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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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blutend. Erst nach und nach überlagerten sich beide Schemen zu einem einzigen Bild. Das Resultat war kaum weniger erfreulich. Achs rechte Gesichtshälfte schien völlig in Blut getaucht zu sein. Das kalkige Weiß ihrer Haut betonte dabei noch zusätzlich den grausigen Kontrast zwischen Grün und Rot.
    Seltsamerweise empfand ich keinerlei Erleichterung darüber, dass auch ein Spuk bluten konnte. Als mich ihre schlangenhaften Lippen nun wieder angrinsten, wirkte sie gefährlicher als je zuvor. Es war das Grinsen einer verletzten Löwin. »Keine Angst, ich bin noch da«, versicherte mir ihre dunkle Stimme. »Als kleine Aufmerksamkeit werde ich mir für dich sogar besonders viel Zeit nehmen. Doch eins nach dem anderen. Wie du sicherlich vernommen hast, bedarf dein Freund noch einer weiteren Behandlung. Solange wirst du leider warten müssen. Wenn es etwas gibt, was ich noch mehr verabscheue, als euch Sterbliche, so ist es, eine Arbeit unerledigt zu lassen.« Sie packte mich am Genick und zerrte mich vor den Eingang der Kleiderkammer. »Ich hoffe nur, du langweilst dich nicht zu sehr.«
    Noch bevor ich überhaupt reagieren konnte, wurde mein Körper ins Innere des Zimmers geschleudert. Mein Kopf zerschlug eine oder mehrere Neonröhren. Wie ein Komet wurde ich daraufhin von einem Nebel aus feinsten Glassplittern umgeben. Nur Sekundenbruchteile später neigte sich meine Flugbahn jäh nach unten. Ich wollte gerade schreien, als etwas heftig mit meiner Hüfte kollidierte. Es war eine Kleiderstange, die schließlich krachend unter meinem Gewicht nachgab. Schwarz-weiße Stoffe hüllten mich ein. Dann gab es nur noch Schwarz.
    Schwarze Stille.
    Schmerzen.
    Dann nur noch Stille.
    Ein lang gezogener Schrei riss mich brutal in die Wirklichkeit zurück, in eine Wirklichkeit, die nur aus endlosen Qualen zu bestehen schien. Alles in mir sträubte sich dagegen, jenes schwarze Reich der Stille zu verlassen, jenen friedlichen Ort des Nichts.
    Aber hinter mir hatten sich die Pforten geschlossen. Eine Weile lag ich einfach nur da und lauschte dem anhaltenden Stöhnen und Wimmern. Anfangs waren es kaum mehr als abstrakte Klänge; als ich jedoch die verzerrte Stimme erkannte, enthüllte sich mir schlagartig die grausige Wahrheit.
    Friedlander , dröhnte es in meinem Kopf. Aus einem mir unerklärlichen Grund hatte der Sheriff die Folter bislang überlebt.
    Endlich schlug ich die Augen auf. Vielleicht ist es noch immer nicht zu spät für ihn , dachte ich. Vielleicht kannst du ihn noch retten.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass mein rechtes Auge blind war. Ich setzte mich auf und verspürte augenblicklich einen brennenden Stich in der Brust. Nur noch röchelnd konnte ich nach Luft schnappen. Irgendetwas Spitzes war gerade dabei, meine Lunge zu durchbohren. Nur mühsam fand ich eine Position, die ein tieferes Einatmen erlaubte.
    Als ich mein Auge untersuchte, stellte sich glücklicherweise heraus, dass das Lid nur durch getrocknetes Blut verklebt war. Nachdem ich die Kruste mit etwas Speichel aufgelöst hatte, nahm mein Sichtfeld wieder die gewohnte Größe an.
    Erneut hallte ein fast unmenschliches Stöhnen durch die Wohnung. Friedlander hatte keine Kraft mehr zum Schreien. Was ich da hörte, waren die letzten unbewussten Seufzer eines Sterbenden.
    Mir blieb keine Wahl; solange ich mich noch irgendwie bewegen konnte, musste ich alles versuchen, um den Sheriff von seinem entsetzlichen Martyrium zu erlösen.
    Vergiss die Schmerzen , befahl ich mir. Sie sind nicht vorhanden.
    Ich wollte mich kräftig mit beiden Händen vom Boden abdrücken, aber mein linker Arm gehorchte mir nicht. Diesmal ließ sich der Defekt allerdings nicht mit Spucke beheben.
    Ungläubig starrte ich auf das seltsame Gebilde, das angeblich zu meinem Körper gehörte. Das Ding, das nur noch entfernt an eine Hand erinnerte, stand in einem anatomisch unmöglichen Winkel vom Unterarm ab. Dicke, teilweise noch glänzende Blutschlieren wanden sich wie ein Schal um das stark angeschwollene Fleisch. Auf den ersten Blick wirkte es so, als wenn Ach meine Hand fast vollständig vom Arm abgerissen hätte. Bei einer näheren Untersuchung kam ich jedoch zu einer weniger dramatischen Diagnose. Das viele Blut stammte ausschließlich von den tiefen Schnitten, die mir Achs Krallen zugefügt hatten; das Handgelenk war lediglich gebrochen.
    »Lediglich gebrochen …« Ich kicherte hysterisch vor mich hin. »Was bin ich nur für ein Glückspilz.«
    Am Pfosten einer Kleiderstange zog ich mich

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