Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Katzenbach: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
Vom Netzwerk:
den Babyurlaub nicht in allerbester Erinnerung.
Sie hatte das Gefühl gehabt, in einem Chaos von Übermüdung, Babygeschrei, Windeln
und zunehmend vernachlässigtem Haushalt zu versinken, trotz Linus’ Unterstützung.
Zum Glück hatte Streiff sie ab und zu rausgeholt und sie gezwungen, ihm bei einem
Fall zu helfen. Einmal hatte er sogar ihre Küche geputzt, daran musste Zita manchmal
halb beschämt, halb belustigt denken. Aber mittlerweile war Leo ein munteres Kind
geworden, er aß und schlief problemlos und ging gern in die Krippe. In den letzten
Wochen waren die ersten Trotzanfälle aufgetreten, aber damit kam Zita zurecht, letztlich
war sie dann doch noch stärker als ein wutentbrannter Zweijähriger.
    »Ja«, sagte
sie nun auf Linus’ Frage, »aber wir haben auch schon erste Fortschritte gemacht.
Leute gefunden, die am Tatort waren und so. Nun brauche ich erst mal ein Bier. Und
dann mache ich den Kartoffelsalat.«
    »Schon fertig«,
triumphierte Linus, »Leo hat mir geholfen.«
    »Toll, aber
in was für einem Zustand ist die Küche?«
    »Halb so
schlimm.«
    Zita ging
hinauf. Ihre Wohnung lag im ersten Stock, aber sie durften den Garten mitbenützen.
Sie zog Jeans und ein T-Shirt an und schlüpfte in flache Sommerschuhe. In der Küche
nahm sie ein Bier aus dem Kühlschrank. Auf dem Tisch stand tatsächlich schon der
Kartoffelsalat. Sie stellte Geschirr, Besteck, die Salatschüssel und ihr Bier auf
ein Tablett und balancierte es in den Garten hinunter. Linus stocherte in den Holzkohlen
herum. Zita eilte nochmals hinauf, um Brot zu holen, einen Becher für Leo und einen
Lappen, um den Tisch abzuwischen. Leo stoffelte im Garten herum. Besonders interessierten
ihn die Himbeerbüsche, denn er liebte die süßen Beeren, konnte aber ziemlich wütend
werden, wenn er sich an den Dornen kratzte. Linus ging hinauf, um das Fleisch zu
holen.
    »Bring noch
Leos Tee und sein Lätzchen«, rief Zita ihm nach, aber er hörte sie nicht mehr. Deshalb
eilte sie ihm nach. Als sie beide wieder beladen herunterkamen, war die Kohle zu
weißer, rotglühender Glut geworden.
    »Prima«,
sagte Linus, »jetzt lege ich die Würste drauf. Leo, willst du mir helfen?«
    Aber der
Kleine erschien nicht. »Ich hole ihn«, sagte Zita und ging in Richtung der Himbeerbüsche.
Kein Leo mit rot verschmiertem Mäulchen und klebrigen Händen. »Leo!« Zita ging um
die Hausecke. Jener Teil des Gartens gehörte den Nachbarn aus dem Erdgeschoss, aber
Leo kümmerten derlei Finessen natürlich nicht. Bänzigers saßen an ihrem Sitzplatz.
Nein, Leo sei hier nicht aufgetaucht. Zita ging zurück und auf die andere Seite,
wo der Komposthaufen war, den der Junge ebenfalls interessant fand. Kein Leo. »Wo
ist das Kind nur?«
    »Ich schau
mal nach, ob er die Treppe hinaufgeklettert ist.« Linus verschwand im Haus, kam
aber gleich wieder. Nein, Leo war nicht in der Wohnung.
    »Im Keller?«
    »Nein, die
Tür ist abgeschlossen. Außerdem hätte er Angst, allein hinunterzugehen.«
    »Aber wo
ist er denn?«
    Linus öffnete
das Gartentörchen und schaute auf die Straße. Kein kleiner Junge.
    Plötzlich
überfiel Zita Angst. »Wie kann das sein? Er muss doch hier irgendwo sein? Er kann
nicht weit gekommen sein.«
    Sie hatte
das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, nicht mehr denken zu können. Leo war weg.
    »Er war
höchstens zwei Minuten allein, und er läuft sicher nicht weg, wenn es gleich Bratwurst
zu essen gibt.« Auch Linus wirkte beunruhigt.
    Tu etwas,
wollte Zita ihn anschreien, aber sie besann sich. »Wir müssen ihn suchen«, sagte
sie. »Geh du auf die Straße, ich schaue nochmals im Haus.«
    Linus ging
zum Nachbarhaus, auch dort saß die Familie im Garten und hatte den Kleinen nicht
gesehen. Und auch im Haus gegenüber war er nicht. Leo ist verschwunden, hämmerte
es in Zitas Kopf, mein Junge, unser Junge, mein Kleiner. Er war nicht in der Wohnung,
nicht im Keller, nicht in Bänzigers Wohnung. Er ist entführt worden, dachte Zita,
er wird missbraucht, er wird getötet, das überlebe ich nicht. Getötet. Das tote
Baby vom Katzenbach fiel ihr wieder ein, und ihr wurde übel. Da ist ein Verrückter
in der Stadt, der kleine Kinder umbringt, zuerst Luzia – und jetzt Leo. Wir waren
auf einer völlig falschen Fährte, es war weder Luzias Mutter noch ihr Vater oder
die Großmutter. Da läuft einer herum, der es auf Kinder abgesehen hat. Wir müssen
eine Großfahndung auslösen. Wahrscheinlich hat er Leo in ein Auto gezerrt und ist
jetzt schon weiß Gott wo mit ihm.

Weitere Kostenlose Bücher