Katzenjammer
Musste zu einem Auswärtstermin.«
»Na, und lässt dich hier einfach allein? Ja, ja, diese berufstätigen Frauen.« Sie lacht.
»Ach, Mutter, wo du gerade davon sprichst – wenn du mit der Post fertig bist, würde ich mich gerne mal in Ruhe mit dir unterhalten.«
»Worüber denn?«
»Wie wir hier weitermachen. Sag einfach Bescheid, wenn du wieder da bist.« Er kommt zurück zu mir ins Behandlungszimmer.
»Herkules, ich wünschte, du könntest sprechen. Wie bist du nur an dieses Buch gekommen? Und was ist gestern passiert? Weißt du, ich mache mir wirklich Sorgen.«
Da sagt er was! Auch ich würde ihm zu gerne erzählen, was es mit dem Buch auf sich hat und warum Carolin sich so schrecklich verhält. Aber stattdessen kann ich nur die Ohren hängen lassen und ihn traurig angucken. Marc seufzt.
»Tja, Kumpel. Hoffen wir einfach mal, dass sich alles wieder einrenkt. Ich schlage vor, du vergnügst dich ein bisschen im Garten. Und wenn ich das unangenehme Gespräch mit meiner Mutter hinter mich gebracht habe, machen wir beide etwas Schönes: Wir holen Luisa vom Hort ab und gehen gemeinsam ein Eis essen. Was hältst du davon? Ich finde, das haben wir uns als kleinen Lichtblick verdient.«
Ich wedele mit dem Schwanz. Solche positiven Ansätze müssen unbedingt verstärkt werden! Bis es so weit ist, werde ich mich ein bisschen in der Sonne entspannen. Schließlich waren die letzten Tage auch für mich sehr anstrengend – da muss ein kleines Schläfchen drin sein.
Als wir vor der Schule ankommen, wartet Luisa schon auf uns.
»Mensch, Papa, du bist zu spät!«
»Tut mir leid, mein Schatz. Ich musste noch etwas mit der Oma besprechen, und das hat länger gedauert. Aber dafür habe ich Herkules mitgebracht.«
»Oh, klasse! Ist Carolin denn auch wieder da?«
»Äh, nein, die ist noch unterwegs. Kommt aber bestimmt bald nach Hause. Ich finde, wir gehen jetzt mal ein Eis essen.«
»Superidee!«
»Wie war es denn sonst so?«
»Och, ganz gut. Greta vom Tussi-Club feiert Geburtstag, und ich bin auch eingeladen. Sie macht eine Rollschuh-Rallye, und du, Herkules, sollst auch mitkommen. Toll, nicht? Ich gehöre jetzt richtig dazu. Und alles wegen Herkules!«
Stolz recke ich mich und mache Männchen. Genau, alles wegen mir! Endlich mal eine Frau, die das erkennt und zu würdigen weiß. Luisa nimmt Marc die Leine aus der Hand und läuft mit mir los.
»Kommt, wer als Erster an der Eisdiele ist!«
»Auch das noch! Dein armer, alter Vater!«
Auch Marc beginnt zu laufen, und schon kurz darauf biegen wir um die Ecke zur Eisdiele.
»Erster!«, ruft Luisa und stellt sich mit mir an die lange Schlange vor dem Eingang.
»Ja, aber du hast geschummelt. Herkules hat dich gezogen. Das zählt nicht.«
»Nee, Papa, du bist einfach zu langsam.«
Sie gibt Marc einen Kuss, und ich merke, wie mir wohlig warm wird. Nicht vom Rennen, sondern von dem schönen Gefühl, dass hier endlich mal zwei Menschen miteinander glücklich sind. Hach, wenn Carolin nicht mehr auftaucht, bleibe ich einfach bei Marc und Luisa. Die kann mich gernhaben.
Offenbar kann Marc meine Gedanken lesen.
»Na, wir machen uns das auch ohne dein Frauchen nett, was?«
Luisa guckt Marc streng an. »Aber Papa! Wir können Caro doch ein Eis mitbringen! Oder ist sie heute Abend immer noch nicht da? Wo ist sie denn bloß?«
Marc streicht sich durch die Haare, er scheint zu überlegen, was er Luisa antworten soll.
»Sag mal, Schatz, du hast mir gesagt, dass Caro noch mal wegwollte?«
»Genau. Du hast mir doch erklärt, dass sie momentan viel um die Ohren hat.«
»Richtig. Aber habt ihr euch noch über irgendetwas anderes unterhalten?«
Luisa denkt nach. »Nein, eigentlich nicht … obwohl: doch! Ich habe ihr erzählt, dass du neulich mit Mama im Violetta warst.«
»Was? Woher weißt du das?«
»Von Mama. Mama hat mir ein Buch für dich mitgegeben. Sie sagt, darüber habt ihr im Violetta gesprochen. Und dann wollte Caro das Buch mal sehen. Aber ich habe mich gar nicht mehr mit ihr darüber unterhalten, denn dann musste sie ja schon weg.«
Marc schlägt sich mit der Hand vor die Stirn. »Verdammte Scheiße!«
»Papa! So was darf man nicht sagen, das ist doch ein Klo-Wort!«
»Du hast Recht, entschuldige. Ist mir so rausgerutscht.«
»Bist du irgendwie böse auf mich?«
»Nein, nein! Ich bin froh, dass du mir das erzählt hast.«
Und ich erst! Vielleicht wird doch wieder alles gut. Auch, wenn ich noch ziemlich sauer auf Carolin bin: Ich hätte sie sehr, sehr
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