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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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Art Übereinkunft rundweg ab, indem sie sich, nicht ohne Grund, auf die brutale Repression berufen, der die Arbeiterklasse zum Opfer gefallen ist, sowohl von Seiten der Monarchie als auch von Seiten der Republik. Aber im Augenblick kommt ihre Entscheidung einem Selbstmord gleich. In diesem Sinn ist die Rechte vernünftiger – sie verteidigt die Interessen der Minderheit und muss folglich keine erbitterte Masse zufriedenstellen, die auf der Stelle greifbare Resultate fordert. Die Rechte kann warten, denn sie leidet keinen Hunger und wird nur zum bewaffneten Aufstand greifen, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr sieht. Die rechtsextremistischen Gruppierungen, wie die Traditionalisten oder die angeblichen Faschisten der Falange, sind wenige Leute, die von ihren Gebietern an der kurzen Leine der Knauserei gehalten werden. Was die Armee betrifft, so hat ihr Azaña auf den Zahn gefühlt; nicht umsonst war er in der ersten republikanischen Regierung Kriegsminister gewesen. Entgegen der weitverbreiteten Meinung glaubt Azaña nicht, dass die Militärs wirklich eine Republik begraben wollen, die im Grunde auch die ihre ist. Als sie die Monarchie hätten verteidigen können, für deren Wiederherstellung sie sich heute halbherzig engagieren, haben sie keinen Finger gerührt, und das werden sie auch jetzt nicht tun, um die Republik zu stürzen. Die Afrikaner ausgenommen, die ihm wirklich Angst machen, lastet auf den Generalen die Hypothek der Inkompetenz, der Faulheit und des hierarchischen Gestrüpps. Die derzeitige spanische Armee ist eine hinfällige, träge, unorganisierte Institution ohne materielle Mittel und ohne Moral, die 1898 in Kuba und auf den Philippinen eine traurige Rolle gespielt und sich dann, um vor dem Land und sich selbst die Würde zu bewahren, die Rolle des Schiedsrichters in der spanischen Politik angemaßt hat. Trotzdem, das Gleichgewicht ist prekär, und in der Verwirrung machen die Geriebenen ihren Schnitt.
    «Und könnte es nicht Martínez del Mazo sein?», fragt er.
    Anthony Whitelands ist dankbar für die Chance und will seine Gründe darlegen. Stellvertretend für seine Kollegen murrt der Innenminister: «Sollten wir uns nicht auf wichtigere Dinge konzentrieren?»
    Der Premierminister antwortet höflich: «Lieber Amós, es gibt Zeit für alles … oder für nichts. Im Moment macht mich dieses Bild sehr neugierig. In dem Haus, wo es sich befindet, ist José Antonio Primo de Rivera ein regelmäßiger Gast, und da verkehren auch mehrere Putschgenerale. Der undurchsichtige Galerist, der die Verkaufsoperation in Gang gebracht hat, wird in einer leeren Wohnung ermordet, Eigentum einer Schweizer Importfirma, bevor er Señor Whitelands, dem er aus unbekannten Gründen von London aus gefolgt ist, ein Geheimnis enthüllen kann. Die britische Botschaft interessiert sich so sehr für die Angelegenheit, dass sie sie ihrem Geheimdienst zur Kenntnis bringt, und der schickt einen dicken Fisch her. Und eben heute ist ein Sicherheitsbeamter umgebracht worden, der zufälligerweise zum letzten Mal am Tag der Verschwörung im Haus des Herzogs von Igualada gesehen worden ist. Das kann eine Häufung von Zufällen sein, das stimmt, aber wenn es das nicht ist, dann geht von diesem Bild ein unheilvoller Einfluss aus, neben dem Tutanchamun ein Waisenknabe ist.»
    «Wäre es in diesem Fall», insistiert Innenminister Amós Salvador, «nicht klüger, den Stier bei den Hörnern zu packen? Ich besorge mir sogleich eine richterliche Verfügung, und wir beschlagnahmen das Bild. Dann werden wir weitersehen.»
    Animiert von diesem konkreten Vorschlag, steht Oberstleutnant Marranón auf, um die entsprechenden Schritte in die Wege zu leiten. Azaña bedeutet ihm, sich wieder hinzusetzen. «Ich gebe zu, dass mir der Gedanke auch durch den Kopf gegangen ist und mich aus mehreren Gründen verlockt», sagt er. «Zunächst einmal habe ich große Lust, das Bild zu sehen. Und wenn es wirklich ein Velázquez ist, würde ich ihn liebend gern aus seinem Verlies befreien und dem Prado schenken. Aber wir dürfen nicht außerhalb des Gesetzes handeln. Vor allen in diesen Zeiten müssen wir es besonders genau nehmen. Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass Don Álvaro kein Verbrechen begangen hat – es ist kein Verbrechen, ein wertvolles Bild zu besitzen oder sich mit Bürgern jedweder politischer Couleur zu unterhalten. Wir werden unsere Wachsamkeit verstärken, und wenn sie versuchen, das Bild aus dem Land zu schaffen, oder wenn wir ihnen

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