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Katzendaemmerung

Katzendaemmerung

Titel: Katzendaemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Gordon Wolf
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stieß wieder ein dunkles Gelächter aus. »Der Mut der Verzweiflung spricht aus dir. Oder gar der des Wahnsinns? Niemand kann mich bezwingen, und das weißt du. Ebenso muss dir klar sein, dass du den heutigen Abend nicht mehr erleben wirst. Dein Schicksal hat sich erfüllt, mein kleiner Sterblicher. Es ist aus.«
    In der Zwischenzeit hatte sich die Wärme des Schen zu einer glühenden Hitze gesteigert. Der Ring brannte sich förmlich in mein Fleisch, doch ich ballte die Faust nur noch fester zusammen. Dieser Schmerz ist gut , sagte ich mir. Nimm’ ihn bewusst in dir auf. Vielleicht ist er deine Rettung.
    Spielerisch versuchte ich etwas mehr Abstand zwischen Ach und mich zu bekommen; ich setzte zu einer halben Drehung an, aber schon nach dem ersten Schritt zog mich ihre Klaue wieder zurück.
    »Willst du mich etwa schon verlassen?«, höhnte sie. »Aber ich habe doch noch gar nicht angefangen.«
    So gut es ging, versteckte ich meine Anspannung hinter einem Lächeln. »Vielleicht habe ich etwas dagegen; dein gestelztes Gequatsche geht mir ohnehin auf den Geist. Du kannst mich nicht töten. Ich stehe unter Bastets Schutz. Vielleicht wäre es daher ratsamer, ein etwas weniger arrogantes Verhalten mir gegenüber zu zeigen.«
    Nur ihr Mund zeigte eine amüsierte Reaktion; die Augen blieben finster starrende Höhlen. »Welch große Worte für einen nichtigen Wurm wie dich. Vielleicht kann ich dich wirklich nicht töten, wer weiß? Vielleicht aber will ich das auch gar nicht. Hast du bereits vergessen, wie du selbst mich beschrieben hast? Ich werde meine Freude daran haben, dich in etwas zu verwandeln, vor dem sich selbst deine Mutter vor Ekel abwenden wird.« Wie ein Hypnotiseur ließ Ach ihren überlangen Zeigefinger vor meiner Nase hin und her wandern. An dem scharfen, gekrümmten Nagel klebte noch immer das Blut des Sheriffs. »Du willst sicher eine kleine Kostprobe, nicht wahr?« Sie lächelte. »Nun gut, dann beginnen wir mit den Augen. Welches von beiden soll ich dir ausstechen, das Linke oder das Rechte?«
    Ich bog meinen Kopf so weit wie möglich zurück, doch ich konnte der Kralle einfach nicht entgehen. Unablässig tanzte sie vor meinen Lidern. Meine Panik war so übermächtig, dass ich selbst das Feuer in meiner linken Hand vergaß.
    »Nun sag schon, elender Narr«, drängte mich Ach. »Das Linke oder das Rechte? Welches von beiden kannst du leichter entbehren? Noch hast du die freie Wahl. Aber strapaziere meine Geduld nicht zu sehr; wenn du noch lange zögerst, werde ich mir beide nehmen.«
    Ich war noch immer verzweifelt mit dem Paradoxon beschäftigt, zwei irrsinnige Möglichkeiten gegeneinander abwägen zu müssen, als hinter uns plötzlich ein tiefes Stöhnen erklang. Friedlander , dachte ich. Er lebt noch.
    Ach lockerte kurz ihren Griff und blickte überrascht zur Seite. Auf diesen Moment hatte ich gewartet. Ich holte aus und schmetterte ihr meine Faust mit aller Kraft gegen ihr Kinn. Der Aufprall war so hart, als hätte ich gegen eine Betonmauer geschlagen. Der Kopf der Dämonin zuckte nicht einmal. Mit Genugtuung sah ich aber, dass der Schen immerhin einen breiten Schnitt auf der Wange hinterlassen hatte. Auch diese Wunde würde sich niemals mehr schließen.
    Obwohl ich meinen Gegner selbst mit magischer Unterstützung kaum angekratzt hatte, kämpfte ich verbissen weiter. Ich wollte gerade einen weiteren Schlag gegen Achs Schläfe führen, als mein Arm mitten in der Bewegung abgebremst wurde. Gelbe Krallen rissen erneut Haut auf und bohrten sich tief in mein Handgelenk. Verglichen mit den glühenden Wogen des Schen durchraste mich nun ein regelrechter Schmerz-Taifun. Ich schrie und zerrte, doch nichts vermochte meine Qualen zu lindern. In Achs Klauen war ich kaum mehr als eine zappelnde Motte.
    »Netter Versuch«, zischten mich die leblosen grünen Lippen an. »Vollkommen sinnlos aber beachtlich … zumindest für einen Sterblichen wie dich. Ich finde, soviel Mut sollte belohnt werden.«
    Plötzlich gab es ein widerliches Knacken. Erst als meine Nervenbahnen unter der Entladung eines schier unerträglich reinen, blendend weißen Schmerzes zu bersten drohten, begriff ich, dass ich soeben das Splittern meiner eigenen Knochen gehört hatte. Noch ehe ich schreien konnte, wurde es Schwarz um mich.
    Ich weiß nicht, wie lange ich ohnmächtig blieb – vermutlich waren es nur wenige Sekunden – als ich schließlich die Augen wieder öffnete, sah ich Achs grausige Fratze gleich zweimal. Verschwommen und

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