Katzenjammer
hätte ich nun wirklich nicht mithalten können.«
»Das kannst du laut sagen. Da habe ich mir ein echtes Spitzenpaket geschnürt.«
Erst lachen beide, dann wird Daniel wieder ernst. »Ab und zu denke ich schon darüber nach, warum es mit uns nicht geklappt hat. Ich habe mir das damals sehr gewünscht.«
Caro greift über den Tisch, nimmt Daniels Hand und drückt sie. »Ich weiß. Und ob du es glaubst oder nicht: Ich habe es mir auch gewünscht. Aber wahrscheinlich kannten wir uns einfach zu gut.«
Jetzt nimmt Daniel Carolins zweite Hand, und von meinem Blickwinkel sieht es so aus, als würde er mit seinen Händen die ihren streicheln. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Auf alle Fälle sieht es sehr vertraut aus und – zärtlich. Ob Marc dieses Bild gefallen würde, wenn er die beiden jetzt sehen könnte? Und müsste ich in diesem Moment nicht eigentlich genauso einschreiten wie bei Marc und Sabine? Andererseits – Sabine war mir gleich unsympathisch, Daniel dagegen sofort mein Freund. Und wahrscheinlich gibt es Dinge, die klären Männer und Frauen lieber unter sich. Ohne die Einmischung eines Dackels.
»Also, die Befragung der Zeugin hat folgendes Täterprofil ergeben: Der Gesuchte ist ein junger Mann mit großer Tasche, Fahrrad und rasantem Fahrstil. Des Weiteren riecht er nach Pfefferminz und hält sich im Großraum Alster auf.« Herr Beck wiederholt noch einmal mit wichtiger Miene, was ich ihm soeben über mein Gespräch mit Cherie berichtet habe. »Ein Fahrradkurier. Sehr selten in dieser Stadt. Ich würde sagen, der Typ ist so gut wie gefunden.«
Wenn dieser fette Kater hämisch grinsen könnte, würde er es nun mit Sicherheit tun. Aber ich habe noch ein Ass im Ärmel, von dem er nichts ahnt.
»Tja, mein Lieber, das würde ich auch sagen. Denn ich bin selbst Zeuge. Ich habe die Zielperson schon selbst gesehen.« Ha! Das hat gesessen, Herr Beck guckt ganz schön doof aus der Wäsche. Kein Wunder. Gerade auf meinen letzten Satz bin ich besonders stolz. Der blöde Kater ist nämlich beileibe nicht das einzige Haustier, das schon einmal einen Krimi im Fernsehen geguckt hat. Und bevor ich Herrn Beck über die neueste Entwicklung mit Cherie informiert habe, habe ich nochmal ganz tief in meinem Erinnerungsschatz an gemeinsame Fernsehabende mit Carolin gegraben. Zielperson . Ich bin ein Superdackel.
»Äh, du hast ihn schon mal gesehen?«
»Ja. Damals an der Alster. Als Carolin mit dem Fuß umgeknickt ist. Ein junger Mann hat ihr ins Café geholfen, sie konnte ja kaum noch laufen. Und auf diesen Herrn passt die Beschreibung perfekt. Er war auch genauso frech, wie man wahrscheinlich sein muss, um wehrlose Retrieverdamen umzufahren. Hat gleich an Carolin rumgegraben. Bei der hatte er natürlich keine Chance. Egal – ich bin mir sicher, das ist unser Mann.«
Herr Beck guckt sehr zweifelnd. »Ich weiß nicht. So sensationell einzigartig ist das Täterprofil nun auch wieder nicht. Das passt bestimmt auf ein paar mehr Leute.«
Der nun wieder! Immer diese negative Art! Aber davon lasse ich mich gar nicht erschüttern.
»Gut, es mag sein, dass ich falschliege. Aber was spricht dagegen, den Kerl zu suchen? Ich erkenne ihn bestimmt wieder. Und wenn wir ihn haben, organisieren wir eine Gegenüberstellung .« Noch so ein tolles Wort. Und tatsächlich scheint Herr Beck nun ein bisschen beeindruckt. Jedenfalls murmelt er Gegenüberstellung in seinen Schnurrbart und streicht sich mit einer Tatze über die Barthaare.
»Gut«, befindet Beck, als er sich genug um seinen Bart gekümmert hat, »ich habe dir vom Täterprofil berichtet. Kommen wir nun zu etwas, das der Fachmann als Bewegungsprofil bezeichnet.« Mist. Beck trumpft wieder auf, und ich habe kein weiteres Fachwort, das ich noch verbraten könnte. Offenbar sieht er mir an, dass ich nicht weiß, was damit gemeint sein könnte, denn er setzt in sehr gönnerhaftem Ton zu einer Erklärung an. »Unter dem Bewegungsprofil verstehen wir einen durch Datensammlung erstellten Datensatz, der es uns ermöglicht, die Bewegungen und damit auch die Aufenthaltsorte einer Person nachzuvollziehen und zu überwachen. Gerade bei einem Fahrradkurier ein wichtiges kriminalistisches Werkzeug.«
Hä? Ich verstehe kein Wort. Datensatz? Datensammlung? Das kann sich Herr Beck unmöglich durch ein paar gemeinsame Fernsehstunden mit Nina angeeignet haben. Langsam werden mir Katzen unheimlich.
»Gut, dann jetzt mal für Hunde: Du hast ihn gesehen, Cherie hat ihn gesehen. Dann
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