Katzenkrieg
zu einem anderen Mann flogen, berührte ihn schmerzlich, erstaunte ihn aber nicht. «Werden wir uns wiedersehen?», fragte er ohne Hoffnung.
«Möglicherweise», antwortete Paquita, jedes Wort betonend. «Sehen schon; vielleicht werden wir uns wiedersehen.»
Mit der Zigarette zwischen den Lippen stand sie auf und begann sich anzuziehen. Genau in diesem Augenblick wurde entschlossen an die Tür geklopft. Anthony begann das Herz bis zum Hals zu schlagen. Die Liste möglicher Personen auf dem Flur war lang und beängstigend; der fürchterliche Kolja, José Antonio höchstpersönlich, Hauptmann Coscolluela oder Guillermo del Valle. Mit gespielter Trägheit fragte er, wer da sei, worauf die Stimme der Toñina antwortete. Anthony seufzte erleichtert – ihre Gegenwart war eher unbequem als gefährlich, und er vertraute darauf, der Situation Herr zu werden.
«Die Reinmachefrau», sagte er leise zu Paquita; und laut: «Ich bin beschäftigt, kommen Sie später wieder.»
«Ich kann nicht warten, Antonio», antwortete das Mädchen verängstigt. «Ich habe den Kleinen mitgebracht und muss ihn wickeln.»
Verdattert wandte sich der Engländer zu Paquita um, die sich fertig angekleidet und auf den Stuhl gesetzt hatte, um sich die Strümpfe anzuziehen. Sie zuckte die Schultern, widmete sich seelenruhig weiter ihren Strümpfen und schlüpfte dann in die Schuhe. Als sie so weit war, stand sie auf, drehte sich um und schaute aus dem Fenster. Anthony hatte sich das Laken um die Hüfte gebunden und ging zur Tür. Die Hand auf dem Griff, hielt er inne, zögerte einige Sekunden und sagte: «Warte.»
Er trat zu Paquita und flüsterte: «Das ist eine lange, idiotische Geschichte ohne jede Bedeutung.»
Ohne ihn anzuschauen, warf sie die Zigarette auf den Boden, trat sie mit dem Schuh aus und murmelte wie zu sich selbst: «Mein Gott, was habe ich getan? Was habe ich getan?»
Anthony legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie gab ihm eine Ohrfeige. «Rühren Sie mich nicht an, Señor Whitelands!», rief sie und ging zur Tür.
Draußen hatte das Baby zu plärren begonnen. Die junge Marquise öffnete die Tür und starrte die Toñina an, die ihr Kind wiegte und ein Lied dazu sang. Paquita ging um sie herum und entfernte sich hochmütig. Die Toñina hatte sich von ihrem Schrecken erholt und hielt Anthony zurück, der Paquita folgen wollte. «Antonio, du bist ja splitternackt!»
Wütend warf er das Laken auf den Boden des Flurs und ging, englische Flüche ausstoßend, ins Zimmer zurück. Das Baby plärrte weiter. Die Toñina hob das Laken auf, trat ins Zimmer und zog die Tür hinter sich zu, um das Geschrei zu dämpfen. Der Engländer, der sich eilig anzog, schmetterte die Toñina mit den Blicken nieder und rief: «Verdammt seist du, du und dieses widerwärtige Balg!»
«Verzeih mir, Antonio, verzeih mir! Der Herr unten hat mir nicht gesagt …» Gleichzeitig schützte sie das Baby für den Fall, dass den Verwünschungen des Engländers auch noch eine Tracht Prügel folgte. Diese Reaktion entwaffnete Anthony. Er zog Jackett und Schuhe an, sauste davon und die Treppe hinunter und gelangte keuchend in die Halle. Weder da noch auf der Straße sah er Paquita. Er ging zurück und befragte gestikulierend den Empfangschef. Dieser gab vor, nichts von der Boulevardkomödie zu ahnen, die er selbst inszeniert hatte, und sagte, die Señorita habe draußen ein Taxi angehalten. Ohne erst Mantel und Hut zu holen, und mit losen Schnürsenkeln stoppte Anthony ebenfalls ein Taxi, setzte sich hinein und nannte dem Fahrer die Adresse des Palais in der Castellana.
Unweit von da und parallel zu diesen dramatischen Ereignissen, an denen er eine größere Schuld trug als der boshafte Empfangschef, aber ahnungsloser als dieser in Bezug auf den Handlungsablauf, befand sich Higinio Zamora Zamorano auf dem Weg zur Justa, um Auskünfte über das Ergebnis seiner Initiative einzuholen. Die gute Frau hatte ihm nichts zu berichten, und hätten die beiden genaue Informationen über die verhängnisvolle Verkettung von Entgleisungen gehabt, so hätten weder er noch sie den guten Ausgang der Operation für verloren erklärt. Mit einer Vorstellung vom Leben und seinen Angelegenheiten, bei der politische Losungen und Operettenscherzchen gleichrangig waren, wussten Higinio und die Justa, dass von des Ersteren Versuch, die Kleine unterzubringen, wenig zu erwarten war, dass dieses wenige aber viel war im Vergleich zu gar nichts. Zwei von Anbeginn an durch ein gnadenloses
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