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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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wenn ihn Paquita nicht mit einem Ruf zurückgehalten hätte.
    Ohne ihn aus dem Visier zu lassen, bellte der Butler dem Mauerbesetzer ein «Hände hoch!» zu, worauf dieser antwortete, das könne er nicht tun, sonst falle er auf die Straße. Diese begreifliche Erklärung gab er nicht nur gegen den Garten hin ab, sondern sogleich auch, den Kopf drehend, auf die Straße hinunter, wo die beiden Fahrer, die den Schrei ebenfalls gehört hatten, mit gezückter Pistole herbeigeeilt kamen und den Mann aufforderten, sich zu ergeben.
    Das Ganze hätte sich in die Länge gezogen, wäre nicht nach kurzer Zeit der Herzog in Begleitung der drei Generale aus dem Haus getreten. Auf einen fragenden Blick seines Herrn und Gebieters hin deutete der Butler mit seiner Doppelflinte auf den Eindringling, dessen Kopf die Mauer überragte.
    «Donnerlittchen!», rief der Herzog, als er die Gestalt erblickte. «Wer ist dieser Kerl, und was tut er hier oben, halb drinnen und halb draußen?»
    «Das weiß ich nicht, Exzellenz», antwortete der Butler, «aber wenn Euer Exzellenz es erlaubt, jag ich ihm den Kopf in die Luft, und dann werden wir ja sehen.»
    «Nein, nein! Keine Skandale in meinem Haus, Julián! Und schon gar nicht heute!», fügte er hinzu, während er auf die drei Generale hinter sich deutete.
    Damit geriet die Handlung erneut ins Stocken, bis General Franco, aus seiner scheinbaren Trägheit erwachend, zur Mauer ging und mit seiner schrillen Stimme zu dem Eindringling sagte: «Sie da, wer Sie auch sind, kommen Sie sofort in den Garten runter!»
    «Das kann ich leider nicht, mein General», antwortete der andere. «Ich bin ein Kriegsversehrter.»
    «Mein General?», rief Franco. «Ja, weißt du denn, wer ich bin?»
    «Wüsst ich es doch nicht, mein General, doch nur zu gut weiß ich es. Ich hatte die Ehre, in Larache unter Ihrem Kommando zu kämpfen. Dort wurde ich verletzt, befördert, dekoriert und aus dem aktiven Dienst entlassen. Derzeit gehöre ich der Obersten Polizeidirektion an. Hauptmann Kokospaella, äh … Coscolluela, stets zu Ihren Diensten. Und sagen Sie denen da draußen bitte, sie sollen nicht schießen.»
    Um seinen Kollegen sich nicht allzu sehr in den Vordergrund spielen zu lassen, donnerte Queipo de Llano: «Waffen wegstecken, ihr Armleuchter! Soll es etwa ganz Madrid mitkriegen? Und du da auf der Mauer, wohin willst du abkommandiert sein?»
    «In die Oberste Polizeidirektion, mein General, unter Oberstleutnant Marranón», antwortete Hauptmann Coscolluela.
    «So eine gottverdammte Scheiße! Was hab ich euch gesagt? Dieser Hundsfott von Azaña hat uns beschatten lassen.»
    «Nicht Sie, mein General», protestierte Hauptmann Coscolluela. «Einen Engländer.»
    «Einen Engländer?», sagte Mola. «Ein Engländer im Hause des Herrn Herzog von Igualada? Du hältst uns wohl für bescheuert?»
    «Wie könnte ich, mein General.»
    «Na», sagte Queipo de Llano, «am Ende ist es vielleicht doch keine so schlechte Idee, ihn abzuführen und dann zu erschießen. Ob er uns nun beschattet hat oder aus sonst einem Grund hier ist – wenn er Bericht erstattet, sind wir geliefert.»
    Mola runzelte die Stirn, strich sich übers Kinn und überlegte. «Werden Sie das tun, Hauptmann?»
    «Nein, mein General. Ich habe bloß über die Bewegungen des Engländers zu informieren.»
    «Wer ist denn nun dieser verdammte Engländer?», fragte Franco. «Ein Spion?»
    «Nein, mein General – ein Professor oder so was Ähnliches.»
    Der Herzog und Paquita, stumme Zuschauer, verzichteten aus je und je anderen Gründen darauf, die Aussagen des Hauptmanns zu bestätigen. In seinem Versteck verfolgte Anthony den Schwank, den er inszeniert hatte und in dem alle mitspielten außer ihm. Sosehr ihm Paquitas körperliche Nähe die Sinne trübte, sah er doch ein, dass ein Gespräch unter vier Augen im Moment nicht möglich war, dass er vielmehr unbedingt das Palais verlassen musste, ehe er entdeckt wurde oder Hauptmann Coscolluela die Generale von seiner Existenz überzeugen konnte.
    Wenn es ihm gelänge, im Schutz der Hecke einen Bogen um die Gruppe zu machen, könnte er vielleicht in der momentanen Verwirrung durch die Laube und dann über die Treppe ins Hausinnere gelangen, da der Letzte, der herausgekommen war, die Tür nur angelehnt hatte. Drinnen fände er mit etwas Glück den Eingang zum Keller mit dem Bild, wo er sich verstecken und die Nacht abwarten könnte. Dann würde er wieder durch den Garten zur Mauer gehen und über diese das Weite

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