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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mendoza
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nichts. In dieser Atmosphäre kann kein Republikaner etwas anderes sein als der Joker der gewalttätigen Arbeiterorganisationen. Unsere Zeit gibt keinen Pardon.»
    José Antonio hatte immer lauter gesprochen, und im Lokal hatte sich respektvolles Schweigen ausgebreitet. Von der Tür aus hatten die Leibwächter die reglos an ihren Tischen sitzenden Gäste im Blick. Als José Antonio sah, welche Wirkung seine flammende Rede erzielt hatte, lächelte er zufrieden. Anthony war vom Engagement und Feuer des Redners beeindruckt. Persönlich hatte er nicht das geringste Interesse an der Politik. Bei den letzten Wahlen in England hatte er auf Drängen Catherines Labour gewählt, in denjenigen zuvor die Konservativen, um seinen Schwiegervater zufriedenzustellen, aber in beiden Fällen hatte er keine Ahnung von den Kandidaten und ihrem Parteiprogramm. Mit den Grundsätzen des Liberalismus erzogen, erachtete er das System als richtig, solange es sich nicht als ineffizient erwies, und fühlte sich von keinen anderen politischen Systemen angezogen. In seinen Cambridge-Jahren hatte er instinktiv die marxistischen Ideen abgelehnt, die bei den Studenten so im Schwange waren. Er hielt Mussolini für einen Schwätzer, obwohl er ihm zubilligte, das italienische Volk diszipliniert zu haben. Hitler dagegen flößte ihm Abscheu ein, nicht so sehr wegen seiner Ideologie, die er eher für schwülstig denn für konsistent hielt, als wegen der Bedrohung, die seine Angeberei für Europa bedeutete. Obwohl zu jung, um zwischen 1914 und 1918 eingezogen zu werden, hatte er mit eigenen Augen die Folgen des Ersten Weltkriegs gesehen, und jetzt verfolgte er, wie die Nationen, die die Protagonisten jener Schlächterei gewesen waren, denselben Wahnsinn zu wiederholen im Begriff waren. Im Grunde wollte er sich nur seiner Arbeit widmen – sein turbulentes Privatleben bescherte ihm schon genug Komplikationen. Trotzdem hatte er sich José Antonios magnetischer Wirkung nicht entziehen können, und wenn der imstande war, bei einem widerspenstigen Ausländer eine solche Reaktion auszulösen, und das vor einem Schmorbraten, was würde er da erst bei empfänglichen Massen und in einer Atmosphäre erhitzter Begeisterung bewirken?
    Bevor er sich diese Frage beantworten konnte, löste José Antonio die Spannung selbst auf, indem er sein Weinglas erhob und jovial sagte: «Stoßen wir auf die Zukunft an, aber befassen wir uns mit der Gegenwart. Es wäre ein Verbrechen, diese herrlichen Leckerbissen kalt werden zu lassen, und ein noch größeres, einen Ausländer mit unseren internen Problemen zu langweilen. Lasst uns essen und trinken und von angenehmeren Themen sprechen.»
    Rafael Sánchez Mazas griff den Vorschlag auf und fragte den Engländer, ob sich seine Kenntnisse der spanischen Malerei des Goldenen Zeitalters auch auf die Literatur der Epoche erstreckten. Anthony, glücklich, auf weniger unbekanntes und heikles Terrain zurückzukehren, antwortete, auch wenn das Hauptziel seiner Studien und Interessen tatsächlich die Malerei und insbesondere Velázquez sei, so könne er doch schlecht darüber sprechen, ohne andere Manifestationen der außergewöhnlichen spanischen Kultur jener gloriosen Zeit zu kennen. Strenggenommen sei Velázquez ein Zeitgenosse von Calderón und Gracián, und für seine Kontakte zur Literatur gebe es mehr als genug Beweise; er habe Góngora porträtiert, und auch wenn er nicht der Schöpfer des Quevedo-Porträts sei, wie ab und zu behauptet, bezeuge diese falsche Zuschreibung doch, dass er ihn zumindest hätte porträtieren können. Im Madrid seiner Zeit hätten sich seine Schritte unzweifelhaft mit denen Cervantes’, Lope de Vegas und Tirso de Molinas gekreuzt, und das intellektuelle Milieu sei durchdrungen gewesen von der Poesie der heiligen Teresa, von Bruder Luis de León und vom heiligen San Juan de la Cruz. Und um seine literarische Beschlagenheit unter Beweis zu stellen, rezitierte er:
    An der Bergesflanke
    Nenn ich einen eignen Garten mein.
    Im Lenz die erste Ranke
    Ist voller Triebe fein,
    Lässt froh erwarten frühen Wein.
    Er tat es nicht sehr gekonnt, aber sein guter Wille, seine unübersehbare Liebe zu allem Spanischen und ganz besonders sein pittoresker Akzent trugen ihm den Applaus der Tischgenossen ein, in den mehrere Gäste und Kellner einstimmten. So endete das Essen unter Gelächter und in heiterer Freundschaft.
    Die Nachtluft hatte eine belebende Wirkung auf die muntere Gruppe. Anthony kündigte seinen Rückzug an; von

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