Katzenjammer
tatsächlich ein untrügliches Zeichen für Zuneigung zwischen Männern und Frauen.«
»Sag mal, Luisa«, macht nun Claudia Serwe einen Vorschlag, »wo sich unsere beiden hier doch so gut verstehen, wollen wir da nicht mal mit ihnen zusammen spazieren gehen? Ich muss jetzt leider los, aber ich finde, wir sollten uns bald verabreden, damit Herkules und Cherie sich wiedersehen können.«
»Au ja!«, ruft Luisa. »Das ist eine Superidee. Vielleicht werden die beiden dann richtige Freunde. Und neue Freunde finden ist toll, das weiß ich von mir selbst.«
»Gut, ich rufe deinen Vater an, und dann machen wir etwas aus. Ich wünsche noch einen schönen Abend!«
Bevor sich auch Cherie umdreht, um weiterzulaufen, zwinkert sie mir zu. Glaube ich jedenfalls. Ach was, ich bin mir sicher. Und mein kleines Herz schlägt ganz schnell. Ich habe eine Verabredung!
Sehr beschwingt hüpfe ich hinter Marc und Luisa die Stufen zur Wohnung hoch. Dort empfängt uns Oma Wagner mit einer Miene wie mindestens drei Tage Regenwetter.
»Hat dich deine Freundin schon erreicht? Die Gute wirkte etwas aufgelöst.« So, wie Marcs Mutter die Gute sagt, klingt es nicht eben freundlich. Sie hat schon den Abendbrottisch gedeckt und mir ein sehr leckeres Fresschen in den Napf gefüllt. Schön, so umsorgt zu werden – obwohl Oma Wagner momentan keinen besonders liebevollen Eindruck macht. Im Gegenteil. Sie scheint irgendwie sauer zu sein. Aber warum bloß?
»Nein. Warum? Was war denn los?«
»Sie vermisst ihren Hund. Ich habe dir gleich gesagt, dass der wohl ausgebüxt war. Aber auf mich hört ja keiner.«
»Hast du ihr denn nicht gesagt, dass Herkules bei uns ist?«
»Nein.«
»Bitte?! Du hast es ihr nicht gesagt?«
»Weißt du, ich hatte nun wirklich keine Veranlassung, mit dieser Frau zu plaudern. Und außerdem wollte sie ja unbedingt dich sprechen.«
»Also wirklich, Mutter!« Marc haut mit der flachen Hand auf die Tischplatte. »Was soll denn das? Wenn du jetzt beleidigt bist, weil ich eine neue Sprechstundenhilfe suche, beschwer dich bei mir. Aber hör auf, Carolin so zu behandeln.«
In diesem Moment kommt Luisa ins Esszimmer. »Was ist mit Carolin? Kommt sie heute Abend immer noch nicht?«
»Doch, doch. Mach dir keine Sorgen. Ich rufe sie mal an.« Marc holt das Telefon, das auf der Anrichte liegt, und wählt eine Nummer, horcht kurz, wählt nochmal. »Mist. Festnetz besetzt und Handy ausgeschaltet. Komm, Herkules, du alter Fahnenflüchtling. Wir fahren zu Frauchen.«
Carolin öffnet uns die Tür, sieht mich – und nimmt mich sofort auf den Arm.
»Herkules, mein Schatz! Wo bist du denn gewesen? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!«
»Er saß vor etwa einer Stunde auf einmal vor unserer Tür. Übrigens: Hallo, Carolin.« Huch. Marc klingt sehr, sehr streng.
»Entschuldige – hallo erst mal. Aber weißt du, ich bin noch ganz aufgelöst. Ich habe Herkules überall gesucht. Und ich habe auch mit deiner Mutter telefoniert. Sie hat mir nicht gesagt, dass Herkules bei euch ist.«
»Ich weiß. Sie ist etwas indisponiert.«
»Bist du etwa abgehauen, Herkules?«
Ich wedele mit dem Schwanz. Schließlich habe ich kein schlechtes Gewissen. Caro hat sich das selbst zuzuschreiben.
»Du böser, böser Hund! Frauchen hatte solche Angst. Warum machst du denn solche Sachen?«
»Na, wenn du diesen jungen Mann so schlecht behandelt hast wie mich, ist es offen gestanden kein Wunder.«
Carolin zieht die Augenbrauen nach oben, was von meiner Position auf ihrem Arm aus sehr lustig aussieht. » Ich dich schlecht behandelt? Was fällt dir ein? Ich habe eher den Eindruck, dass du mir einiges zu erzählen hast.«
»Richtig, meine Liebe. Zuallererst nämlich eines: Wer fremde Post liest, muss mit dem Inhalt auch selbst fertig werden.«
Carolin schnappt nach Luft. »Bitte? Wie meinst du das denn?«
Marc grinst. »Das Buch und die Widmung. Eindeutig für mich bestimmt.«
»Aber … aber … woher weißt du? Hat Luisa …?«
»Nein. Luisa hat das Gott sei Dank alles gar nicht mitbekommen. Aber mein Kumpel Herkules, der weiß noch, was Eigentum bedeutet. Er kam nämlich nicht allein, sondern hatte das Buch in der Schnauze.«
Carolin starrt mich mit offenem Mund an. »Er hatte … was?!«
»Genau. Er hatte das Buch dabei. Ein Blick auf die Widmung, und ich wusste sofort, was los ist. Das hätte mich allerdings nicht dazu gebracht, hier aufzulaufen. Denn ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ja – ich habe mich mit Sabine getroffen. Weil sie
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