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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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politischen Leben ausschließen wollen.
    Der erste General versucht das Gespräch abzudämpfen. «Es ist ja nicht nur das Geld, Alvarito, sondern das gesellschaftliche Prestige unserer Handlungen, sollte es zu einer … Du bist eine hochgestellte Persönlichkeit.»
    Als er diese servilen Worte hört, schnalzt der dritte General, breitbeinig in seinem Sessel hängend, spöttisch mit der Zunge. Distinguiert und geschniegelt, ist er das pure Gegenteil seines molligen Kameraden: temperamentvoll, aufrührerisch, ein Nachtschwärmer und von beißendem Witz. Älter als die beiden anderen, auf die er keine großen Stücke hält, hat auch er in Afrika Karriere gemacht, ist aber im Schatten des schrecklichen Kubakriegs ausgebildet worden. Er hält es für kindlich, um nicht zu sagen weibisch, den Preis einer Aktion am Aufwand oder an den Opfern zu messen. Um ihn zu beschäftigen und zufriedenzustellen, hat ihn die vorherige Regierung zum Generalinspektor der Grenzpolizei ernannt, ein gutbesoldeter, wenig arbeitsintensiver Job, den er mit Reisen durch ganz Spanien verbindet, was ihn zusammen mit seinem einfachen, stets zu Späßen aufgelegten Wesen zum idealen Vermittler zwischen versprengten Militärs gemacht hat.
    Jetzt haben sich die drei in Madrid heimlich mit anderen Generalen versammelt, um eine Entscheidung zu treffen und je nach dem Ergebnis Bewegungen zu koordinieren und Daten festzulegen. Aber das Treffen hat nichts anderes ergeben, als Differenzen deutlich zu machen. Fast alle sind sich einig über die Notwendigkeit einer militärischen Intervention, die mit dem herrschenden Chaos Schluss macht, das Auseinanderfallen des spanischen Staats verhindert und die von Moskau orchestrierte rote Verschwörung verhütet. Aber bei allem anderen gehen die Meinungen auseinander. Viele sind dafür, nicht länger zu warten; je weiter der unabwendbare Aufstand hinausgezögert wird, desto besser kann sich der Feind vorbereiten. Eine Minderheit empfindet es als überstürzt und ist dagegen. Auf allen lastet die Erinnerung an General Sanjurjo, der zwei Jahre zuvor rebelliert hat und immer noch im portugiesischen Exil festsitzt.
    Ein Staatsstreich ist kein Honiglecken. Zunächst einmal darf man nicht auf die innere Einheit der Armee bauen; einige Generale sind überzeugte Republikaner, andere nicht, aber ihr Ehrenkodex lässt einen Aufstand gegen eine an der Urne legitimierte Regierung nicht zu. Viele Offiziere und mittlere Kader mit Befehlsgewalt sind Linke oder sympathisieren mit Sektoren der Linken. Und schließlich darf man nicht blind den Gehorsam der Truppen oder die Eignung eines Haufens unerprobter Rekruten voraussetzen. Für dieses Problem sehen die Afrikanisten eine einfache Lösung: Den Staatsstreich wird die Legion durchführen und nötigenfalls die regulären Truppen aus Marokko mitbringen; die Nordafrikaner sind loyal und würden mit Vergnügen einen umgekehrten Kolonialkrieg führen. Doch das löst den gewichtigsten Aspekt des Problems nicht. Die häufigen Putschs des 19. Jahrhunderts fanden auf der Bühne eines bäuerlichen, um nicht zu sagen feudalen Spaniens mit einer isolierten, ignoranten Bevölkerung statt, der die Politik einerlei war. Heute ist das genaue Gegenteil der Fall. Wenn der Putsch auf bewaffneten Widerstand stößt und in einen echten Bürgerkrieg mündet, wird eine geeinte und kompetente Armee zweifellos Feldschlachten gewinnen, doch die Städte und Industriezentren wird sie nicht kontrollieren können, vor allem wenn sich, wie es den Anschein macht, die Guardia Civil und die Bereitschaftspolizei dem Aufstand nicht anschließen. In diesem Fall müsste man auf die irregulären Außen-rechts-Gruppen zurückgreifen: Sie sind zahlreich, haben Erfahrung im Straßenkampf und brennen darauf, in Aktion zu treten. Doch die Nachteile springen ins Auge: Da sie nicht in die militärischen Strukturen integriert sind, gehorchen die Mitglieder dieser Gruppierungen ihren eigenen Führern und sonst niemandem. Einer der anwesenden Generale hat mit den navarresischen Traditionalisten in Verhandlung gestanden und Lehrgeld bezahlen müssen. Für ihre Mitwirkung hatten diese navarresischen Karlisten vieles gefordert, Vernünftiges ebenso wie Phantastisches, und überdies nützen die mühsam erarbeiteten Abkommen nichts und dauern auch nicht an, weil die Gruppe immer wieder in sich gespalten ist. Schließlich ist er zum Schluss gekommen, dass diese paramilitärischen Organisationen, obwohl sie gleiche Ziele verfolgen, mit

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