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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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liebe einen Mann und darf annehmen, dass er meine Gefühle erwidert. Aber schwerwiegende Gründe verhindern, dass sich unsere Beziehung in normalen Bahnen bewegen kann. Er achtet mich, und als Ausbund an Rechtschaffenheit wäre er niemals mit einem Verkehr zwischen uns einverstanden, der meine Ehre und Tugend befleckte.»
    «Wo ist denn dann die Sünde, mein Kind?»
    «Nun, Pater, ich …» Paquita zögerte, voller Schmach über ihre Schuld und Furcht vor der Verurteilung. «Um das aus dem Weg zu schaffen, was ihn daran gehindert hat, unsere Liebe am Rande von Moral und Konventionen zu vollziehen, habe ich beschlossen, meine Jungfräulichkeit herzugeben …»
    «Um Gottes willen! Was hör ich da!»
    «Sie haben mich schon als kleines Mädchen gekannt, Pater», fuhr Paquita mit schwacher, aber entschlossener Stimme fort, «seit frühester Kindheit sind Sie nicht nur mein Mentor und Führer gewesen, uns verbindet auch Zuneigung. An die appelliere ich, Pater: Vergessen Sie für einen Moment die Gebote, und hören Sie sich meinen Schmerz und meine Verwirrung mit irdischen Ohren, als Freund und Ratgeber an. Ich werde Ihnen nichts verhehlen: Vor wenigen Stunden erst habe ich mich einem Mann hingegeben. Absichtlich habe ich einen ausgesucht, der mich nicht anzieht, für den ich keine Achtung empfinde und den ich mühelos aus meiner Erinnerung tilgen kann. Kühl habe ich ihn über meine Gründe getäuscht und ihn mit gespielter Lüsternheit verführt …»
    Hier unterbrach sie der Geistliche donnernd: «Was du brauchst, Paquita, ist kein Beichtvater, sondern einen Nervenarzt! Hast du nicht nur die Religion, sondern auch deinen Namen vergessen? Als du so gehandelt hast, wie du sagst, hast du da nicht nur an die ewige Verdammnis gedacht, sondern auch an den guten Namen deiner Familie? Gar nicht zu reden von diesem Mann, den du zur Sünde angestiftet hast. Du hast unmoralisch gehandelt, Paquita, und weder deinen Worten noch deinem Verhalten ist die geringste Reue zu entnehmen. Und jetzt willst du auch noch die Absolution von mir?»
    «Aber, Pater …»
    «Nenn mich nicht Pater. Ich bin weder ein Vater für dich, noch bist du meine Tochter. Du warst schon immer rebellisch und hochfahrend, genau die Wesenszüge Luzifers. Es überrascht mich nicht, dich jetzt vom Bösen besessen zu sehen. Weiche von mir, und weiche von diesem Haus. Du hast eine kleine Schwester, und allein durch deine Nähe könnte ihre Unschuld angesteckt werden. Geh, wohin dich niemand kennt, tue Buße und bitte den Herrn, dir seine Gnade und seine Barmherzigkeit zu offenbaren. Und jetzt gehe ich – ich habe Wichtigeres zu tun, als mir deine Fieberphantasien anzuhören.»
    Der Geistliche entfernte sich, gefolgt von Paquitas klagender Stimme: «Denken Sie daran, Pater, dass das Gesagte dem Beichtgeheimnis untersteht!»
    Diese Ermahnung tröstete den Engländer wenig, der nach dem niederschmetternden Geständnis eher deprimiert als zornig war, und noch weniger das Paar Higinio Zamora Zamorano und Justa, vor denen in diesem Augenblick die Toñina mit dem Kind der Sünde in den Armen und dem Bündel über der Schulter erschien.
    «Toñina!», sagte ihre Mutter. «Was hast denn du hier zu suchen?»
    «Und mit deinen ganzen Siebensachen!», sagte Higinio. «Na, erzähl schon, was geschehen ist – wenn dieser Großtuer es gewagt hat, dich auf die Straße zu setzen, wird er Higinio Zamora Zamorano aber kennenlernen.»
    «Regen Sie sich nicht auf, Higinio», antwortete die Toñina ruhig und deponierte Bündel und Baby auf dem Tisch, «und Sie, Mutter, machen Sie nicht so eine Leichenbittermiene. Der Engländer ist kein schlechter Mensch, und wenn ich zurückgekommen bin, dann aus freien Stücken. In diesem Spiel habe ich nichts verloren.»
    Dann erzählte die Toñina, was im Hotel geschehen war. Als sie fertig war, machte Higinio eine erleichterte Handbewegung. «Aber das hat doch gar nichts zu bedeuten, du Dummerchen!», sagte er in didaktischem Ton und mit seiner sprichwörtlichen Gelassenheit. «Die Engländer sind so: kalt wie Echsen. Jetzt oder nie, und dann aus den Augen, aus dem Sinn. Und die jungen Dämchen aus gutem Haus dasselbe in Grün: viel Kämmchen und Mantillchen, aber von Schicklichkeit nicht die Spur. Und die da noch weniger als die anderen. Nachdem ihr der Fascho einen Korb gegeben hat, darf sie jetzt der ganze Golfclub Puerta de Hierro vernaschen.»
    Die Justa hatte das Baby in die Arme genommen und wiegte es. «Trotzdem», sagte sie, «hat die

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