Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
Vom Netzwerk:
nichts fehlte, und bestätigte das dem Botschaftsrat. Dann erkundigte er sich, wie diese Dinge in seine Hände gelangt waren. «Och, ganz einfach. Gestern Vormittag ist ein Mann spanischer Staatsangehörigkeit gekommen und hat sie uns gegeben. Laut seinen Angaben hatten Sie sie ihm vor einem Bordellbesuch selbst anvertraut, damit er sie für Sie hüte. Er habe draußen auf Sie gewartet, und als er nach einer Weile gesehen habe, dass Sie nicht herauskommen, habe er, völlig durchfroren und angesichts eines langen Heimwegs – er wohne nicht im Zentrum –, beschlossen, zu gehen und Ihnen die Dinge am nächsten Tag zurückzugeben. Erst zu Hause sei ihm eingefallen, dass er ja gar nicht wisse, wo Sie wohnten. Unschlüssig, was er tun solle, sei er auf die Idee gekommen, sie in die Botschaft zu bringen, da Sie sicher über kurz oder lang hierherkommen würden. Natürlich hätten wir uns sofort mit Ihnen in Verbindung gesetzt, wenn wir gewusst hätten, in welchem Hotel Sie abgestiegen sind.»
    «Nanu», rief Anthony, «nie hätte ich einen solchen Ausgang erwartet. Und hat dieser Mann einen Namen und eine Adresse hinterlassen? Ich möchte mich bei ihm bedanken und für seine Redlichkeit erkenntlich zeigen.»
    «Der Name steht auf der Quittung: Higinio Zamora Zamorano, aber weitere Angaben haben wir nicht. Ich meine mich zu erinnern, dass er einen Ort namens Navalcarnero erwähnte, sagt Ihnen das etwas?»
    «Ja, das ist eine sehr weit von Madrid entfernte Ortschaft. Ich glaube kaum, dass mein Wohltäter dort wohnt. Vielleicht ist das ein früherer Wohnort oder die Gemeinde, wo er erfasst ist. Wie auch immer, ich weiß nicht, wie ich mich mit ihm in Verbindung setzen soll, denn jetzt, da ich Brieftasche und Pass wieder habe und mich hier nichts festhält, möchte ich noch heute nach England zurückfahren. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es nachmittags um halb zwei einen Zug. Wenn ich mich spute, kann ich heute Abend in Hendaye sein.»
    Diese Entscheidung hatte er überstürzt und unbedacht getroffen, doch der junge Diplomat nickte, als hätte er bereits damit gerechnet. «Natürlich», sagte er, «so, wie es derzeit in Spanien aussieht, ist es nicht ratsam, den Aufenthalt ohne zwingenden Grund zu verlängern. Und wenn wir schon dabei sind, darf ich Sie nach dem Anlass für Ihre Anwesenheit in Madrid fragen, Mr. Whitelands?»
    «Privatangelegenheiten. Ich habe Freunde besucht.»
    «Verstehe. Natürlich geht mich das nichts an. In keiner Weise. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise. Nur noch eine Frage, wenn Sie so freundlich sind. Kennen Sie einen gewissen Pedro Teacher? Ich kann Ihnen den Namen buchstabieren.»
    «Das ist nicht nötig. Pedro Teacher ist ein Kunsthändler in London. Ich bin Kunstexperte, und bei meinem Beruf ist es normal, dass ich Mr. Teacher dem Namen nach kenne. Möchten Sie sonst noch etwas wissen?»
    Harry Parker schaute zum Fenster, in dem ein wolkenloser blauer Himmel leuchtete, zuckte die Schultern, als wäre das Thema für ihn abgeschlossen, und sagte, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden:
    «Alles deutet darauf hin, dass Sie dieses Land gut kennen, Mr. Whitelands. Wenn dem wirklich so ist, wird Ihnen nicht entgangen sein, in welch prekärer Situation es sich befindet. Und ich brauche nicht hinzuzufügen, welche Sorgen sich die britische Regierung in Bezug auf einen möglichen Fortgang der Ereignisse macht, die ernsthafte, europaweite Auswirkungen haben könnten. Diese Sorge gilt ganz besonders unserer Botschaft. In erster Linie, was die Sicherheit der vielen Staatsangehörigen der Krone betrifft, die in Spanien wohnen oder sich vorübergehend hier aufhalten; in zweiter Linie, was unsere strategischen sowie wirtschaftlichen Interessen angeht. Dieser gewichtigen Fragen nehmen sich natürlich der Herr Botschafter und die entsprechenden Attachés an. In meine Zuständigkeit fallen weniger schwerwiegende, allerdings auch nicht unbedeutende Angelegenheiten. Das ist mein Gebiet, und ich muss informiert sein, finden Sie nicht auch?»
    Er wandte den Blick vom Fenster ab und schaute Anthony mit demselben unschuldigen Ausdruck fest in die Augen. «Es ist kein Geheimnis», fuhr er fort, «dass viele Familien in diesen unsicheren Zeiten Ihren Besitz in Sicherheit zu bringen versuchen, falls sie das Land verlassen müssten. Durchaus verständlich, in jeder Hinsicht. Doch genau in diesen unsicheren Zeiten möchte unsere Regierung kleine Reibereien wegen Schmuggelgeschichten vermeiden, Sie verstehen schon. Im

Weitere Kostenlose Bücher