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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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Kleine das Recht, sich gekränkt zu fühlen. Wie es im Lied heißt: Auch das einfache Volk hat ein Herz.»
    Die Toñina schnitt ein Gesicht. «Es ist nicht so, wie Sie annehmen», sagte sie. «Die Marquise hat das Betttuch befleckt.»
    «Was sagst du da?»
    «Mit meinen eigenen Augen hab ich das Blut gesehen.»
    Higinio gebot Schweigen, er wollte beim Nachdenken nicht gestört werden. Mit gesenktem Kopf und finsterer Miene, die Hände auf dem Rücken verschränkt, ging er im Raum auf und ab. Ab und zu blieb er stehen, glättete die Stirn, und ein vages Lächeln lockerte seine zusammengepressten Lippen; kaum hörbar murmelte er: «Ei, ei, ei», und dann: «Vielleicht ist das die Lösung.» Danach setzte er sich wieder in Bewegung, gefolgt von den respektvollen Blicken der beiden Frauen. In solch entscheidendem Augenblick zerschrie das Kind der Sünde den Nachbarn das Trommelfell, während sich auf dem Korridor des Palais das passive Subjekt dieser Winkelzüge, mit dem Bann des Spiritus Rector belegt und ohne zu ahnen, dass das Geständnis auch vom Opfer der Lüge gehört worden war, die Tränen trocknete, den Himmel beschimpfte und mit aufgewühlter, aber verstockter Seele entschritt.
    Nach einer Weile der Vorsicht spähte Anthony hervor, und da ihm die Luft rein zu sein schien, setzte er seinen Gang fort. Nach wenigen Metern zwangen ihn Schritte und Stimmen abermals in ein Versteck. Da hier kein Vorhang in Reichweite war, drückte er sich dicht an die Wand und vertraute darauf, dass er in einer dunklen Ecke des Korridors unbemerkt bliebe.
    Bald standen zum Greifen nahe der Herzog von Igualada und General Franco vor ihm. Mit angehaltenem Atem hörte er die metallischen Worte des Letzteren: «Eines steht nicht zur Debatte, Exzellenz. Das ist eine Angelegenheit der spanischen Armee. Und nur der spanischen Armee! Wenn sich dieser Ihr Protegé und seine Gruppe von Revolverhelden an irgendeiner Aktivität beteiligen wollen, dann nur in absoluter Unterordnung unter die Miliz, und sie werden dann und so handeln, wann und wie es ihnen befohlen wird, ohne Widerstand und Antinomie. Und sonst müssen sie mit den Konsequenzen ihrer Disziplinlosigkeit rechnen. Die Lage ist ernst, und wir dürfen uns keine Eigenmächtigkeiten erlauben. Sagen Sie das Ihrem Protegé, Exzellenz, so, wie ich es Ihnen sage. Ich sympathisiere mit dem Patriotismus dieser Burschen, das bestreite ich nicht, und ich verstehe ihre Ungeduld, aber die Sache ist ausschließlich und allein eine Angelegenheit der spanischen Armee.»
    «Genauso werde ich es ihm weitersagen, mein General, seien Sie ganz unbesorgt», antwortete der Herzog, «aber General Mola hat mir zu verstehen gegeben … hat mir auch seinen Gesichtspunkt dargelegt.»
    «Mola ist ein großer Soldat, ein vorbildlicher Patriot und ein bedeutender Mensch», sagte Franco, die Stimme senkend, «aber manchmal wird er ein Opfer seiner Sentimentalität. Und Queipo de Llano ist ein Dummkopf. Die Lage ist ernst, und jemand muss einen klaren Kopf und Kaltblütigkeit bewahren. Den bevorstehenden Krieg wird gewinnen, wer in seinen Reihen die Ordnung zu wahren weiß.»
    Sie waren weitergegangen, und Anthony glitt in der Gegenrichtung davon, als er die beiden anderen Generale kommen sah und in aller Eile abermals im Schatten Zuflucht suchen musste. Da hörte er Queipo de Llanos Säuferstimme. «Emilio, wenn es nach Franquito ginge, können wir auf den Sankt-Nimmerleins-Tag warten, bis er sich entscheidet. Bei so viel Rücksichtnahme werden uns die Bolschewiken zuvorkommen, und dann können wir ja sehen, wie wir mit diesem Stier kämpfen. Glaub mir, Emilio, wer rasch gibt, gibt doppelt.»
    «Es ist nicht leicht, so viele Leute zu koordinieren. Da gibt es viel Unentschlossenheit und viel Vorsicht.»
    «Dann koordinieren wir eben nicht. Stell die Karlisten auf die Straße, Emilio. Wenn es zu einem Gemetzel kommt, hört das Zagen schon auf. Im Wesentlichen sind sich ja alle einig. Der Ballast sind die persönlichen Meinungsverschiedenheiten und Streitereien. Vom Schiss einiger Leute gar nicht zu reden. Oder vom Ehrgeiz anderer: Sanjurjo will den Aufstand leiten; Goded erhofft sich dasselbe, und Franquito sahnt still und leise ab, wenn wir nicht auf Draht sind. Wenn du nicht das Kommando übernimmst, kommen wir nirgends hin, Emilio, das kann ich dir sagen.»
    «Ich höre dich, Gonzalo, aber man darf nichts übers Knie brechen. Du regelst alles mit der Kanone, aber das hier ist ein wenig komplexer.»
    General Mola

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