hatte. Sie holte sich einen Granny-Smith-Apfel aus dem Kühlschrank und nahm sich die Unterlagen vor, die Herb ihr so geheimnistuerisch gegeben hatte.
Die Dokumente stammten aus der Rechtsanwaltskanzlei von Spencer Alcott und waren mit dem Stempel VERTRAULICH versehen. Das Deckblatt enthielt eine unheilverkündende Warnung.
DIESE NACHRICHT IST NUR FÜR DIE PERSON ODER RECHTSPERSÖNLICHKEIT BESTIMMT, AN DIE SIE GERICHTET IST, UND KANN INFORMATIONEN ENTHALTEN, DIE VERTRAULICH UND GEHEIMZUHALTEN SIND. WENN DER LESER DIESER NACHRICHT NICHT DER BEABSICHTIGTE EMPFÄNGER IST ODER DER ANGESTELLTE ODER DER BOTE, DERFÜRDIE ÜBERMITTLUNG AN DEN BEABSICHTIGTEN EMPFÄNGER VERANTWORTLICH IST, WIRD HIERMIT MITGETEILT, DASS JEDE VERBREITUNG ODER VERVIELFÄLTIGUNG DIESER MITTEILUNG STRENGSTENS VERBOTEN IST.
Penelope drehte die Seite um. Es war schwer, eine Warnung von Spencer ernst zu nehmen.
Die Dokumente umrissen das Gesamtkonzept für ein Kasino in Empty Creek. Sie enthielten außerdem den Entwurf eines Antrags für die Bewilligung des Glücksspiels, der vom Stadtrat genehmigt werden sollte. Ferner legten sie die Strategie dar, wie das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollte, und die genaue Aufschlüsselung, wie die Einnahmen aufgeteilt werden würden. Konnte man Spencer Alcott glauben, und wer würde einem Anwalt, der seine Berufung zum Gebrauchtwagenhändler leider überhört hatte, keinen Glauben schenken?, so würden auf Empty Creek alle Reichtümer des Orients niederprasseln.
Freda Aisberg würde Teilhaberin werden.
»Sehen Sie nicht«, hatte Herbert in Mycrofi äf Co eindringlich geflüstert, »wie alles zusammenpaßt? Louise stand ihnen bei ihren Plänen im Weg.«
Penelope hatte es nicht gesehen und sah es auch jetzt noch nicht.
Es gab offensichtlich einen Interessenkonflikt, vom armseligen Urteilsvermögen ganz zu schweigen, aber Penelope war immer noch der Meinung, daß der Zusammenhang zwischen Freda Aisberg, Spencer Alcott und Louise Fletcher an den Haaren herbeigezogen war. Warum sollten sie sich wegen einer Genehmigung für ein Kasino die Mühe machen, Louise Fletcher umzubringen und damit noch womöglich die potentiellen Profite gefährden? Natürlich hätte Louise den Antrag bekämpft, aber ihre Meinung wäre von den Mitgliedern des Stadtrates, die Louises Worten oder Taten selten Beachtung geschenkt hatten, ignoriert worden. So war das in Empty Creek schon immer gehandhabt worden.
Trotzdem schien ein Besuch in der Rechtsanwaltskanzlei von Spencer Alcott angebracht zu sein.
Mycroft, der neben ihr auf der Couch lag, begann, sich zu rühren, zu strecken und zu gähnen, und ging dann zur Gesamtausgabe von William Shakespeare hinüber, um seine Krallen zu trainieren. So kündigte Mycroft stets an, daß er hinauswollte. Sie begleitete ihn bei seinem nächtlichen Meditieren in der Wüste. Vor ein paar Nächten war es noch Vollmond gewesen, und nun nahm der Mond schon wieder ab. In ein paar Nächten würde er wahrscheinlich völlig verschwunden sein, um dann wieder als winziges Teilchen in jenem zeitlosen Kreislauf der Erneuerung in Erscheinung zu treten. Dabei mußte Penelope an Alyce Smith denken, und sie fragte sich, ob sie immer noch um ihren verheirateten Liebhaber weinte. Das erinnerte sie an Andy, und sie wünschte, sie hätte ihn zu sich eingeladen. Dies war eine verständliche Überleitung zu ihrer sexbesessenen, besten Freundin und deren Cowboy-Liebhaber. Dies erinnerte sie wiederum an andere, und die Gedanken stürmten mit aller Macht auf sie ein – Robert Sidney-Veine, Sean Connery, sogar Stormy.
»Was die
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