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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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Kurator zuckte die Schultern. «Ihnen mehr zuzugestehen bin ich nicht bereit – und auch nicht zu streiten: So, wie ich Sie sehe, ist es unnütz, Sie überzeugen zu wollen. Lassen wir das Ganze in der Schwebe. Ich bin Ihretwegen gekommen, aber mir Ihren Unsinn anzuhören ist nicht das Einzige, was ich in Madrid tun kann. Ich werde einige Tage bleiben, Dokumentationen konsultieren, Freunde und Kollegen besuchen, vielleicht gehe ich auch nach Toledo oder El Escorial, und ich werde versuchen, einen Stierkampf mit jungen Tieren zu sehen, ich stehe auf die Banderilleros. Wenn Sie etwas von mir wollen, hinterlassen Sie eine Nachricht in der Rezeption. Ich weiß, dass Sie es tun werden.»

27
    Als er das Palace verließ, konnte Anthony an den Laubbäumen grüne Triebe ausmachen. Diese zarten Frühlingsvorboten lösten eine absurde Gereiztheit in ihm aus – jeder Vorwand war gut genug, um dem Kummer ein Ventil zu öffnen, den ihm das Gespräch mit Edwin Garrigaw bereitet hatte, weniger wegen dessen Schmähungen als weil die Argumente des alten Kurators Anthonys Überzeugungen unleugbar ins Wanken gebracht hatten. Aber an dem Punkt, an dem er jetzt stand, durfte er sich keine Schwächen zugestehen und noch weniger einen Verzicht in Erwägung ziehen. Wenn er das Unterfangen aus Angst vor einem kapitalen Irrtum aufgab, was hatte er dann zu erwarten? Die Rückkehr in ein engstirniges Akademikerleben mit seinen langweiligen Arbeiten und schäbigen Rivalitäten. Ob er weitermachte oder sich zurückzog, es brauchte denselben Mut. Gar nicht zu reden von der Befürchtung, der verschlagene Garrigaw könnte das Risiko, das zu meiden er ihm, Anthony, nahegelegt hatte, auf sich nehmen und die Lorbeeren selbst einheimsen. Denn unter normalen Umständen, da durfte er sich nichts vormachen, wäre Edwin Garrigaw und nicht Anthony Whitelands die richtige Person gewesen, um die Echtheit und den Wert eines so wichtigen Bildes zu bestimmen. Nur die turbulente politische Situation in Spanien und, vor allem, die alte Feindschaft zwischen dem affektierten Brummbär Garrigaw und dem undurchsichtigen Pedro Teacher hatte die Wahl auf einen zweitrangigen Experten fallen lassen. Zweifellos aus diesem Grund war Garrigaw, kaum war ihm die Usurpation zu Ohren gekommen, nach Madrid gereist, um sein ganzes Prestige und seine Trickkiste in die Waagschale zu werfen und sich nicht weiter die Schau stehlen zu lassen. Aber diesmal würde es nicht nach Garrigaws Kopf gehen, das schwor sich Anthony.
    Mit diesem festen Vorsatz und einer randvollen Tüte Lebensmittel aus demselben Laden wie am Vortag betrat er die Hotelhalle und verlangte den Zimmerschlüssel.
    «Den habe ich der Señorita gegeben», sagte der Empfangschef, «sie erwartet Sie oben.»
    Anthony überhörte den respektvollen Ton des Empfangschefs und das Wort Señorita für die Toñina, die er nach der Erfüllung ihrer Mutterpflichten wieder zurückerwartet hatte, da sie offenbar entschlossen war, sich keine Minute länger als nötig von ihm zu trennen. Doch als er, seine Tüte balancierend, bei sich anklopfte, öffnete ihm Paquita del Valle, Marquise von Cornellá.
    «Guten Tag, Señor Whitelands», sagte sie amüsiert, als sie seine Reaktion sah. «Verzeihen Sie meine Kühnheit. Ich wollte mit Ihnen sprechen und habe die Öffentlichkeit des Empfangs nicht als den geeigneten Ort dafür erachtet. Der Herr an der Rezeption war so nett und hat mir den Zimmerschlüssel gegeben. Wenn ich Sie störe, brauchen Sie es nur zu sagen, und ich gehe.»
    «Keinesfalls, das fehlte noch», stotterte der Engländer, stellte die Tüte mit den Lebensmitteln auf den Tisch und hängte Mantel und Hut an den Garderobenständer. «Es ist einfach so, dass ich Sie nicht erwartet habe … Der Empfangschef hat zwar etwas erwähnt, aber natürlich habe ich nicht an Sie gedacht …»
    Die junge Frau hatte sich vors Fenster gestellt. Im reinen Licht des Frühlingsmittags zeichnete sich ihr Profil ab, ihre Locken funkelten. «Wen haben Sie denn dann erwartet?»
    «Oh, niemand. Nur habe ich … in letzter Zeit reichlich oft unerwarteten Besuch bekommen. Sie wissen ja, die Polizei, Beamte der Botschaft … Das bringt mich ganz aus dem Häuschen, wenn der Ausdruck korrekt ist.»
    Während er den Blick durch dieses üble Loch schweifen ließ, erinnerte er sich an den prächtigen Salon des Hotels Palace und stellte sich bis in alle Einzelheiten die Dimensionen, die Eleganz und den Komfort seiner Zimmer vor, und wieder einmal wurde ihm

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