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Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Katzenbach: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Katzenbach: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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Kind verloren«, schnauzte er eine Journalistin an, »das Letzte, was sie
jetzt brauchen kann, ist eine Interviewanfrage.«
    »Finden
Sie nicht, dass die Öffentlichkeit ein Recht hat, Details zu erfahren?«
    »Nein. Der
Schutz dieser Familie geht vor.«
    Ein bisschen
mehr Diplomatie, dachte Zita Elmer. Sie wusste, dass sie selbst auch nicht unbedingt
ein Ausbund an Charme war, dennoch schien es ihr ab und zu, das mit den Medienkonferenzen
könnte sie besser durchziehen als ihr Chef.
    »Was sagen
Sie zu dem Gerücht, dass das Baby schwerbehindert war?«
    Auf diese
Frage war Streiff nicht vorbereitet gewesen. Wie hatte der das bloß herausgekriegt?
Wer hatte da geplappert?
    »Kein Kommentar.
Das spielt für die Ermittlungen keine Rolle.«
    »Aber gewiss
spielt das eine Rolle«, widersprach der Journalist, ein junger Schnösel, der für
eine Gratiszeitung arbeitete. »Das verändert doch den möglichen Täterkreis.«
    »Sie können
überzeugt sein, dass wir in alle Richtungen ermitteln«, schnitt ihm Streiff das
Wort ab. »Noch Fragen? Nein? Dann ist die Konferenz geschlossen.«
    Zita Elmer
war nicht wohl bei der Sache. Jetzt haben sie Blut geleckt, dachte sie. Wenn sie
mehr herausfinden, und das werden sie zweifellos, wenn nötig, werden sie sich vor
den Kindergärten in Seebach herumtreiben und Sechsjährige ausfragen, dann werden
sie kein Erbarmen kennen. Sie hätte es besser gefunden, etwas mehr preiszugeben
und im Gegenzug um Diskretion zu bitten. Aber Streiff war der Chef, und er hatte
einen harten Schädel.
    Sie unterließ
es, ihn zu kritisieren. Er ließ sich zwar durchaus ab und zu etwas sagen von ihr,
aber bei diesem Thema wäre er brummig geworden. Außerdem hatte sie ihm Wichtigeres
mitzuteilen.
    »Ich habe
mit Lieselotte Bärs Tante telefoniert.«
    »Ja?« Er
war sofort interessiert.
    »Sie hat
zwar seit Längerem nichts von ihr gehört. Aber sie meinte, es wäre möglich, dass
ihre Nichte nach Einsiedeln gefahren sei. Die Familie habe dort früher ab und zu
Ferien gemacht, Lieselotte habe diesen Ort immer geliebt und sei auch manchmal hingefahren.
Dann habe ich die Polizei Einsiedeln angerufen und sie gebeten abzuklären, ob irgendwo,
wahrscheinlich in einer günstigen Pension oder in einem Bed-and-Breakfast, eine
Lieselotte Bär abgestiegen sei. Sie haben versprochen, morgen Bescheid zu geben.«
    »Sehr gut,
danke, dann schauen wir morgen weiter.« Elmer freute sich, mit Lob war Streiff eher
sparsam.
     
    Zita freute sich auf den Abend.
Es war halb sechs, in einer halben Stunde würde sie zu Hause sein. Ein heller, lauer
Sommerabend, sie würden im Garten essen. Linus hatte heute früh Feierabend, er hatte
gesagt, er würde den Grill vorbereiten und Würste kaufen. Leo liebte Bratwurst über
alles. Sie würde einen Kartoffelsalat machen, die Kartoffeln hatte sie schon am
Vortag gekocht.
    Als sie
in den Garten kam, war Linus daran, die Holzkohle zu entzünden. Leo stand begeistert
daneben, die blonden Haare verwuschelt, und rief: »Feuer machen!« Er lief ihr entgegen
und warf sich in ihre Arme. »Mama, Wurst essen!«
    Sie hob
ihn hoch. »Aber sicher, mein Kleiner, heute essen wir Wurst.«
    Nach einem
Kontrollblick auf den Grill kam Linus zu ihr und küsste sie. »Na, strengen Tag hinter
dir?«
    Linus war
ein dunkelhaariger, muskulöser, gut aussehender Mann. So gut aussehend, dass Kolleginnen
von Zita, die ebenfalls ein Auge auf ihn geworfen hatten, hinter ihrem Rücken gelästert
hatten, wie er ausgerechnet auf sie hatte verfallen können, die mit ihrer mollig-kräftigen
Figur und ihrem eher grob geschnittenen Gesicht ja nun wirklich keine Schönheit
war. Zita hatte das eine oder andere aufgeschnappt, aber es war ihr egal gewesen.
Linus wusste schon, was er an ihr hatte. Er wollte eine Frau, die verlässlich war,
den Karren mitzog und nicht die halbe Zeit rechts und links mit hübschen Kollegen
herumflirtete. Und Zita wollte Linus, der unkompliziert war, den sie zu Hause nicht
bedienen musste, sondern der selbst wusste, wo der Flaschenöffner und das Brotmesser
waren. Sie hatten sich länger überlegt, ob sie Kinder wollten, denn für Zita war
es klar, dass sie auch mit Kindern im Beruf nicht zurückstecken würde. Nun hatten
sie seit zwei Jahren Leo, und es ging mithilfe von Krippe und Großmutter Margrit
sehr gut. Leo war zwar nicht von Anfang an ein pflegeleichtes Kind gewesen, als
Baby hatte er stundenlang schreien können, warum, wusste kein Mensch. Die ersten
Monate waren hart gewesen, Zita hatte

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