Katzenkrieg
Phantasien, und er beschloss, den Ausgang des Abenteuers mit wachen Sinnen abzuwarten. Ohne seine Hand loszulassen oder ihm Zeit für weitere Überlegungen zu geben, ging Paquita in den Gang hinein. Bei geschlossener Tür waren sie von Dunkelheit umhüllt, bis sich die Augen an das spärliche Licht einer Glühbirne an der Decke gewöhnt hatten. Im Gang herrschte eine feuchte, rauhe Kälte. Sie gelangten zu einer weiteren Tür, die die junge Frau mit präzisen, entschlossenen Bewegungen öffnete. Nach dem Überschreiten der Schwelle fand sich Anthony in einem großen Lagerraum, der von antiken Möbeln, alten Truhen und anderen, mit Decken geschützten Stücken aller Größen vollgestopft war. Die Statuen sahen geisterhaft aus. Da sie nichts sagte und sich nicht bewegte, fragte er: «Wo sind wir? Warum haben Sie mich hierhergebracht?»
Aus einer dunklen Ecke antwortete eine tiefe Stimme: «Haben Sie keine Angst, Señor Whitelands, Sie sind unter Freunden.»
Bei diesen Worten erschien zwischen den Möbeln Seine Exzellenz Don Álvaro del Valle, Herzog von Igualada, in einem dicken Hausmantel und mit grüner Troddel-Filzmütze. Der Engländer war verdutzt – die Gefühle, die Paquitas Benehmen in ihm geweckt hatten, hatten ihn vergessen lassen, warum er hier war.
«Ich danke Ihnen sehr, dass Sie gekommen sind», fuhr der Herzog fort. «Ich habe zunehmend befürchtet, dass Sie in Ihrer Anständigkeit unsere Verabredung nicht einhalten würden. Was die Geheimniskrämerei dieses Treffen angeht, so schreiben Sie es bitte einer übertriebenen Vorsicht zu. Es ist wichtig, dass niemand etwas von Ihrer Anwesenheit hier weiß – und vor allem nicht von dem, was wir sogleich besprechen werden. Auch müssen Sie die Ungastlichkeit des Ortes entschuldigen. Und nun werde ich Ihnen mit Ihrer Erlaubnis und ohne weitere Vorrede die Erklärungen abgeben, die wir Ihnen zweifellos schuldig sind, und wenn Sie die Geduld haben zuzuhören, werden Sie dieses melodramatische Vorgehen verstehen und es uns nachsehen. Zunächst, mein lieber Whitelands, muss ich Sie tausendmal um Verzeihung bitten, dass ich Sie bis jetzt vorsätzlich getäuscht habe. Ich habe, um Ihnen etwas vorzugaukeln, meiner natürlichen Offenheit große Gewalt antun müssen – und mehr noch meinem natürlichen Anstand, wusste ich doch, dass ich damit Ihr Vertrauen und Ihre Ehrenhaftigkeit missbrauchen würde. Dieser Gewissensbisse enthebt mich der Gedanke, dass Sie schließlich eine moralische Entschädigung für die Ihnen angetane Kränkung bekommen werden.»
Der Herzog trat auf seinen verblüfften Gast zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und fuhr mit noch tieferer, vertraulicher Stimme fort: «Obwohl in Kunstdingen ungeschult, bin ich weder so unwissend noch so eingebildet, davon zu phantasieren, die Bilder, die ich Ihnen gestern gezeigt habe, hätten einen substantiellen Wert auf dem ausländischen Markt. Nie hätte ich eine Autorität wie Sie herbestellt, um eine reine Liebhabersammlung einzuschätzen. Seien Sie nicht beleidigt, wenn ich Ihnen sage, dass ich Sie zweimal habe kommen und am Familienleben teilnehmen lassen, nur um Sie zu beobachten. Ich hatte die besten Empfehlungen von Ihnen und nicht den geringsten Grund, an Ihrer Rechtschaffenheit zu zweifeln, doch die Art unserer Beziehung erforderte ein Vertrauen, das nur durch den persönlichen Umgang geschaffen werden konnte. Müßig zu sagen, dass das Ergebnis dieser Prüfung nicht nur zufriedenstellend ausgefallen ist, sondern die optimistischsten Erwartungen weit übertroffen hat. Jetzt weiß ich, dass Sie ein intelligenter, integrer, ausgeglichener Mann sind. Ich würde, ohne zu zögern, mein Leben und das meiner Familie in Ihre Hände legen. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben: Genau das tue ich auch.» Erregt legte er eine Pause ein, als benehme ihm die Gefahr, die über seinen Angehörigen schwebte, den Atem. Obwohl er flüchtig und scheinbar ängstlich um sich blickte, empfand er doch eindeutig einiges Vergnügen bei der Inszenierung seiner Sorgen.
«Niemand weiß etwas von dem, was ich Ihnen erzähle und gleich erzählen werde, nicht einmal meine eigenen Familienmitglieder, außer natürlich Paquita hier, die, obwohl eine Frau, ein scharfes Urteilsvermögen besitzt. Für die anderen ist alles, was seit Ihrem Kommen geschehen ist, die lautere Wahrheit, selbst die fromme Lüge wegen eines möglichen Wertes der Bilder, von der Sie bald befreit sein werden. Auf diese Art versuche ich ihnen nicht nur
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